Viele Angaben über den Kriegsverlauf wie Opferzahlen oder Details zu Kämpfen stammen von ukrainischen oder russischen Behörden und lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Für unseren Liveblog verwenden wir neben eigenen Recherchen Material der Nachrichtenagenturen dpa, Reuters, epd, KNA und Bloomberg.
Wichtige Updates
Trump sieht keine Fortschritte nach Gespräch mit Putin
Vizechef der russischen Flotte getötet
Kiew reagiert verstimmt auf Lieferstopp, Moskau erfreut
USA stoppen einige Waffenlieferungen an die Ukraine
Macron und Putin telefonieren erstmals seit September 2022 miteinander
Massive Angriffe auf Kiew
Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew in der Nacht mit Dutzenden Kampfdrohnen angegriffen. Stundenlang war Flugabwehrfeuer zu hören. Bei dem Angriff wurden mindestens 14 Menschen verletzt, teilten Bürgermeister Vitali Klitschko und die Militärverwaltung bei Telegram mit. Angriffe erfolgten laut Klitschko über acht Stunden hinweg und endeten kurz vor 5.00 Uhr morgens. "Nach vorläufigen Informationen haben wir mehrere Brände im Stadtbezirk Solomjanka", schrieb Militärverwaltungschef Tymur Tkatschenko bei Telegram. Es handele sich bei allen Bränden um Wohnhäuser. Auch in anderen Stadtteilen seien durch Drohnen verursachte Schäden festgestellt worden. Bei den Angriffen wurden zudem Eisenbahninfrastruktur, Gebäude und Autos in der ganzen Stadt beschädigt.
Trump sieht keine Fortschritte nach Gespräch mit Putin
Nach einem Telefonat zwischen US-Präsident Donald Trump und dem russischen Staatschef Wladimir Putin ist es nach Angaben von Trump zu keinem nennenswerten Ergebnis in den Gesprächen gekommen. "Ich habe keinerlei Fortschritte mit ihm gemacht", sagte Trump in einer kurzen Stellungnahme auf einem Luftwaffenstützpunkt außerhalb Washingtons, bevor er nach Iowa aufbrach. Er habe mit Putin sowohl über Iran als auch über die Ukraine gesprochen. "Wir geben ihnen (der Ukraine) Waffen, aber wir haben schon so viele Waffen gegeben. Aber wir geben Waffen. Und wir arbeiten mit ihnen zusammen und versuchen, ihnen zu helfen." Die USA hätten die Waffenlieferungen in die Ukraine nicht vollständig gestoppt, so Trump weiter. Er beschuldigte seinen Vorgänger Joe Biden, zu viele Waffen geschickt und damit die US-Verteidigung geschwächt zu haben.
Kreml-Vertreter Juri Uschakow erklärte nach dem Telefonat, der russische Präsident habe bekräftigt, dass Moskau weiterhin auf eine Lösung der "eigentlichen Ursachen" des Konflikts drängen werde. Die Staatsoberhäupter hätten während des fast einstündigen Gesprächs nicht über die Unterbrechung einiger US-Waffenlieferungen an Kiew gesprochen.
Trump und Putin kündigen Telefonat an
US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin wollen heute miteinander telefonieren. „Ich werde heute mit dem US-Präsidenten reden, was kann ich von Ihnen übermitteln?“, wandte der Kremlchef sich bei einer Podiumsdiskussion an die Besucher eines Strategieforums. Trump verkündete daraufhin auf seiner Online-Plattform Truth Social, dass er um 10.00 Uhr seiner Zeit (16.00 Uhr MESZ) mit Putin sprechen werde. Es ist das sechste öffentlich bekannte Telefonat zwischen Putin und Trump seit dem Beginn der zweiten Amtszeit des US-Präsidenten.
Vizechef der russischen Flotte getötet
Der für die Marineinfanterie zuständige Vizechef der russischen Flotte, Generalmajor Michail Gudkow, ist im Grenzgebiet Kursk durch einen ukrainischen Raketenangriff ums Leben gekommen. Gudkow sei bei der Erfüllung seiner Pflicht gefallen, teilte der Gouverneur der am Pazifik gelegenen Region Primorje, Oleg Koschemjako, mit.
