Kölner Uni-Chefin bleibt: Doch kein Bildungsskandal

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Die Präsidentin einer privaten Kölner Hochschule, in deren Dissertation ein österreichischer Kommunikationswissenschaftler Plagiate entdeckt hatte, bleibt promoviert. Das teilte die EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Oestrich-Winkel der F.A.Z. mit. Zuerst hatte der Bonner „General-Anzeiger“ berichtet.

„Eine eigenständige wissenschaftliche Leistung“

Nach Hinweisen auf mögliche Verstöße gegen die gute wissenschaftliche Praxis in der 2005 dort eingereichten Dissertation wurde von der EBS ein unabhängiger Gutachter beauftragt. Auf Grundlage seines Gutachtens sowie weiterer Informationen nahmen die Hochschulgremien eine Gesamtbewertung vor: „Es wurden einzelne Unregelmäßigkeiten festgestellt, die jedoch nicht den Tatbestand eines gravierenden wissenschaftlichen Fehlverhaltens erfüllen und keine Aberkennung der Promotion rechtfertigen. Bei der Dissertation handelt es sich um eine eigenständige wissenschaftliche Leistung und einen substanziellen Beitrag zum wissenschaftlichen Diskurs.“

Das war von Anfang an kein Skandal

Die „Berliner Zeitung“ hatte im Juni unter der Überschrift „Bildungsskandal in Köln? 73 Plagiatsvorwürfe gegen Unipräsidentin sorgen für Aufsehen“ berichtet. Für Aufsehen sorgte der vermeintliche Skandal, der schon damals keiner war, indes vor allem in der Redaktionsstube der „Berliner Zeitung“. Dort hatte man die Beschuldigungen in einen Artikel über Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion amalgamiert und geschrieben, der Hochschulbetreiber müsse sich vielleicht fragen, „ob eine möglicherweise der gesellschaftlichen Mode entsprechende Besetzung der Leitung einer Wirtschaftshochschule im Nachhinein eine gute Idee war“.

Dass die Besetzung nach den Regeln des Hochschulgesetzes durch eine Wahl im Senat erfolgte, verschwieg die Zeitung ebenso wie die ausgewiesene fachliche Qualifikation der Präsidentin. Stattdessen unkte man, dass ihre Forschungsleistungen hauptsächlich „nicht in international anerkannten wissenschaftlichen Journalen erscheinen“.

Nun sind die Plagiatsvorwürfe verpufft. So war es zuletzt auch bei Vorwürfen gegen Alice Weidel, Robert Habeck oder Friedrich Merz. Statt die Skandalisierung voranzutreiben, sollten Medien solche Vorwürfe prüfen und einordnen. Die Verwaltungsgerichte haben dafür brauchbare Grundsätze entwickelt. Stattdessen entwickelte Skandalisierungen sind vor allem für Betroffene eine Belastung, die keine Person des öffentlichen Lebens sind und, wie die Universitätspräsidentin, nicht einmal einen Wikipedia-Eintrag haben. Googelt man die Dame, findet sich der Beitrag der „Berliner Zeitung“ weiterhin an fünfter Stelle der Ergebnisliste samt dem Begriff „Bildungsskandal“ im Titel. Das Fragezeichen dahinter vermag den Schaden zu reduzieren, nicht zu neu­tralisieren. Der eigentliche Skandal ereignete sich allerdings nicht in Köln, Oestrich-Winkel oder Österreich, sondern in Berlin.

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