Medienkritiker Jarvis warnt: KI-Unternehmen kaufen sich das Schweigen der Verlage
Der US-Medienkritiker Jeff Jarvis kritisiert die exklusiven Partnerschaften zwischen KI-Unternehmen und Medienkonzernen. Seiner Ansicht nach kaufen sich Tech-Konzerne damit das Schweigen der Verlage bei rechtlichen Auseinandersetzungen. Während Unternehmen wie Meta und OpenAI Verträge mit großen Medienhäusern abschließen, bleiben kleinere und lokale Publikationen außen vor.
Jarvis argumentiert, dass das KI-Training mit Medieninhalten unter die "Fair Use"-Regel fallen sollte. Er empfiehlt Medienunternehmen, neue Geschäftsmodelle mit KI zu entwickeln, etwa durch eine gemeinsame Nachrichten-API. Angesichts der Fähigkeit von KI, massenhaft Inhalte zu erstellen, rät er Journalisten zu einem "Zugehörigkeitsjournalismus", der sich als Dienstleister für spezifische Communities versteht. Besonders kritisch sieht Jarvis die führenden KI-Unternehmer wie Sam Altman und Elon Musk, die er als "Untergangspropheten" bezeichnet. Er warnt vor deren Ideologien wie Transhumanismus und deren Anspruch, die Regeln für die Zukunft der Menschheit zu bestimmen.
xAI plant laut Insidern ChatGPT-Konkurrenz für Dezember
Elon Musks KI-Start-up xAI plant angeblich, noch im Dezember eine eigenständige Chatbot-App zu veröffentlichen, um in direkte Konkurrenz zu etablierten Angeboten wie ChatGPT zu treten. Bislang ist xAIs Chatbot Grok nur für Abonnenten von Musks Social-Media-Plattform X verfügbar. Um den Rückstand aufzuholen, hat xAI massiv in Infrastruktur investiert, darunter in ein Rechenzentrum mit 100.000 Nvidia-GPUs. Das Start-up wird mit 50 Milliarden Dollar bewertet, liegt aber beim Umsatz weit hinter der Konkurrenz zurück. Technisch ist xAIs Sprachmodell Grok-2 auf einem ähnlichen Niveau wie GPT-4 und Claude 3 Opus, bezieht aber neue Informationen nur aus X-Postings und nicht aus dem Internet. Angesichts der Probleme mit rechter Propaganda und Desinformation auf der Plattform ist der Mehrwert für die Nutzer fraglich.
Neue Funktionen für Red Hats OpenShift AI
Die KI-Plattform OpenShift AI erhält in Version 2.15 etliche neue Funktionen, darunter eine Model Registry als zentrale Verwaltung der Modelle. Damit kann man prädiktive sowie generative KI-Modelle, Metadaten und Modell-Artefakte gemeinsam nutzen, versionieren, bereitstellen und kontrollieren. Das hat Hersteller Red Hat angekündigt. OpenShift AI ist eine KI- und Machine-Learning-Plattform für die Entwicklung und den Betrieb KI-gestützter Anwendungen in einer Hybrid-Cloud-Umgebung. Zu ihren Aufgaben gehören Datenerfassung und -aufbereitung, das Modelltraining, die Feinabstimmung, die Modellbereitstellung, das Monitoring sowie die Hardwarebeschleunigung. Red Hat versteht sich als anwendungsneutraler Plattform-Anbieter und ist somit gefordert, auch den plattformunabhängigen Betrieb von KI-Modellen zuzulassen.
Doch hier gibt es zunehmend ein Problem: Die großen Sprachmodelle sind stark an die Hardware gebunden, auf der sie laufen. Um dieses Problem zu lösen, hat Red Hat vor Kurzem Neural Magic akquiriert, ein Spin-off des MIT, und will nun eine Art "Open Hybrid AI" auf den Markt bringen. Dazu müssen die LLMs so weit abstrahiert werden, dass sie auf jeder beliebigen Plattform lauffähig sind – in Anlehnung an virtuelle Maschinen "virtuelle LLMs" (vLLMs) genannt. Das Konzept dafür wurde an der University of California in Berkeley entwickelt und soll KI-Modelle auf verschiedenen Hardwareplattformen erlauben, darunter Prozessoren von AMD, Intel und Nvidia sowie benutzerdefinierte Chips von Amazon Web Services und Google.