Er ist nach Angaben der Nachrichtenagentur Reuters einer der ranghöchsten russischen Militäroffiziere, die von der Ukraine getötet wurden, seit Moskau im Jahr 2022 den Krieg gegen die Ukraine begann.
Zuerst hatten russische Militärblogger über den Tod des hochrangigen Offiziers berichtet. Demnach ist ein Kommandopunkt im Landkreis Korenowo nahe der Grenze zur Ukraine unter Beschuss geraten. Mehr als zehn Soldaten seien ums Leben gekommen, viele davon hochrangige Offiziere, berichtete etwa der Militärblog Severnnyj.
Gudkow war erst im März von Kremlchef Wladimir Putin zum stellvertretenden Oberbefehlshaber der Marine ernannt worden. Sein Aufgabengebiet war die Koordinierung von Marineinfanterie und der Raketen- und Artillerieeinheiten von Küstenbatterien. Was Gudkow erreicht habe, müsse auf andere erfolgreiche Kommandeure ausgeweitet werden, lobte Putin bei der Ernennung die Kriegserfahrung des Generalmajors.
Zuvor hatte Gudkow nämlich die 155. Marineinfanterie-Brigade geleitet. „Auch als er Vizekommandeur der Flotte wurde, hat er nicht aufgehört, persönlich zu den Positionen unserer Marineinfanteristen zu fahren“, schrieb Gouverneur Koschemjako in seinem Nachruf.
Weil die Einheit offiziell in Wladiwostok stationiert ist, kondolierte der Gouverneur der Region Koschemjako. Die Brigade wurde aber kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs in die Ukraine abkommandiert. Besonders schwere Verluste haben die Marineinfanteristen bei der Schlacht um die ostukrainische Stadt Wuhledar erlitten. Kiew wirft der Brigade die Beteiligung an Kriegsverbrechen vor.
Tote bei ukrainischen Angriffen in Russland
Das Moskauer Verteidigungsministerium teilt mit, dass die Luftabwehr in der Nacht insgesamt 69 ukrainische Drohnen über russischem Territorium und der annektierten Halbinsel Krim zerstört habe. Allein zehn Drohnen seien über der Region Lipezk abgeschossen worden. Das Ministerium macht üblicherweise keine Angaben dazu, mit wie vielen Drohnen die Ukraine angegriffen hat. Bei den ukrainischen Drohnenangriffen ist in der südwestrussischen Region Lipezk den örtlichen Behörden zufolge eine ältere Frau getötet worden. Zwei weitere Menschen seien verletzt worden, teilt Regionalgouverneur Igor Artamonow mit. Trümmerteile einer abgeschossenen Drohne seien auf ein Wohnhaus in einem Bezirk der gleichnamigen Regionalhauptstadt gestürzt. Zudem sei in der Stadt Jelez ein im Bau befindliches Wohnhaus beschädigt worden. Die Region Lipezk gilt als strategisch wichtig, da sich dort ein Luftwaffenstützpunkt befindet.
Selenskij bürgert Oberhaupt der größten ukrainischen Kirche aus
Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat dem Oberhaupt der ukrainisch-orthodoxen Kirche, Metropolit Onufrij, die Staatsbürgerschaft entzogen. Grundlage seien Geheimdiensterkenntnisse, wonach Orest Beresowskij (Onufrij) 2002 die russische Staatsbürgerschaft angenommen habe, teilte der Geheimdienst SBU mit. Der Vorsteher der ehemals zum Moskauer Patriarchat gehörenden Kirche habe dies verheimlicht. Belege dafür wurden nicht vorgelegt. Mit dem Entzug der Staatsangehörigkeit kann dem 80 Jahre alten Westukrainer nun die Abschiebung drohen.
Die Kirche wies den Vorwurf zurück. „Seine Seligkeit Metropolit Onufrij hat klargestellt, dass er nur den Pass eines Bürgers der Ukraine hat und außer dem ukrainischen keinen anderen Pass besitzt, auch nicht einen der Russischen Föderation“, teilte der Leiter des Pressedienstes der Kirche Klyment der Deutschen Presse-Agentur in Kiew mit. Onufrij habe sich nie um die Staatsbürgerschaft eines anderen Staates bemüht.
