Israel behauptet, der getötete Journalist Anas al-Scharif sei Teil der Hamas gewesen. Der UN-Sicherheitsrat kritisiert Israels Militäroffensive. Das Liveblog
Aktualisiert am 11. August 2025, 13:17 Uhr
Bundesregierung fordert von Israel Aufklärung zu getöteten Journalisten
Nach dem tödlichen Luftangriff auf Journalisten im Gazastreifen verlangt die deutsche Regierung mehr Informationen zu dem Vorfall. Israel müsse darlegen, warum bei einem Angriff, der einer Person gegolten habe, auch fünf Kollegen getötet worden seien. Das sagte ein Sprecher des Auswärtigen Amtes.
Außerdem müsse Israel erklären, warum der Journalist keinen Schutzstatus mehr hatte. Seit Kriegsbeginn seien bei Angriffen der israelischen Armee mehr als 200 Medienschaffende getötet worden. Eine solch hohe Zahl sei "absolut inakzeptabel".
Greta Thunberg will erneut nach Gaza segeln
Die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg plant erneut, zusammen mit anderen Aktivisten per Segelschiff nach Gaza zu reisen. Das kündigte die 22-Jährige auf Instagram an. Demnach sollen Ende August Dutzende Schiffe von Spanien Richtung Gazastreifen aufbrechen. "Am 31. August starten wir den bislang größten Versuch, die illegale israelische Blockade des Gazastreifens zu durchbrechen", schrieb Thunberg unter einem Video zu der geplanten Aktion.
Weitere Schiffe sollen sich demnach im Verlauf der Route anschließen. Wie die Times of Israel berichtet, soll auch der brasilianische Staatsbürger Thiago Ávila an der Aktion teilnehmen. Mit Thunberg war er bereits Anfang Juni Richtung Gaza gesegelt, um Hilfsgüter in den durch Israel abgeriegelten Küstenstreifen zu bringen. Die Aktivisten wurden allerdings von der israelischen Armee gestoppt und später ausgewiesen.
Australien will palästinensischen Staat anerkennen
Der australische Regierungschef Anthony Albanese hat angekündigt, Palästina als Staat anzuerkennen. Der formelle Schritt solle bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen im September erfolgen. "Solange die israelische und palästinensische Eigenstaatlichkeit nicht dauerhaft ist, kann Frieden nur vorübergehend sein", sagte er. Die Zweistaatenlösung sei der beste Weg, um "den Kreislauf der Gewalt im Nahen Osten zu durchbrechen und den Konflikt, das Leid und den Hunger in Gaza zu beenden“, sagte Albanese.
Auch Neuseeland teilte mit, eine Anerkennung Palästinas als Staat zu erwägen. Der Schritt sei lediglich eine Frage des Zeitpunkts, sagte der neuseeländische Außenminister Winston Peters. Das Kabinett von Ministerpräsident Christopher Luxon werde im September eine formelle Entscheidung treffen. Der Kurs der Regierung solle dann während der UN-Führungskräftewoche vorgestellt werden.
In den vergangenen Wochen hatten mehrere Länder wie Frankreich, Großbritannien und Kanada angekündigt oder in Aussicht gestellt, bei der UN-Generaldebatte im September in New York einen eigenständigen Palästinenserstaat anzuerkennen.
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Kriegsplan umfasst laut Netanjahu auch zentrale Flüchtlingslager
Israels neuer Kriegsplan sieht laut Ministerpräsident Benjamin Netanjahu neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern des Gazastreifens vor. Das Sicherheitskabinett habe vergangene Woche das Militär angewiesen, "die beiden verbliebenen Hamas-Hochburgen in der Stadt Gaza und in den zentralen Lagern zu zerschlagen", sagte Netanjahu vor ausländischen Journalisten. In einer Mitteilung seines Büros war zuvor nur davon die Rede gewesen, dass das Militär die Einnahme der Stadt Gaza vorbereiten werde.
