München gegen Auckland bei der Klub-WM Wie es ausgeht, wenn der FC Bayern gegen Amateure Ernst macht? 10:0
Schon zur Pause stand es 6:0: Die Bayern haben bei der neuen Klub-WM in den USA losgelegt, Auckland City war ihnen erwartungsgemäß kein Gegner. Werbung für den Fußball war das nicht.
15.06.2025, 21.16 Uhr

Bayern-Profis um Michael Olise (M): Heillos überlegen
Foto: Paul Ellis / AFPDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Sie trennen Welten: Die Blicke gingen Richtung Boden, ein bisschen bedröppelt trotteten die Spieler des FC Bayern München in die Kabine, es war Halbzeit im Duell mit Auckland City in Cincinnati. Die Münchner Profis hatten aber keinen Grund zu hadern, vielleicht fragten sie sich vielmehr, was das sollte: nach der Pause aufs Feld zurückzukehren. Denn bei diesem bayerischen Auftakt der Klub-WM in den USA stand es bereits nach 45 Minuten: 6:0.
Ergebnis: Das Duell zwischen einem der umsatzstärksten Sportklubs des Planeten und den semiprofessionellen Neuseeländern endete 10:0 (6:0).
Moment, was wird hier überhaupt gespielt? Die neuartige Klub-WM soll die beste Vereinsmannschaft der Welt ermitteln. Die Fifa ignoriert dabei, dass dafür eigentlich nicht mehr nötig wäre als ein Duell des Champions-League-Siegers gegen den Südamerikameister. Wobei selbst hier zuletzt elfmal Europa gewann. Wirklich spannend ist diese Frage eigentlich nicht. Aber mit dem neuen Format lässt sich sehr viel Geld einnehmen, deshalb spielen die Bayern nun gegen 31 andere Teams um den Titel und sehr viele Dollar. Hier lesen Sie mehr zum Modus, den Teilnehmern und den Preisgeldern.
Der Gegner: Auckland City, das ist kein Profiklub wie der FC Bayern. Oder wie deutsche Drittligisten es sind. Die Fußballer des neuseeländischen Rekordmeisters müssen nebenbei arbeiten, die »SZ« berichtete, dass sie mit ihren Arbeitgebern darüber verhandeln mussten, die nötigen Urlaubstage auszuhandeln, die die Reise zur Klub-WM erfordert. Und Bayerns Trainer Vincent Kompany erzählte, was er beim Videoscouting neben taktischen Details beobachtet hatte: dass bei Aucklands Spielen am Feldrand gegrillt werde, und ab und an verirre sich ein Ball von einem benachbarten Spielfeld auf den Rasen.
Wie groß der Klassenunterschied spielerisch war? Man bekam dafür schnell ein Gespür, denn beim Anstoß der Bayern rannten die Neuseeländer nicht in die gegnerische Hälfte, sondern zurück in Richtung Tor. Ein zweites Beispiel: Bayerns Manuel Neuer verbrachte beachtliche Teile der Partie nicht in seinem Strafraum, sondern am Mittelkreis. Er hatte schlicht nichts zu erledigen.
Die erste Hälfte: Das 1:0 fiel nach sechs Minuten nach einer Ecke, der Torschütze: Kingsley Coman. Sacha Boey (18.), Michael Olise (20.) und erneut Coman (21.) sorgten dafür, dass die Partie nach gut 20 Minuten so was von entschieden war. Kurz vor der Pause legten Thomas Müller (45.) und Olise (45.+3) nach. Man hätte das Spiel damit gut beenden können.
Der Neue gleich mittendrin: Zwei Trainingseinheiten hatte er mit seinen neuen Kollegen absolviert, sofort stand Jonathan Tah in der Münchner Startelf. Und dort, im Abwehrzentrum, sah man ihn prompt Kommandos geben. Tah, 29, kam aus Leverkusen zum FC Bayern, er könnte gemeinsam mit Dayot Upamecano das Stammduo in der Defensive bilden. Denn Kim Min-jae gilt in München nicht als unumstritten, aktuell fehlt der Südkoreaner angeschlagen.
Die zweite Hälfte: verlief prinzipiell ähnlich. Aber die Bayern wechselten zur Pause Coman und Olise aus, die zuvor sieben Torbeteiligungen auf sich vereint hatten. Dafür kamen Serge Gnabry und der 17 Jahre alte Lennart Karl ins Spiel. Das Talent machte seine Sache nicht schlecht, aber den Bayern fehlte nun etwas Durchschlagskraft. Erst ein weiterer Wechsel veränderte das.

Jamal Musiala nach seinem ersten Treffer
Foto: Kai Pfaffenbach / REUTERSComeback-Kid: Nach einer Stunde kam Jamal Musiala in die Partie, der Offensivspieler, den die Bayern aufgrund einer Verletzung monatelang schmerzlich vermisst hatten. Musiala erzielte das 7:0 mit einem nicht unhaltbaren Schlenzer, das 8:0 per Foulelfmeter, den er selbst herausgeholt hatte, und das 9:0 nach einem Torwartfehler. Musiala spielte sich warm für die kommenden Aufgaben, der ganze FC Bayern tat das.
Ein Schuss! Auckland City blieb hoffnungslos unterlegen, ja. Aber der Außenseiter suchte in der zweiten Hälfte auch seine Chance. Der eingewechselte Ryan De Vries gab nach 80 Minuten den ersten Versuch des Fußballzwergs aufs Münchner Tor ab. Am Ende lautete das Schussverhältnis aus Aucklands Sicht: 1:31.
Dauerwerbesendung: Eine »sicherlich sehr interessante zweite Hälfte« stünde nun bevor, hieß es bei DAZN in der Halbzeitanalyse. Der Streamingdienst hat weltweit die Exklusivrechte an dem Event, klar, da will man das Produkt auch ordentlich bewerben. Aber dieser Versuch wirkte etwas bemüht. Wirklich nervig war etwas anderes: DAZN versuchte, möglichst viele Unterbrechungen für tatsächliche Werbung zu nutzen. Bei einem Einwurf wurde der Ausschnitt mit dem Spiel verkleinert und ein Sponsor eingeblendet; bei Auswechslungen gab es sogar Werbung mit (zu lautem) Ton. Der Fußball wurde zur Nebensache. Das wäre auch kein unpassendes Motto für diese Veranstaltung gewesen.