Gemini-App jetzt für Google Workspace verfügbar
Die Smartphone-App für den KI-Assistenten Gemini steht nun für Google Workspace zur Verfügung. Neben dem Chat als Recherchewerkzeug sollen Anwender die Kamera verwenden können, um handschriftliche Notizen in Google Docs oder Gmail zu überführen, oder gezeichnete Diagramme in digitale Grafiken umzuwandeln. Die Datenschutzeinstellungen aus Google Workspace sollen dabei Anwendung finden. Nutzerinnen und Nutzer können Gemini für Android und iOS in den jeweiligen Stores herunterladen.
Derzeit sind allerdings noch nicht alle Funktionen der Web-Version von Gemini in der App verfügbar. So lassen sich dem KI-Assistenten keine Dateien übermitteln. Ebenfalls fehlen mit Gems die themenbasierten Chatbots von Gemini und auch Android-Arbeitsprofile unterstützt die Smartphone-App bislang nicht.
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Autonom fahrender Bus in Hamburg-Harburg
Die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein planen ab dem zweiten Halbjahr 2025 den Einsatz autonomer Shuttle im Stadtteil Harburg. Das erste 6,9 Meter lange Elektrofahrzeug vom österreichischen Hersteller eVersum bietet neun Sitzplätze plus Platz für einen Rollstuhl oder Kinderwagen. Vier weitere Shuttle sollen folgen, perspektivisch ist eine Flotte von bis zu 20 Fahrzeugen geplant. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr unterstützt das Projekt mit 18 Millionen Euro.
Der Betrieb startet zunächst in einer Testphase mit Sicherheitsfahrern, aber ohne Fahrgäste. Erst in einer dritten Phase sollen Passagiere befördert werden. Die Fahrzeuge sollen auf Level 4 autonom fahren können, was bedeutet, dass sie in definierten Szenarien alle Situationen selbstständig meistern können. Das Projekt läuft bis Juni 2027.
Cradle für Protein-Engineering knackt 100-Millionen-Dollar-Marke
Das KI-Start-up Cradle für Protein-Engineering hat in einer Finanzierungsrunde 73 Millionen Dollar eingesammelt. Damit erhöht sich die Gesamtfinanzierung auf über 100 Millionen Dollar. Die KI-Plattform von Cradle ermöglicht es Forschenden, die Entdeckung und Entwicklung verbesserter Proteine zu beschleunigen und kostengünstiger zu machen. Die Finanzierung soll unter anderem dazu dienen, Cradles eigenes Nasslabor zu erweitern und die Machine-Learning-Fähigkeiten weiter zu verbessern. Die Firma mit Sitz in Amsterdam und Zürich hat Partnerschaften mit Unternehmen wie Novo Nordisk und Ginkgo Bioworks.
Start-up für Agenten-OS sammelt 56 Millionen Dollar ein
Das KI-Start-up /dev/agents hat 56 Millionen Dollar eingesammelt, um ein Betriebssystem für KI-Agenten zu entwickeln. Ziel ist es laut dem Unternehmen, Computer ähnlich wie Menschen zusammenarbeiten zu lassen. Dafür seien neue Benutzeroberflächen, ein überarbeitetes Datenschutzmodell und eine vereinfachte Entwicklerplattform nötig. Zum Gründerteam gehören erfahrene Tech-Veteranen, die zuvor bei Unternehmen wie Stripe, Google, Facebook, Meta, Dropbox und Figma gearbeitet haben.
Das war das KI-Update von heise online vom 28. November 2024. Eine neue Folge gibt es jeden Werktag ab 15 Uhr.
(igr)