Trotz des globalen Handelsstreits und der schlechten Wirtschaftslage hierzulande hellt sich die Stimmung der deutschen Verbraucher überraschend auf. Das für Mai berechnete Konsumklima stieg anders als erwartet um 3,7 Punkte auf minus 20,6 Zähler, wie die GfK und das Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) mitteilten.
Die 2000 befragten Personen bewerteten ihre Einkommensaussichten und die Konjunkturperspektiven besser. Zudem nahm ihre Bereitschaft zu größeren Anschaffungen zu und sie legten nicht mehr so viel auf die hohe Kante.
Damit verbesserte sich das Verbrauchervertrauen den zweiten Monat in Folge. Von Reuters befragte Ökonomen hatten dagegen eine Verschlechterung erwartet.
Der Trump-Effekt scheint überschaubar
Die Neuausrichtung der Handelspolitik der US-Regierung mit hohen Importzöllen habe »offenbar bislang die Stimmung der Verbraucher in Deutschland noch nicht nachhaltig beeinträchtigt«, sagte NIM-Konsumexperte Rolf Bürkl.
Vermutlich würden etwaige negative Effekte durch den Abschluss der Koalitionsverhandlungen von Union und SPD und der Aussicht auf eine baldige voll handlungsfähige Regierung kompensiert. »Offenbar ist es für die deutschen Verbraucher bislang wichtiger, dass es nun zügig zu einer Regierungsbildung kommen kann.«
Damit verliere ein zentraler Auslöser der bisherigen Verunsicherung an Bedeutung – »und entsprechend ist auch die Sparneigung zurückgegangen«.
Ob sich dieser Rückgang in den kommenden Monaten fortsetzen werde, bleibe jedoch abzuwarten. »Es hängt sicher auch davon ab, wie sich der Handelskonflikt zwischen den USA und dem Rest der Welt weiterentwickelt.«
Das Barometer für die Einkommenserwartungen stieg auf den höchsten Wert seit Oktober 2024 und dürfte laut GfK etwa auch vom Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst profitiert haben. Der Teilindex für die Konjunkturaussichten der Konsumentinnen und Konsumenten stieg zwar das dritte Mal in Folge – aber nur minimal um 0,3 Punkte auf den höchsten Stand seit Juli 2024.
Firmen trauen sich nur schwer Prognosen zu
Während die Verbraucher offenbar Hoffnung schöpfen, dass es wirtschaftlich etwas aufwärts geht, ist die Stimmung in den Firmen laut einer Umfrage deutlich verhaltener. Den Unternehmen in Deutschland bereitet es demnach zunehmend Schwierigkeiten, ihre eigene Geschäftsentwicklung vorherzusagen. In einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts unter Tausenden Betrieben gaben im April 28,3 Prozent der befragten Firmen an, dies falle ihnen »schwer« – nach 24,8 Prozent im März. Die Antworten gelten als ein Barometer für wirtschaftliche Unsicherheit. Der Indikator kletterte nunmehr auf den höchsten Stand seit November 2022.
»Immer mehr Unternehmen tappen derzeit im Dunkeln, wenn es um ihre eigene Zukunft geht«, sagte der Leiter der Ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. »Haupttreiber ist der sich zuspitzende Zollkonflikt mit den USA.« Positive Impulse wie das ausgehandelte Koalitionspapier der künftigen Regierung – die Milliarden in Infrastruktur und Aufrüstung investieren will – konnten das bislang nicht auffangen.
»Die Unternehmen brauchen jetzt vor allem Planbarkeit«, sagte Wohlrabe. »Je länger die Unsicherheit anhält, desto eher werden Investitionen und Neueinstellungen aufgeschoben.«
In der Industrie ist die Verunsicherung besonders groß
Besonders stark stieg die Unsicherheit in der Industrie: Dort nahm der Anteil um rund 11 Prozentpunkte auf 38,7 Prozent zu. »In nahezu allen Branchen fällt es Unternehmen schwerer, die eigene Entwicklung vorherzusagen«, hieß es dazu. Besonders unsicher sind demnach die Elektrobranche und der Automobilbau mit mehr als 45 Prozent.
Im Handel berichtete rund ein Drittel der Unternehmen von einer schwierigen Situation. Bei den Dienstleistern ist die Unsicherheit weniger stark ausgeprägt: Der Anteil von 21,6 Prozent ist hier nahezu unverändert geblieben.
Hoffnung im Baugewerbe
»Einzig im Bauhauptgewerbe ist die Unsicherheit zurückgegangen«, so das Ifo-Institut. Während im März noch 26,3 Prozent berichteten, die eigene Geschäftsentwicklung schwer prognostizieren zu können, waren es nun 23,2 Prozent. »Grund dafür könnte das Infrastrukturpaket sein, das am Horizont wartet«, so die Münchner Forscher.