Der Vierte reist zum Zweiten, die beiden etatmäßigen Außenverteidiger fehlen und doch sieht Trainer Florian Kohfeldt den SV Darmstadt 98 nicht als Underdog beim Auswärtsspiel auf Schalke. Es ist das erste von zwei Aufeinandertreffen der beiden Teams innerhalb von fünf Tagen.

Kennen sich aus der belgischen Liga: Florian Kohfeldt (l.) und Miron Muslic. IMAGO/Isosport
Auf die Frage, wo die Stärken des FC Schalke 04 liegen, hob Florian Kohfeldt zu einer längeren Ausführung an: Der Gegner habe eine sehr klare Spielidee und klare Abläufe. Die Stürmer seien fleißig, attackierten auch den zweiten Ball. Die Dreierkette verteidige nach vorne. Insgesamt erzeuge Schalke einen sehr hohen Raumdruck, "sodass du das Gefühl hast: Alles um dich herum ist blau". Und das Team schaffe es, bedingungslos zu verteidigen. Es sei kein Zufall, dass Schalke die beste Defensive der Liga habe.
Wiedersehen mit Baumann und Muslic
"Schalke auswärts ist wahrscheinlich momentan das Schwierigste, was du in der Liga spielen kannst", konstatierte Kohfeldt. Und dennoch sieht er seine Mannschaft nicht als Underdog, sondern spricht von einem 50:50-Spiel. "Wir sind auch sehr intensiv gegen den Ball, haben viele Balleroberungen", sagte er. Das habe seine Mannschaft auch beim 0:0 gegen Schlusslicht Magdeburg gezeigt. Doch gegen Schalke müsse sein Team die Situationen nach solchen Balleroberungen dann eben sauberer ausspielen.
Zudem freut sich Kohfeldt auf ein Wiedersehen mit Schalke-Trainer Miron Muslic, den er in seiner Zeit in Belgien als Trainer von Cercle Brügge kennengelernt hat - ebenso wie mit Schalke-Sportvorstand Frank Baumann, seinem Förderer aus Bremer Zeiten, der aus Kohfeldts Sicht ebenfalls zum aktuellen Höhenflug des Vereins beigetragen habe. Das Zusammenspiel zwischen Muslic und Baumann scheine ähnlich gut zu funktionieren wie in Darmstadt zwischen Sportdirektor Paul Fernie und ihm, sagte Kohfeldt.
Beide Stamm-Außenverteidiger fehlen
Personell muss er auf den verletzten Fabian Nürnberger und den gelb-rot-gesperrten Sergio Lopez verzichten. Damit fehlen dem SV Darmstadt 98 die beiden Stamm-Außenverteidiger. Dass damit alles für die Dreier-Abwehrkette spricht, wollte Kohfeldt zwar nicht bestätigen. Wirklich schlagkräftige Argumente für die Viererkette hatte er aber auf der Pressekonferenz kurz vor der Abfahrt nach Gelsenkirchen auch nicht parat. "Wie immer: Ich versuche auf so eine Frage viel zu reden und wenig zu sagen", erklärte er schmunzelnd.
Theoretisch stünden in Matthias Bader und Leon Klassen zwei Ersatzoptionen zur Verfügung. Doch bei Bader, der nach fast 14 Monaten Verletzungspause gegen Magdeburg sein Comeback gab, hatte Kohfeldt zuletzt selbst die Erwartungen auf eine schnelle Rückkehr in die Startelf gebremst. Und ob Klassen, der beim Auswärtsspiel gegen Kiel sehr wackelig wirkte, in der Partie beim Tabellenzweiten Schalke wirklich eine Option für die Anfangsformation ist, kann getrost bezweifelt werden. Zudem hatte die Dreier-Kette mit Patric Pfeiffer, Aleksandar Vukotic und Matej Maglica beim 0:0 gegen Magdeburg gut verteidigt, wie der Lilien-Coach betonte.
Klefisch wieder eine Option
Eine neue Option im Vergleich zum vorherigen Spiel hat Kohfeldt im Mittelfeld. Da könnte Kai Klefisch nach zwei Spielen Pause wegen einer Oberschenkelverletzung wieder zurückkehren. "Kai hat gestern und heute problemlos mit uns trainiert", sagte er. "Kai ist gesund und ich werde jetzt eine Abwägung treffen bezüglich morgen, Mittwoch und nächsten Samstag", sagte der Coach. "Dass er alle drei Spiele durchspielt, halte ich für ziemlich ausgeschlossen. Aber dass er auf die Spiele verteilt 150 bis 170 Minuten spielen kann, wäre vertretbar."
Bereits am Mittwoch stehen sich beide Teams in der 2. Runde des DFB-Pokals erneut gegenüber. Dann muss allerdings Schalke nach Darmstadt reisen.
Stephan Köhnlein

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