In Russland wird wieder Josef Stalin gehuldigt. Auch Wladimir Putins Regime hat sich einiges von ihm abgeschaut.
Aus der ZEIT Nr. 33/2025 Aktualisiert am 11. August 2025, 15:43 Uhr
Der Achtzigjährige mit grauer Jacke und Hornbrille bekreuzigt sich dreimal, kniet nieder, verbeugt sich tief, die Stirn auf die bronzene Absperrung gepresst. Er kniet nicht in einer Kathedrale, sondern in der Moskauer Metrostation Taganskaja vor dem kürzlich enthüllten Stalin-Relief mit dem Namen "Dankbarkeit des Volkes gegenüber dem Führer und Feldherrn". Der Achtzigjährige ist zu einem Videostar geworden, der tagelang die russischen Küchengespräche beherrscht hat. Doch dahinter steht mehr als nur eine Huldigung. Das monumentale Relief mit Stalin inmitten jubelnder Kinder und Werktätiger schockiert viele Russen, weil die Staatsmacht den Menschen hier wie in einem Spiegel zeigt, in welchem Land sie leben.