Der Zweite Weltkrieg ging von Deutschland aus und kam nach Deutschland zurück. Als das »Dritte Reich« besiegt war, endlich bedingungslos kapituliert hat und der Krieg in Europa zu Ende war, lagen viele Städte in Schutt und Asche. In Deutschland Köln, Hamburg, Dortmund, Berlin und viele andere. Über Deutschland lagen 400 Millionen Kubikmeter Trümmer. Durch die Bombenangriffe der Alliierten starben mehr als 500.000 Menschen. Allein die Luftangriffe auf Dresden im Februar 1945 forderten 25.000 Menschenleben.
Insgesamt starben in Deutschland schätzungsweise fast 1,2 Millionen Zivilisten durch den Zweiten Weltkrieg.
In der »Stunde null« waren viele Deutsche ausgebombt. 3,6 Millionen Wohnungen zerstört. 7,5 Millionen Menschen waren obdachlos. Dazu kamen bis zu 14 Millionen Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostprovinzen und osteuropäischen Siedlungsgebieten.
Die Deutschen hatten die Mordmaschinerie des Holocaust, Massenexekutionen, Zwangsarbeit und Bombenkrieg über Europa gebracht. Was die Deutschen im Bombenkrieg erlebten, war die Heimkehr des Krieges. Die Spuren der Verwüstung zogen sich durch ganz Europa – einige Orte stehen exemplarisch für seine Zerstörung.
Die Überlebenden von Guernica konnten nie vergessen, was geschah, nachdem die Glocken läuteten, am Nachmittag des 26. April 1937. Es war eine Warnung, als es eigentlich schon zu spät war. Deutsche Flugzeuge der Legion Condor flogen Angriffe in Wellen und warfen in zweieinhalb Stunden mehr als 30 Tonnen Bomben auf das baskische Städtchen. Danach stand fast ganz Guernica in Flammen. Vermutlich 200 bis 300 Menschen kamen dabei um, fast drei Viertel aller Häuser wurden zerstört. Der Luftangriff auf Guernica war nicht nur eine Unterstützung Hitlers für General Franco im Spanischen Bürgerkrieg. Er diente auch als Übung für die Bomberstaffel. Das Ziel war, die Zerstörungskraft zu perfektionieren.
Kurz nach Beginn des Überfalls der deutschen Wehrmacht auf Polen wurden die Bewohner Warschaus Opfer eines Terrorangriffs, wie ihn bisher keine Stadt erlebt hatte. Am 24. September 1939 startete eine dreitägige Bombardierung der polnischen Hauptstadt. Allein am zweiten Tag warf die deutsche Luftwaffe 487 Tonnen Sprengstoff und 72 Tonnen Brandbomben in 1177 Einsätzen ab, um die Zivilbevölkerung zu demoralisieren und die polnische Kapitulation zu erzwingen. Mangels einer ausreichenden Zahl von Bombern setzte die Luftwaffe auch Transportflugzeuge vom Typ Junkers Ju 52 ein – die Brandbomben wurden mit Kohlenschaufeln über die Stadt verteilt. Warschau bestand nur noch aus Ruinen.
Polen verlor im Zweiten Weltkrieg bis zu 17 Prozent seiner Vorkriegsbevölkerung und hat, gemessen am Anteil der Toten an der Einwohnerzahl, den größten Verlust aller Länder hinnehmen müssen.
Polen beklagte insgesamt 5,6 Millionen Tote, davon knapp 5,4 Millionen Zivilisten.
Acht Monate später war die deutsche Führung entschlossen, Rotterdam zu vernichten, falls die Niederländer nicht kapitulierten. Sie warfen ihre Bomben auf militärische und zivile Ziele. Etwa 900 Menschen kamen dabei am 14. Mai 1940 um. 25.000 Wohnungen und 2500 Geschäfte wurden zerstört. Die Stadt wurde ein Symbol für deutsche Terrorbombardements.
200.000 holländische Staatsbürger fielen Bombenangriffen oder Deportationen zum Opfer – bis auf 10.000 Soldaten allesamt Zivilisten.
Der englische Nachthimmel vom 14. auf den 15. November 1940 war klar und hell über Coventry. Optimale Sicht für 449 deutsche Bomber. Die ganze Nacht über warfen sie 503 Tonnen hochexplosive Sprengbomben und 30.000 Brandbomben auf die Stadt mit rund 200.000 Einwohnern. Die Operation »Mondscheinsonate« tötete 568 Zivilisten, 850 wurden schwer verletzt. Fast ein Drittel der Häuser wurde unbewohnbar gemacht. Die Nazis jubelten und erfanden den zynischen Begriff »coventrieren« – eine Stadt völlig zerstören.
Auch die Bewohner Londons traf es besonders schwer. Sie durchlitten 57 Bombennächte durchgehend hintereinander.
»The Blitz« nennen die Briten die deutschen Luftangriffe von Herbst 1940 bis Mai 1941. Orte in ganz England wurden bombardiert, geschätzt eine Million Häuser zerstört.
Insgesamt gab es 61.000 Tote. Die Hälfte der Opfer allein in London.
Für die Bewohner von Belgrad begann die Hölle am Sonntagmorgen des 6. April 1941. Kampfflugzeuge eröffneten Hitlers Balkanfeldzug mit 3200 Spreng- und 14.000 Brandbomben auf die Hauptstadt Jugoslawiens – mit verheerenden Folgen für die Bevölkerung. Sie legten ihre Anfluggeschwindigkeit und Flughöhe so fest, dass alle 20 Meter ein Sprengsatz detonierte.
1,3 Millionen jugoslawische Zivilisten starben im Zweiten Weltkrieg.
Unzählige Orte Europas wurden auch ohne Luftangriffe dem Erdboden gleichgemacht. So wie Oradour-sur-Glane. Am 10. Juni 1944 löschten deutsche Soldaten das französische Dorf aus. Bis heute blieb der Ort, wie ihn die SS verlassen hatte. Hier verübte eine Einheit der Waffen-SS das zahlenmäßig größte Massaker der Deutschen in Westeuropa während des Zweiten Weltkrieges. 642 Zivilisten wurden in wenigen Stunden ermordet, das Dorf geplündert und niedergebrannt. Die Leichen wurden derart verstümmelt, dass man nur 52 Opfer identifizieren konnte.
In der Sowjetunion wurden 1710 Städte und 70.000 Dörfer zerstört – insgesamt 6 Millionen Gebäude.
Im Zweiten Weltkrieg starben 26,6 Mio. sowjetische Bürger – davon fast 18 Mio. Zivilisten.
Hitlers Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion fußte auf der rassenbiologisch begründeten Vorstellung vom sogenannten Lebensraum im Osten.
Am schlimmsten traf es Leningrad. Die Deutschen wollten die Stadtbevölkerung buchstäblich auslöschen.
Fast zweieinhalb Jahre dauerte das Inferno. Nach 871 Tagen wurde die Stadt am 27. Januar 1944 aus der Einkesselung befreit. Die Menschen waren verhungert, erfroren, starben im Artilleriefeuer und im Hagel von 100.000 Fliegerbomben.
Während der Belagerung durch die Wehrmacht haben 1,1 Millionen Leningrader ihr Leben verloren.
In Europa war im Frühjahr 1945 endlich Frieden. Doch im pazifischen Raum ging der Zweite Weltkrieg weiter. Er endete erst mit der Kapitulation Japans am 2. September 1945.
Historiker schätzen, dass weltweit rund 60 Millionen Menschen infolge des Zweiten Weltkrieges ums Leben gekommen sind, darunter sechs Millionen vom NS-Regime ermordete Juden.