Al-Dschasira-Journalist nach Terrorvorwurf bei Raketenangriff getötet
Bei einem israelischen Luftangriff auf Gaza-Stadt ist nach Angaben des israelischen Militärs der Journalist Anas al-Scharif vom Sender Al-Dschasira getötet worden. Das Militär begründete dies damit, dass Al-Scharif ein Anführer der "Terrorzelle“ der radikal-islamischen Hamas gewesen sei. Er sei mitverantwortlich gewesen für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und Soldaten.
Der Sender Al-Dschasira meldete, dass bei dem Vorfall insgesamt fünf seiner Mitarbeiter getötet wurden. Der Angriff habe ein Zelt für Journalisten vor dem Haupttor des Al-Schifa-Krankenhauses getroffen, hieß es in dem Bericht. Unter den Toten seien zwei Reporter und drei Kameramänner.
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Merz versetzt Union mit Entscheidung über Waffenlieferung in Aufruhr
Bundeskanzler Friedrich Merz hat entschieden, die Waffenexporte nach Israel vorerst zu stoppen. Die Entscheidung kam für viele in der CDU und CSU völlig überraschend; zahlreiche Unionsvertreter zeigen sich verärgert über den Alleingang des Kanzlers. Mein Kollege Fabian Reinbold stellt in seiner Analyse fest, dass Merz mit diesem Schritt an der DNA der Partei gerüttelt habe. Lesen Sie hier die vollständige Analyse:
Netanjahu bespricht neue Offensive im Gazastreifen mit Trump
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat angekündigt, dass die neue Offensive im Gazastreifen bald starten wird. Sein Büro bestätigte zudem, dass er über seine Pläne zur Offensive mit US-Präsident Donald Trump gesprochen hat. In dem Gespräch soll es vor allem um Israels Ziel gegangen sein, die verbleibenden Hochburgen der radikal-islamischen Hamas einzunehmen. So wolle Israel die übrigen Geiseln befreien und die Hamas besiegen.
UN-Sicherheitsrat kritisiert Israels Vorgehen im Gazastreifen
Israel ist bei einer Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats zur Lage im Gazastreifen stark kritisiert worden. "Wir verurteilen die Entscheidung der israelischen Regierung, den Militäreinsatz in Gaza auszuweiten“, ließen die derzeit fünf europäischen Mitglieder erklären. Großbritannien, Dänemark, Frankreich, Griechenland und Slowenien forderten Israel dazu auf, diese Entscheidung zu überdenken und nicht umzusetzen.
Weiter forderten sie, dass die Terrormiliz Hamas entwaffnet werden muss und in der Zukunft Gazas keine Rolle spielen darf. Stattdessen solle die für Teile des Westjordanlands zuständige palästinensische Autonomiebehörde die Führung übernehmen.
Die USA stellten sich dagegen an die Seite Israels. Das Treffen werde zu Unrecht dafür genutzt, Israel einen Genozid vorzuwerfen, sagte die US-amerikanische UN-Botschafterin Dorothy Shea. "Diese Anschuldigungen sind politisch motiviert und kategorisch falsch“, sagte sie. Der UN-Leiter zur Koordinierung humanitärer Angelegenheiten, Ramesh Rajasingham, beschrieb die Lage in Gaza während der Sitzung als "mehr als entsetzlich".
Netanjahu vermutet "öffentlichen Druck" hinter Merz' Entscheidung
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu wirft Kanzler Friedrich Merz vor, die Entscheidung für einen Teilstopp von Rüstungsexporten wegen öffentlichen Drucks getroffen zu haben. "Ich denke, hier gab er dem Druck falscher Fernsehberichte, dem internen Druck verschiedener Gruppen nach“, sagte Netanjahu auf einer Pressekonferenz.
Auch viele europäische Staats- und Regierungschefs würden ihm eigentlich zustimmen, sich aber "nicht gegen die öffentliche Meinung im Land stellen können", so Netanjahu. Er sprach von einer Verleumdungskampagne der Presse gegen das jüdische Volk. Jeder Gewaltkampagne gegen Juden seien Verleumdungskampagnen vorausgegangen, auf die Massaker und Vertreibungen gefolgt seien, am schlimmsten im Holocaust. "Heute wird der jüdische Staat auf ähnliche Weise verleumdet“, so Netanjahu.
