"Komisch" und "besonders": Cimen und Gießen sehen sich wieder

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Wenn der FC Gießen am Samstag (14 Uhr) in der Fuldaer Johannisau antritt, wird der Blick vieler Zuschauer auf die Bank der SG Barockstadt gerichtet sein: Erstmals seit seinem überraschenden Abgang trifft der Aufsteiger auf Daniyel Cimen.

 Daniyel Cimen (links, damals noch als Aufstiegstrainer in Gießen) und Michael Fink.

Freunde - und inzwischen Kontrahenten: Daniyel Cimen (links, damals noch als Aufstiegstrainer in Gießen) und Michael Fink. IMAGO/Oliver Vogler

Der langjährige FCG-Coach hatte Gießen nach dem sechsten Spieltag verlassen und steht seitdem bei den Osthessen in der Verantwortung. Am prägnantesten beschrieb seinerzeit Geschäftsführer Michèl Magel („Das geht schon unter die Haut. Daniyel war für uns mehr als ein Trainer“) die Stimmung nach dem "Schock". Knapp drei Monate später hat sich die Aufregung längst gelegt. "Wir gehen professionell damit um. Es war nie ein so großes Thema, wie es nach außen schien", erklärt Magel - dessen Blick längst nach vorn gerichtet ist: "Die Sache ist vom Tisch. Unser voller Fokus liegt auf dem FC Gießen."

Dieser beendete dank des 1:0 gegen den Bahlinger SC seine Durststrecke von elf sieglosen Partien. Innenverteidiger Martin Mihaylov gelang am vergangenen Samstag der erlösende Treffer in der vierten Minute der Nachspielzeit. Als "Drama pur" beschreibt Michael Fink den dritten Saisonsieg. Der 42-Jährige hatte Anfang September nach Cimens Abgang übernommen - zuvor war er als spielender Co-Trainer schon maßgeblich an den Gießener Erfolgen wie der Hessenliga-Meisterschaft sowie dem Aufstieg beteiligt gewesen. Seit mehr als einem Monat kann Fink seiner Elf allerdings nicht mehr auf dem Platz helfen. Beim dramatischen 4:5 in Göppingen hatte er sich einen Kreuzbandriss zugezogen. Nach der kürzlich erfolgten Operation stand er gegen Bahlingen mit Krücken an der Seitenlinie. "Es war kein gutes Spiel von beiden Seiten. Aktuell geht es aber auch nicht darum, wer den besseren Fußball zeigt. Der Sieg war wichtig, um in Schlagdistanz zu bleiben."

"Wir sind schwer zu schlagen"

Während Gießen auf den 14. Platz kletterte, ist die SG Barockstadt Zehnter - hat aber eine Partie weniger bestritten, da das Duell mit dem FC 08 Villingen witterungsbedingt auf den 3. Dezember verschoben werden musste. Cimen sieht die SGB auf einem guten Weg: "Wir sind schwer zu schlagen, müssen aber auch viel investieren, um unsere Spiele zu gewinnen." Natürlich hat der 39-Jährige nicht nur die Ergebnisse seines Ex-Klubs verfolgt, sondern sich auch über den jüngsten Erfolg gefreut. "Unheimlich gutgetan" habe dieser dem FC Gießen. "Es ist eine sehr spannende Mannschaft mit viel Potenzial", betont Cimen. "Sie ist gut genug, um die Liga zu halten."

Schon früh hatte Krish Raweri den FCG im Hinspiel in Führung gebracht, später traf noch der Ex-Fuldaer Dominik Rummel zum zwischenzeitlichen 2:1. Dank der Treffer von Milian Habermehl sowie Marius Köhl konnten die noch von Sedat Gören trainierten Osthessen jeweils ausgleichen. Das unterhaltsame 2:2-Unentschieden war die vorletzte Partie unter der Leitung des damaligen Barockstadt-Trainers. Als "sehr kompakt, sehr gefestigt" schätzt Fink den Rivalen ein. Fulda sei zweifellos der Favorit. Aber: "Wir haben in fast jedem Spiel gezeigt, dass wir mithalten können."

Daniyel will gewinnen, wir ebenso. Unsere Freundschaft muss am Samstag für 90 Minuten hintenanstehen

Michael Fink über das Duell mit Trauzeuge Daniyel Cimen

Sowohl bei ihm als auch bei Cimen ist die Vorfreude zu spüren: "Wenn ich die Gießener Mannschaft am Samstag sehe, wird es schon anders sein als sonst. Ich versuche aber, nicht zu viel daraus zu machen." Gleichermaßen "komisch wie besonders" werde das Aufeinandertreffen, erklärt Fink. Die ehemaligen Bundesligaakteure sind als Trauzeugen schließlich eng befreundet und haben in Gießen jahrelang erfolgreich zusammengearbeitet.

Jahre zuvor standen sie schon als Spieler gemeinsam im Kader von Eintracht Frankfurt. Zwar haben sie im Laufe der Woche schon über das Aufeinandertreffen geflachst, dennoch ist Fink klar: "Daniyel will gewinnen, wir ebenso. Unsere Freundschaft muss am Samstag für 90 Minuten hintenanstehen." Schon einmal standen sich beide gegenüber. Zwar nicht in einem Pflichtspiel, aber in einem Test. Anfang 2020 traf der von Fink trainierte Hessenligist FC Hanau 93 auf den FC Gießen - seinerzeit behielt der Regionalligist mit Cimen klar die Oberhand (4:0).

Steffen Schneider

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