Krieg gegen Hamas und Hisbollah: Netanjahu gibt sich am Jahrestag des Massakers siegessicher

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Der israelische Regierungschef Benjamin Netanyahu hat in einer Videobotschaft bei der offiziellen Gedenkveranstaltung zum Jahrestag des Massakers vom 7. Oktober den Kampfwillen seines Landes bekräftigt. »Gemeinsam werden wir weiter kämpfen, und gemeinsam – mit Gottes Gnade – werden wir siegen«, sagte er im Video. Die Zeremonie fand in dem Ort Ofakim in der Nähe des Gazastreifens statt, wo vor einem Jahr 40 Menschen ermordet wurden.

Tausende gedenken im Zentrum von Tel Aviv der Opfer des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023

Tausende gedenken im Zentrum von Tel Aviv der Opfer des Hamas-Angriffs vom 7. Oktober 2023

Foto: Jim Urquhart / AFP

Der 7. Oktober, an dem Terroristen der islamistischen Hamas und anderer Extremisten vor einem Jahr rund 1200 Menschen in Israel töteten und rund 250 weitere in den Gazastreifen verschleppten, sei »ein Tag unbeschreiblichen Leids für das Land«, sagte der konservative Politiker.

Aber die Israelis hätten zusammengestanden für die Verteidigung des Landes. »Wir haben die Kriegsziele festgelegt und wir erreichen sie«,versprach Netanyahu. Diese seien: Die Herrschaft der Hamas zu brechen, alle Geiseln nach Hause zu bringen, jede künftige Bedrohung aus dem Gazastreifen unmöglich zu machen und eine sichere Rückkehr der Bewohner des Südens und des Nordens in ihre Häuser zu ermöglichen.

Nach einem Jahr Krieg mit vermutlich fast 42.000 Toten im Gazastreifen und wachsender internationaler Kritik am harten Vorgehen Israels in dem Küstenstreifen – und nun auch im Libanon – ist bisher jedoch keines der von Netanyahu genannten Kriegsziele erreicht worden.

In Israel selbst reißt der Protest gegen Netanyahu und seine Regierung nicht ab. Auf Demonstrationen mit vielen tausend Demonstranten wird dem Premier vorgeworfen, sich nicht ausreichend für die Rettung der Geiseln einzusetzen. Auch aus dem Ausland gab es Druck auf den Regierungschef, sich für das Erreichen eines Abkommens über eine Waffenruhe im Gazastreifen und die Freilassung aller übrigen Geiseln einzusetzen.

Israel verhängt Blockade über Südküste des Libanons

An der zweiten Front, im Krieg gegen die Schiitenmiliz Hisbollah, wurde auch am Tag des Gedenkens gekämpft. Israels Luftwaffe flog erneut Angriffe auf Beirut. Wie die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA meldete, wurden die meist als Dahieh bezeichneten südlichen Vororte von einer Reihe aufeinanderfolgender Luftschläge getroffen. Orangefarbener Rauch hüllte Teile der Stadt ein, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur dpa berichtete. Das israelische Militär sprach unterdessen von Dutzenden Luftangriffen im Libanon innerhalb einer Stunde.

Der Süden Beiruts gilt als Hochburg der mit dem Iran verbündeten Schiitenmiliz Hisbollah, die Israel bekämpft. Einige Stunden zuvor hatten sich in Beirut bereits zwei Explosionen in der Nähe des Flughafens ereignet. Israelische Kampfflugzeuge hatten die Bewohner zudem mit dem Durchbrechen der Schallmauer über der Stadt in Schrecken versetzt.

 Bombenkrater im Süden Beiruts

Hier stand am Vortag noch ein Haus: Bombenkrater im Süden Beiruts

Foto: AFP

Die israelische Armee teilte mit, die Luftwaffe habe innerhalb einer Stunde auf Grundlage geheimdienstlicher Informationen »mehr als 120 Terrorziele« im Süden Libanons angegriffen. Die Hisbollah habe ihre terroristische Infrastruktur und Waffen absichtlich in zivilen Bereichen untergebracht, einschließlich Wohnhäusern, hieß es weiter. Die Angaben des Militärs ließen sich – wie so oft in diesem Krieg – zunächst nicht unabhängig überprüfen. (Eine Reportage über die Lage im Libanon lesen Sie hier .)

Angriffe der israelischen Luftwaffe – Explosionen im Süden Beiruts

Außerdem haben die israelischen Streitkräfte vor einem geplanten Einsatz ihrer Marine eine Blockade über die südliche Mittelmeerküste des Libanons verhängt. In einer auf Arabisch veröffentlichten Mitteilung wird die Zivilbevölkerung davor gewarnt, sich an Stränden aufzuhalten oder mit Booten aufs Meer zu fahren, da die israelische Marine dort Kampfeinsätze plane. Ein Aufenthalt am Strand oder auf dem Meer sei bis auf Weiteres »lebensgefährlich«, erklärte das Militär auf der Plattform X.

Die dringliche Warnung richtet sich demnach an alle Strandbesucher und alle, die mit Booten zum Fischen oder für andere Zwecke aufs Meer fahren. Die Warnung gelte für die gesamte Küste südlich der Mündung des Awali-Flusses bei Sidon. Dieser Abschnitt bis zur faktischen Grenze mit Israel ist etwa 60 Kilometer lang.

Hisbollah feuert Raketensalve auf israelischen Stützpunkt

Auch die Gegenseite berichtete an diesem Montag von ihren Kampfhandlungen: Die Hisbollah hat eigenen Angaben zufolge einen Stützpunkt des israelischen Militärgeheimdienstes in der Nähe von Tel Aviv angegriffen. Die vom Iran unterstützte Miliz erklärte, sie habe »eine Raketensalve auf den Stützpunkt Glilot« abgefeuert. Dieser Stützpunkt des militärischen Geheimdienstes soll israelischen Medien zufolge auch das Hauptquartier des israelischen Auslandsgeheimdienstes Mossad beherbergen. Außerdem teilte die Miliz mit, zwei Mal Raketen auf Gebiete nördlich der israelischen Stadt Haifa geschossen zu haben.

Der Krieg der Hisbollah hat am 8. Oktober Jahrestag: Einen Tag nach dem Massaker der Hamas vom 7. Oktober 2023 hatte die Miliz mit Luftangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Zuletzt hat Israel seine Angriffe gegen Ziele der Miliz im Nachbarland deutlich intensiviert. Dabei wurden Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah und andere hochrangige Kommandeure der Miliz getötet. Vor rund einer Woche gab Israel zudem den Beginn von »begrenzten und gezielten« Bodeneinsätzen im Südlibanon bekannt.

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