Der ukrainisch-orthodoxen Kirche, der Onufrij vorsteht, werden staatlicherseits Verbindungen nach Russland vorgeworfen, obwohl sie sich nach dem russischen Einmarsch vom Moskauer Patriarchat losgesagt hatte. Ihr droht ein Verbot. Bislang gehören ihr aber noch immer fast 10 000 Gemeinden an, der 2018 gegründeten und von Selenskij unterstützten Orthodoxen Kirche der Ukraine dagegen nur etwas mehr als 8000.
Kiew reagiert verstimmt auf Lieferstopp, Moskau erfreut
Nach dem teilweisen Lieferstopp von US-Waffen hat das ukrainische Außenministerium den stellvertretenden US-Botschaftsleiter, John Ginkel, einbestellt. Bei dem Gespräch habe die Vizeaußenministerin Marjana Beza die „kritische Bedeutung der fortgesetzten Lieferung von bereits früher gewährten Verteidigungspaketen“ unterstrichen, hieß es in einer Mitteilung des Ministeriums. Besonders sei die Stärkung der Flugabwehr der Ukraine betont worden. Beza habe auf Anweisung von Außenminister Andrij Sybiha gehandelt.
Verzögerungen bei Waffenlieferungen würden Russland nur dazu bringen, den Krieg fortzusetzen und keinen Frieden zu suchen, hieß es. Die ukrainische Seite versicherte, dass sie die Friedensbemühungen der USA unterstütze. Dafür seien aber die Stärkung der Verteidigungsfähigkeit der Ukraine und erhöhter „koordinierter transatlantischer Druck auf den Aggressor“ notwendig.
Moskau reagierte hingegen erfreut und siegesgewiss. Die Entscheidung hänge wohl mit den leeren Waffenarsenalen in den USA zusammen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. „Aber in jedem Fall, je weniger Waffen die Ukraine bekommt, desto näher ist das Ende der militärischen Spezialoperation“, sagte er. Mit „militärischer Spezialoperation“ bezeichnet Moskau euphemistisch seinen seit drei Jahren währenden Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Atombehörde prüft Angaben zu Drohnenbeschuss nahe AKW Saporischschja
Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) geht Hinweisen zu einem mutmaßlichen Drohnenangriff nahe dem russisch besetzten Kernkraftwerk Saporischschja in der Ukraine nach. Fahrzeuge seien nach Angaben der Betreiber beschädigt worden, teilte die IAEA in Wien mit. Der Vorfall soll sich etwa 600 Meter entfernt von einem der sechs Reaktoren ereignet haben. Das AKW Saporischschja ist die größte Atomanlage Europas. Die sechs Atomreaktoren sind seit Längerem abgeschaltet.
Dem IAEA-Team in Saporischschja sei ein Lastwagen gezeigt worden, der mutmaßlich am Freitag von einer Drohne getroffen wurde. Das Team habe keine Schäden und auch keine Drohnenüberreste erkennen können - die Mitarbeiter seien zu weit von den Fahrzeugen entfernt gewesen, hieß es. Allerdings hätten sie verbranntes Gras und andere verkohlte Vegetation gesehen.
IAEA-Chef Rafael Grossi sagte laut Mitteilung zu dem mutmaßlichen Drohnenbeschuss: „Sollte sich dieser Bericht bestätigen, wäre dies ein völlig inakzeptabler Angriff in der Nähe eines großen Atomkraftwerks. Wer auch immer hinter solchen Angriffen steckt, spielt mit dem Feuer. Das muss sofort aufhören.“ Zu viele Drohnen flögen zu nahe an ukrainische Kernkraftwerke heran. Sie gefährdeten damit die atomare Sicherheit.
Dimitri Taube
Patrick Wehner
USA stoppen einige Waffenlieferungen an die Ukraine
Die USA stoppen Medienberichten zufolge die Lieferung einiger bereits zugesagter Waffen an die Ukraine. Betroffen seien Raketen und Munition, berichteten „Politico“ und der Sender NBC News unter Berufung auf mit der Angelegenheit vertraute Personen beziehungsweise Verteidigungsbeamte und Kongressmitglieder. Zu den Waffen gehören 155-mm-Artilleriegeschosse, Stinger-Raketen, Patriots und Hellfire-Raketen, meldet der US-Sender PBS. Die Waffen wurden der Ukraine den Berichten zufolge unter Trumps Vorgänger Joe Biden versprochen.