Die Vorwürfe, Israel betreibe im Gazastreifen eine Politik der Aushungerung und des Genozids, wies Netanjahu als von der internationalen Presse aufgegriffene Hamas-Propaganda zurück. Derzeit prüfe er eine Klage gegen die New York Times, die als Titelbild ein abgemagertes Kind aus dem Gazastreifen zeigte, das jedoch nicht mangelernährt sei, sondern an einer genetischen Krankheit leide.
Mindestens 26 Menschen nach palästinensischen Angaben beim Warten auf Hilfsgüter getötet
Nach Angaben von Krankenhäusern und Augenzeugen sind im Gazastreifen mindestens 26 Palästinenser getötet worden, während sie auf Hilfsgüter warteten oder sich in der Umgebung von Verteilzentren befanden.
Zehn getötete Menschen sollen dem Nasser-Krankenhaus zufolge in der Nähe des sogenannten Morag-Korridors auf Lastwagen mit Hilfsgütern gewartet haben. Von sechs weiteren Toten berichteten das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium und das Al-Schifa-Krankenhaus. Diese sollen in der Nähe des Grenzübergangs Zikim im Norden gestorben sein. Der Übergang wird von den Vereinten Nationen genutzt, um Hilfsgüter in das Küstengebiet zu liefern.
Augenzeugen berichteten von Warnschüssen, bevor eine Menschenmenge unter Beschuss genommen worden sei, die versucht habe, eine Verteilungsstelle zu erreichen, die von der umstrittenen Gaza Humanitarian Foundation (GHF) betrieben wird. Das Al-Awda-Krankenhaus in Nuseirat teilte mit, dass dabei vier Menschen durch israelischen Beschuss getötet worden seien. Zudem seien sechs weitere Hilfesuchende getötet worden, die versucht hätten, GHF-Einrichtungen in Chan Junis und Rafah zu erreichen.
Die Pressestelle der GHF teilte der Nachrichtenagentur AP mit, es habe am Sonntag "keine Vorfälle“ an oder in der Nähe ihrer Einrichtungen gegeben. Das israelische Militär selbst sagte, dass seine Soldaten nicht an Zwischenfällen im Zentrum des Gazastreifens beteiligt gewesen waren.
Netanjahu bekräftigt Pläne für neue Offensive in Gaza
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die erneute Ausweitung der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen verteidigt. Sein Land habe keine andere Wahl, "als den Job zu Ende zu bringen und die Hamas vollständig zu besiegen", sagte Netanjahu vor ausländischen Medienschaffenden.
Darüber hinaus würden "kreative Pläne" erörtert, um die noch im Gazastreifen verbliebenen Geiseln zu befreien. Netanjahu versicherte, er wolle den Krieg nicht in die Länge ziehen. Dies erhöhe nur das Risiko, dass viele der Geiseln verhungern könnten. Die in dieser Woche vom Sicherheitskabinett gebilligten Kriegspläne für Gaza seien "der beste Weg", den Krieg schnell zu beenden.
Das Ziel Israels sei es zudem nicht, Gaza zu besetzen, sondern es zu "befreien". Man wolle eine zivile Verwaltung in dem palästinensischen Gebiet aufbauen, die nicht mit der Hamas oder der palästinensischen Autonomiebehörde in Verbindung stehe.
Angesichts harscher internationaler Kritik am geplanten israelischen Vorgehen beklagte der Regierungschef eine "globale Lügenkampagne", ohne vermeintliche Lügen genauer zu benennen oder zu belegen.
Geiselfamilien und andere Gruppen rufen in Israel zum Generalstreik auf
In Israel haben mehrere zivilgesellschaftliche Gruppierungen zu einem Generalstreik aufgerufen. Angehörige der Geiseln sowie gestorbener Soldaten wollen damit den Druck auf die Regierung erhöhen. Das berichten israelische Medien übereinstimmend.
