Viele Angaben über den Kriegsverlauf wie Opferzahlen oder Details zu Kämpfen stammen von ukrainischen oder russischen Behörden und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.
Wichtige Updates
EU verschiebt Entscheidung über eingefrorenes russisches Vermögen
Starmer fordert Waffen mit größerer Reichweite für die Ukraine
Merz: Luftraumverletzung weitere Provokation Russlands
Litauen meldet Luftraumverletzung durch russische Flugzeuge
Selenskij fordert auf EU-Gipfel weitreichende Waffen
Vier Tote bei Sprengstoffanschlag in ukrainischem Bahnhof
Am Bahnhof Ovruch in der ukrainischen Region Schytomyr hat ein Mann während einer Ausweiskontrolle einen Sprengsatz gezündet. Dabei sind vier Menschen getötet und zwölf verletzt worden, teilte die Sprecherin des Innenministeriums, Mariana Reva, der Onlinezeitung Ukrajinska Prawda mit. Getötet wurden demnach eine Grenzbeamtin, zwei Passagiere und der mutmaßliche Täter selbst. Der 23-jährige Mann soll die Tat bei einer Befragung in einem Zug begangen haben.
Der Verdächtige ist einem Sprecher der Grenzpolizei zufolge bereits bekannt gewesen. Er sei kürzlich beim Versuch festgenommen worden, das Land Richtung Westen zu verlassen. Die Hintergründe seiner Tat sind jedoch noch unklar.
Wegen der seit mehr als dreieinhalb Jahren andauernden russischen Invasion herrscht in der Ukraine Kriegsrecht. Männer im Alter zwischen 22 und 60 Jahren dürfen ohne Sondererlaubnis das Land nicht verlassen und können zur Landesverteidigung an der Front eingezogen werden. Immer wieder kommt es auch zu Gewalt durch Sicherheitskräfte bei der Mobilmachung, wenn Männer zum Kriegsdienst eingezogen werden.
Reiche stellt Ukraine bei Besuch in Kiew weitere Hilfen in Aussicht
Bundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche hat der Ukraine zusätzliche Hilfen in Aussicht gestellt. Bei einem Besuch in Kiew sagte die CDU-Politikerin zu Journalisten, Anfang Oktober seien rund 60 Prozent der Gasversorgung der Ukraine durch russische Angriffe zerstört worden. Das Ziel Russlands sei es offenbar, die Ukraine mürbe zu machen. „Wir werden helfen, die Energieinfrastruktur wieder aufzubauen.“ Deutschland stelle bereits ein Drittel von insgesamt 390 Millionen Euro für den Ukraine-Energiehilfsfonds bereit. Außerdem sei schon zugesagt, 30 Millionen Euro mehr in der Ukraine zu investieren. Diese Summe könne noch einmal erhöht werden.
Einem Sprecher zufolge geht es bei der Reise bis einschließlich Sonntag auch um den Ausbau der deutsch-ukrainischen Rüstungskooperation. Die CDU-Politikerin wird von einer Wirtschaftsdelegation begleitet. Neben politischen Gesprächen mit der Regierung in Kiew plant Reiche auch mehrere Unternehmensbesuche. Details dazu sind noch nicht bekannt.
Russland habe vor dem vierten Kriegswinter gerade seine Angriffe auf die ukrainische Energieversorgung verstärkt, sagte Reiche zudem einer Mitteilung des Ministeriums zufolge. Das gefährde die Strom- und Wärmeversorgung im Winter. „Das sind gezielte Angriffe Putins auf die Zivilbevölkerung. Beim Wiederaufbau und der Sicherung der Energieversorgung wird dringende Hilfe benötigt.“ Hier solle ausgelotet werden, ob im Rahmen der deutsch-ukrainischen Energiepartnerschaft noch konkreter geholfen werden könne. „Gleiches gilt für den Ausbau der Zusammenarbeit in der Verteidigungswirtschaft.“
Russland: Verletzte nach ukrainischem Drohnenangriff nahe Moskau
Bei einem Drohnenangriff auf die Region Moskau sind nach Angaben der örtlichen Behörden fünf Menschen verletzt worden, darunter ein Kind. In der Stadt Krasnogorsk sei eine Drohne in ein Apartment geflogen, erklärte Gouverneur Andrej Worobjow. Krasnogorsk liegt 20 Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt.