Hintergrund der Entscheidung aus dem Pentagon ist demnach die Sorge vor zu geringen US-Waffenbeständen. Zuvor habe es eine Überprüfung der Bestände gegeben, berichteten die Medien übereinstimmend. Das Weiße Haus bestätigte auf Anfrage keine Details. In einem Statement der stellvertretenden Sprecherin des Weißen Hauses, Anna Kelly, hieß es aber: „Diese Entscheidung wurde getroffen, um die Interessen Amerikas in den Vordergrund zu stellen, nachdem das Verteidigungsministerium die militärische Unterstützung und Hilfe unserer Nation für andere Länder auf der ganzen Welt überprüft hatte.“ Das US-Verteidigungsministerium äußerte sich auf Anfrage zunächst nicht.
Macron und Putin telefonieren erstmals seit September 2022 miteinander
Der französische Präsident Emmanuel Macron und Kremlchef Wladimir Putin haben in einem Telefonat über eine Waffenruhe in der Ukraine beraten. In dem zweistündigen Gespräch, dem ersten seit September 2022, sei es auch um die Aufnahme von Verhandlungen zur Beendigung des Krieges gegangen, teilte das französische Präsidialamt mit. Thema sei zudem Iran und sein umstrittenes Atomprogramm gewesen. Auch die staatliche russische Nachrichtenagentur Interfax berichtete über das Telefonat und berief sich auf das Präsidialamt in Moskau.
Wadephul wirbt für mehr Abwehrsysteme für die Ukraine
Bundesaußenminister Johann Wadephul will sich bei den Partnerländern dafür einsetzen, der Ukraine weitere Waffensysteme zur Verteidigung gegen russische Angriffe mit Drohnen und Raketen zur Verfügung zu stellen. Er wolle im Kabinett erneut dafür werben, dass sich auch Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) bei den Partnerländern dafür einsetzten, der Ukraine möglichst schnell weitere dieser Systeme zur Verfügung zu stellen, kündigte der CDU-Politiker in Odessa an.
Man müsse auch bei den USA weiter darum werben, dass sie bei der Verteidigung der Ukraine engagiert blieben, sagte Wadephul bei seinem Antrittsbesuch in der Ukraine. Zugleich müsse sich Deutschland „darauf einstellen, dass wir mehr gefordert werden“. Es sei zu befürchten, dass die Ukraine an Grenzen ihrer Verteidigungsmöglichkeiten komme. „Deswegen muss jetzt Vorsorge getroffen werden.“
Die Bundesregierung müsse weiter darüber nachdenken, welche Luftverteidigungssysteme man dem Land zur Verfügung stellen könne, sagte Wadephul. Er brachte Systeme ins Gespräch, die von der Ukraine auf Schiffen installiert werden könnten, sodass die Seewege noch besser geschützt werden können. Man müsse sich „darauf konzentrieren, im Bereich der Luftverteidigung alles zur Verfügung zu stellen, was möglich ist“.
Begleitet von seinem ukrainischen Kollegen Andrij Sybiha ließ sich Wadephul den Hafen von Odessa zeigen, der immer wieder Ziel russischer Angriffe aus der Luft mit Raketen und Drohnen ist.
Tote und Verletzte nach Angriff auf russische Rüstungshochburg
Bei einem ukrainischen Angriff auf die russische Großstadt Ischewsk hat es wohl Tote und Verletzte gegeben. Unter den Verletzten seien auch schwere Fälle, sagte der Gouverneur der russischen Teilrepublik Udmurtien, Alexander Bretschalow. Die genaue Anzahl der Opfer nannte er nicht. Lokale Medien schrieben von drei Toten und etwa 20 Verletzten.