Demnach soll der Streik nächsten Sonntag (17. August) beginnen. Die Familien der Geiseln hoffen, dass sich andere Akteure wie Gewerkschaften und viele Privatpersonen daran beteiligen, wie die Zeitung Ha'aretz berichtet.
Oppositionsführer Jair Lapid befürwortete die Pläne in einer Nachricht auf der Plattform X als "gerechtfertigt und würdig". Auch weitere Oppositionspolitiker schlossen sich dem Aufruf an. Ob sich die Gewerkschaften daran beteiligen, ist noch unklar.
Angehörige der Geiseln und von israelischen Soldaten kritisierten die neuen Militärpläne der Regierung zuletzt deutlich. Sie befürchten, dass die Ausweitung des Einsatzes das Leben der Geiseln und von Soldaten gefährdet.
Islamischer Dschihad greift Israel mit Raketen an
Die palästinensische Terrororganisation Islamischer Dschihad hat aus Gaza Raketen auf israelische Grenzorte abgefeuert. Beschossen wurden nach Angaben des Dschihads die Kibbuzim Nachal Oz und Saad. Demnach führten die Al-Kuds-Brigaden, der militärische Arm der Organisation, den Angriff aus.
Das israelische Militär teilte seinerseits mit, dass zwei Raketen vom Gazastreifen aus auf Israel gefeuert wurden. Ein Geschoss wurde laut dem israelischen Nachrichtenportal ynet abgefangen, das zweite schlug in der Nähe eines Stalls im Kibbuz Saad ein.
Israel will Militärpräsenz in Flüchtlingslagern im Westjordanland bis Jahresende aufrechterhalten
Die israelische Armee soll nach den Worten von Verteidigungsminister Israel Katz mindestens bis Ende des Jahres in mehreren palästinensischen Flüchtlingsvierteln im Westjordanland stationiert bleiben. In einem Beitrag auf der Plattform X bezeichnete Katz die Lager in Dschenin, Tulkarem und Nur al-Schams als "Brutstätten des Terrors", die mit Unterstützung des Iran als Front gegen Israel gedient hätten. Nach einer groß angelegten Offensive gebe es dort "heute keinen Terror mehr", und die Zahl der Terrorwarnungen im Westjordanland sei um 80 Prozent gesunken.
Die Offensive im nördlichen Westjordanland war zu Jahresbeginn gestartet worden und gilt als die größte Militäraktion Israels in der Region seit Jahren. Laut palästinensischen und internationalen Berichten wurden dabei zahlreiche Menschen getötet, Zehntausende aus ihren Häusern vertrieben und weite Teile der Lager zerstört.
Die Vereinten Nationen und die EU kritisierten das Vorgehen scharf. Nach Angaben des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte führte der Einsatz zu einem "beispiellosen Ausmaß massenhafter Vertreibung" seit Jahrzehnten. Unter den Toten befanden sich auch Frauen und Kinder.
Israelische Friedensaktivisten stürmen Livesendung
In Israel haben Aktivisten eine Livesendung im Fernsehen unterbrochen, um gegen die geplante Ausweitung des Gazakriegs zu protestieren. Während einer Abstimmung in der Sendung Ha’ach Ha’gadol, der israelischen Version von Big Brother, stürmten mehrere Menschen mit weißen T-Shirts die Bühne und ließen sich dort nieder. Sie trugen T-Shirts mit der Aufschrift "Wir verlassen Gaza" und skandierten: "Das Volk fordert: Stellt das Feuer ein!" Sicherheitskräfte trugen die Aktivistinnen und Aktivisten von der Bühne.
Die Organisation Standing Together, die sich für Frieden zwischen Israelis und Palästinensern einsetzt, bekannte sich in den sozialen Medien zu der Protestaktion. "Während nur eine Autostunde von den Studios von Big Brother entfernt Geiseln ihrem Schicksal überlassen werden und Kinder an Hunger sterben, berichten die Medien dem Volk nicht, was in Gaza geschieht, und suggerieren den Bürgern, alles sei wie gewohnt", schrieb sie auf Facebook.