Das russische Verteidigungsministerium teilte mit, die Luftabwehr habe in der Nacht 111 ukrainische Drohnen über 13 russischen Regionen abgefangen und zerstört. Der Großteil wurde demnach im Süden Russlands zum Absturz gebracht, allein 34 über dem Gebiet Rostow am Don, weitere 25 über Brjansk. Im Gebiet Moskau wurde eine Drohne abgeschossen.
EU verschiebt Entscheidung über eingefrorenes russisches Vermögen
Die EU-Staats- und Regierungschefs haben am Donnerstag auf dem EU-Gipfel in Brüssel die Entscheidung vertagt, der Ukraine einen 140-Milliarden-Euro-Kredit durch die Nutzung der in der EU eingefrorenen russischen Staatsvermögen zu geben. In den Schlussfolgerungen heißt es nur, dass die EU-Kommission möglichst schnell Optionen erarbeiten solle, über die man auf dem EU-Gipfel im Dezember beraten wolle. Vor allem der Ministerpräsident Belgiens, Bart De Wever, pochte auf Garantien der Partner. Bei der belgischen Firma Euroclear liegt das Gros des eingefrorenen Geldes.
Lesen Sie hier mehr zum EU-Gipfel in Brüssel:
Starmer fordert Waffen mit größerer Reichweite für die Ukraine
Der britische Premierminister Keir Starmer möchte die Verbündeten der Ukraine aufrufen, mehr Waffen mit großer Reichweite zu liefern. Das Land müsse vor dem Winter in eine möglichst starke Position gebracht werden, hieß es in einer Mitteilung der britischen Regierung vor einem Treffen der sogenannten Koalition der Willigen in London. Dazu gehöre, russisches Öl und Gas von den globalen Märkten zu verbannen, den Weg für die Nutzung russischer Vermögenswerte zur Verteidigung der Ukraine freizumachen und mehr Waffen mit großer Reichweite bereitzustellen.
Zu dem Treffen am Nachmittag im britischen Außenministerium werden neben Starmer der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij, Nato-Generalsekretär Mark Rutte sowie die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen und der niederländische Regierungschef Dick Schoof erwartet. Etwa 20 weitere Staats- und Regierungschefs wollen virtuell an der Sitzung teilnehmen, hieß es weiter.
Merz: Luftraumverletzung weitere Provokation Russlands
Bundeskanzler Friedrich Merz bezeichnet die russische Luftraumverletzung über Litauen als „nicht zufällig“ und als weitere Provokation Russlands. „Wir werden allerdings darauf auch, wie in den vergangenen Wochen, mit Augenmaß reagieren“, sagt er nach Ende des EU-Gipfels in Brüssel. Man werde die genauen Flugrouten auswerten. „Ich gehe davon aus, dass der Nato-Rat sich damit auch befassen wird.“
Die Staats- und Regierungschefs hatten bei dem Spitzentreffen über die weitere Unterstützung für die Ukraine beraten. Kurz zuvor war auch ein neues Paket mit Sanktionen gegen Moskau beschlossen worden.
Litauen meldet Luftraumverletzung durch russische Flugzeuge
In Litauen sind nach Armeeangaben zwei russische Militärflugzeuge in den Luftraum des baltischen EU- und Nato-Landes eingedrungen. Die Luftwaffe habe gegen 18 Uhr Ortszeit eine Verletzung der Staatsgrenze bei Kybartai durch einen russischen Su-30-Jet und ein Tankflugzeug vom Typ Il-78 festgestellt, teilte die litauische Armee mit.
Die beiden Maschinen seien etwa 700 Meter tief in litauisches Gebiet eingeflogen und hätten sich etwa 18 Sekunden lang darin aufgehalten. Als Reaktion auf den Vorfall seien zwei Eurofighter der spanischen Luftwaffe aufgestiegen, so die litauische Armee weiter. Ein Nato-Sprecher bestätigte den Vorfall. Das russische Verteidigungsministerium schrieb bei Telegram, dass Su-30-Kampfflugzeuge über der Exklave Kaliningrad planmäßige Übungsflüge vollzogen. Grenzen anderer Staaten seien dabei nicht verletzt worden, das hätten „objektive Kontrollmittel“ bestätigt.
Litauens Staatspräsident Gitanas Nausėda sprach von einem „eklatanten Verstoß gegen das Völkerrecht und die territoriale Integrität Litauens“. Der Vorfall bestätige erneut, dass die Luftverteidigung gestärkt werden müsse. Er kündigte zudem an, dass Litauen wegen der Luftraumverletzung einen Vertreter der russischen Botschaft einbestellen werde. Regierungschefin Inga Ruginienė versicherte auf Facebook, dass die Lage vollständig unter Kontrolle sei.