Bretschalow machte keine genauen Angaben zum Ziel der ukrainischen Attacke und sprach nur von einem Betrieb. Ischewsk ist bekannt für seine Rüstungsindustrie. Dem unabhängigen Internetportal „Astra“ zufolge traf es den Maschinenbauer Kupol, der wegen seiner Rüstungsproduktion auf den EU-Sanktionslisten steht. Kupol stellt unter anderem Raketen für Flugabwehrkomplexe her und wurde bereits 2024 beschossen. Ischewsk ist mehr als 1000 Kilometer von der Front entfernt.
Russische Behörde spricht von drei zivilen Opfern in Donezk – Kiew nennt militärisches Ziel
In der von russischen Truppen besetzten ostukrainischen Großstadt Donezk ist nach Behördenangaben eine Frau durch einen Raketenschlag ums Leben gekommen. Zwei weitere Personen, darunter ein Minderjähriger, seien bei dem ukrainischen Angriff verletzt worden, sagte der Moskauer Statthalter der Region, Denis Puschilin, der staatlichen Nachrichtenagentur Tass zufolge.
Den Besatzungsbehörden zufolge erfolgte der Angriff mit Raketen des Typs Storm Shadow.
Laut Angaben aus Kiew traf der Angriff hingegen eine Stabsstelle des Militärs. Diese sei im Institut für Buntmetalle in Donezk untergebracht gewesen. Unabhängig lassen sich diese Angaben nicht überprüfen. Auf Videos ist lediglich die Zerstörung des Instituts zu erkennen.
Kriegsfolgen lassen Wirtschaft in Russland und der Ukraine schwächeln
Für Russland und die Ukraine trüben sich laut einer neuen Prognose die Konjunkturaussichten weiter ein. In Russland dürfte sich das Wachstum in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr auf zwei Prozent halbieren, teilte das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) mit. Für 2026 könne Moskau nur noch mit einem Plus von 1,8 Prozent rechnen.
Hauptgrund dafür sei die geldpolitische Vollbremsung der Moskauer Zentralbank, um die Inflation in den Griff zu bekommen. Die hohen Zinsen von 20 Prozent würgten die Wirtschaft ab, da Kredite damit unerschwinglich würden und viele Bürger ihr Geld auf der Bank ließen, sagte wiiw-Russland-Experte Vasily Astrov. „Wenig überraschend droht auch eine Pleitewelle bei Unternehmen, die teilweise auch große Konzerne und Leitbetriebe erfassen könnte.“
Für die Ukraine sehe es nicht besser aus, sagte die Ukraine-Expertin des Instituts, Olga Pindyuk. Die Zerstörung kritischer Infrastruktur durch russische Angriffe hinterließe immer tiefere Spuren. „Auch der sich zuspitzende Arbeitskräftemangel durch die Mobilisierung für den Krieg lastet schwer auf der Wirtschaft.“ Dazu kämen die Auswirkungen einer wegen Trockenheit erwartbar schlechten Ernte in der Ukraine und das vorläufige Ende der Zollerleichterungen für Agrarexporte in die EU.
Für 2025 revidierte das Institut das ukrainische Wachstum im Vergleich zur Frühjahrsprognose um 0,5 Prozentpunkte auf 2,5 Prozent. Die Inflation im Land liege bei 16 Prozent. Entsprechend hoch seien die Leitzinsen.
UN-Generalsekretär will Ukraine beim Wiederaufbau unterstützen
UN-Generalsekretär António Guterres hat der von Russland angegriffenen Ukraine Unterstützung bei einem möglichen Wiederaufbau zugesagt. Er habe bei einem Gespräch mit dem ukrainischen Regierungschef Denys Schmyhal auf die Verpflichtung der Vereinten Nationen hingewiesen, die Bemühungen der ukrainischen Regierung zur Bewältigung der humanitären, der Wiederaufbau- und der Sanierungsbedürfnisse zu unterstützen, teilte sein Sprecher mit. Beide hatten sich bei der vierten UN-Konferenz für Entwicklungsfinanzierung im südspanischen Sevilla getroffen.
Guterres habe zudem betont, wie wichtig es sei, eine vollständige, sofortige und bedingungslose Waffenruhe in der Ukraine zu erreichen. Dies sei ein erster Schritt hin zu einem gerechten, umfassenden und nachhaltigen Frieden, der die Charta der Vereinten Nationen, das Völkerrecht und die Resolutionen der Generalversammlung uneingeschränkt achte.