Der Vorfall folgt auf eine Reihe von Luftraumverletzungen durch Russland, die zuletzt zunehmend für Spannungen und Unruhe unter den Nato-Verbündeten in Europa gesorgt hatten. Russische Kampfjets waren am 19. September in estnischen Luftraum eingedrungen und russische Militärdrohnen hatten wiederholt den Luftraum über dem Nato-Bündnisgebiet entlang der Ostflanke verletzt.
Estland, Lettland und Litauen besitzen keine eigenen Kampfjets. Die Nato sichert deshalb bereits seit 2004 den baltischen Luftraum. Dazu verlegen die Verbündeten im regelmäßigen Wechsel Kampfflugzeuge samt Personal in die an Russland grenzenden Ostseestaaten im Nordosten Europas. Stationiert sind die Einheiten auf Militärflughäfen in Šiauliai (Litauen) und Ämari (Estland).
Neue US-Sanktionen: Putin zeigt sich gelassen
Die neuen US-Sanktionen gegen russische Öl- und Gasexporte werden die Wirtschaft des Landes aus Sicht von Präsident Wladimir Putin nicht beeinträchtigen. Kein Land mit Selbstachtung werde etwas unter Druck machen, erklärt er nach einem Bericht der Nachrichtenagentur RIA. Die Sanktionen seien ein unfreundlicher Akt und würden die bilateralen Beziehungen nicht stärken. Er warnt, Russlands Beitrag zur globalen Energieversorgung sei bedeutend. Ersatz für die russischen Öllieferungen zu finden, werde Zeit brauchen.
Russland übergibt Ukraine 1000 weitere Soldatenleichen
Russland hat der Ukraine weitere 1000 Soldatenleichen übergeben. Die Übergabe sei unter Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes erfolgt, teilte der ukrainische Stab für Kriegsgefangenenbelange mit. Russischen Medienberichten zufolge erhielt Moskau im Gegenzug 31 Gefallene von ukrainischer Seite. Offiziell bestätigte Kiew das nicht.
Seit Jahresbeginn sind damit mehr als 14 000 Leichen ukrainischer Soldaten von Moskau an Kiew übergeben worden. Die russische Seite erhielt in den Austauschen weitaus weniger Leichname. Aufgrund des zwar langsamen, aber stetigen Vorrückens russischer Einheiten können die ukrainischen Streitkräfte bei ihrem Rückzug die eigenen Leichen oft nicht bergen.
Die Verlustzahlen unterliegen auf beiden Seiten der Geheimhaltung. Schätzungen zufolge hat die Ukraine rund 160 000 Soldaten verloren, während die russische Totenzahl bei rund 219 000 liegen soll.
Ukrainische Quellen: Russische Soldaten erschießen fünf Zivilisten
Im ostukrainischen Gebiet Donezk sind nach dortigen Behördenangaben fünf Zivilisten von russischen Soldaten erschossen worden. Der Vorfall habe sich im Dorf Swaniwka, wenige Kilometer südlich der Stadt Siwersk ereignet, teilten die Generalstaatsanwaltschaft in Kiew und die Staatsanwaltschaft der Region Donezk mit.
Demnach berichtete eine überlebende Frau, dass russische Soldaten von ihrer Familie Informationen über die Positionen ukrainischer Einheiten verlangt hätten. Nachdem sie darüber keine Auskunft habe geben können, habe ein Soldat das Feuer auf die Unbewaffneten eröffnet. Die Frau habe später ihre zwei Söhne, ihren Mann und zwei Nachbarn tot aufgefunden. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen.
Die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen wegen Kriegsverbrechen ein.
Selenskij fordert auf EU-Gipfel weitreichende Waffen
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat die europäischen Verbündeten eindringlich darum gebeten, die Lieferung von Waffen mit größerer Reichweite in die Ukraine zu ermöglichen. „Ich fordere Sie dringend auf, alles zu unterstützen, was der Ukraine dabei hilft, solche Fähigkeiten zu erlangen – denn das macht für Russland einen großen Unterschied“, sagte er beim EU-Gipfel an die Adresse der Staats- und Regierungschefs. „Diese Langstreckenwaffen gibt es nicht nur in den USA – auch einige europäische Länder verfügen über sie, darunter Tomahawks.“
Selenskij hatte zuvor vergeblich versucht, von US-Präsident Donald Trump eine Zusage für die Lieferung von leistungsstarken Tomahawk-Raketen zu erhalten. Die Tomahawk-Marschflugkörper haben nach Angaben des Herstellers eine Reichweite von etwa 1600 Kilometern. Damit könnte die Ukraine Ziele in weiten Teilen Russlands angreifen. Von den europäischen Ländern verfügt Großbritannien über Tomahawks. Deutschland hat die Taurus-Marschflugkörper mit einer Reichweite von etwa 500 Kilometern, die die Ukraine seit Langem fordert – bisher ohne Erfolg.
Selenskij verwies darauf, wie nervös Putin geworden sei, als die Debatte über die Tomahawks losgegangen sei. „Er weiß, dass Langstreckenwaffen wirklich den Verlauf des Krieges verändern können“, sagte er in Brüssel.
Der ukrainische Präsident warb auch für eine schnelle Einigung auf die Nutzung des in der EU eingefrorenen russischen Vermögens für die Unterstützung der Ukraine. „Ich bitte Sie so schnell wie möglich darüber zu entscheiden. Russisches Vermögen sollte vollständig für die Verteidigung gegen die russische Aggression genutzt werden.“
Zwei ukrainische Journalisten durch russische Drohne getötet
In Kramatorsk im Osten der Ukraine sind bei einem russischen Drohnenangriff zwei Angehörige der ukrainischen Presse getötet worden. Es handele sich um die Journalistin Olena Hubanowa und ihren Kollegen Jewhen Karmasin vom staatlichen ukrainischen Fernsehsender "Freiheit", teilte der Gouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, mit. Sie seien von einer Lancet getroffen worden, einer teuren und leistungsstarken russischen Kamikaze-Drohne, die oft gegen Panzer eingesetzt wird.
Der Sender, der sein Programm auf Russisch betreibt, da in der Ukraine auch zahlreiche russischsprachige Menschen leben, bestätigte den Tod seiner Beschäftigten. Sie hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffes an einer Tankstelle befunden.
Der Generalstaatsanwaltschaft zufolge wurde ein weiterer Journalist bei dem Angriff verletzt. Sie veröffentlichte ein Foto des Fahrzeuges, in dem zwei Splitterschutzwesten mit der Aufschrift „Presse“ zu sehen sind.
Der ukrainische Menschenrechtsbeauftragte Dmytro Lubinez sprach von systematischen Kriegsverbrechen Russlands gegen die Zivilbevölkerung. Seit Beginn der russischen Invasion im Februar 2022 wurden mindestens 20 Journalistinnen und Journalisten im Kampfgebiet getötet.
Finnland will für 100 Millionen Euro US-Waffen für die Ukraine kaufen
Finnland stellt der Ukraine in Aussicht, für sie US-Waffen im Wert von 100 Millionen Euro zu kaufen. Das berichtet die Zeitung Helsingin Sanomat und zitiert Ministerpräsident Petteri Orpo.
Ukraine greift Rosneft-Raffinerie in Rjasan an
Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht die russische Ölraffinerie in Rjasan beschossen. Der Angriff habe einen Großbrand auf der Anlage ausgelöst, die für die Versorgung des Militärs wichtig sei, teilte der ukrainische Generalstab mit.
In Russland erklärte Gouverneur Pawel Malkow, dass über dem Gebiet Rjasan 14 Drohnen abgefangen worden seien. „Durch herabfallende Trümmer gab es einen Brand auf dem Gelände eines Industriebetriebs“, schrieb er auf Telegram.
Die Anlage in Rjasan gehört zum Ölkonzern Rosneft, den die USA am Mittwoch mit Sanktionen belegt haben – ebenso wie den russischen Ölkonzern Lukoil.
Neun Verletzte bei russischem Drohnenangriff auf Kiew
Bei einem russischen Drohnenangriff auf Kiew sind nach Behördenangaben neun Menschen verletzt worden. In der gesamten Hauptstadt seien Gebäude beschädigt worden, sagt der Chef der Kiewer Militärverwaltung, Tymur Tkatschenko. Zwei Wohnhäuser seien direkt getroffen worden.
Es ist die zweite Nacht in Folge, dass Kiew unter Beschuss lag. Das ukrainische Militär teilt mit, beim jüngsten russischen Angriff seien insgesamt 130 Drohnen eingesetzt worden. 92 von ihnen seien abgeschossen worden.












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