Israelische Truppen rücken weiter auf die Stadt Gaza vor. Die Lage sei »schlimm, nicht nur im Norden und im Zentrum der Stadt, sondern auch im Süden«, sagte der Pfarrer der katholischen Gemeinde in Gaza, Gabriel Romanelli, in seinem Videoblog am Donnerstag. Das Pfarreizentrum liegt im Westen der Stadt, in der die israelische Armee den letzten Rückzugsort der Terrormiliz Hamas vermutet. Zugleich halten sich dort noch immer Hunderttausende Zivilisten auf. Romanelli sprach von »vielen Toten« in der Stadt.
Es seien Bombardierungen zu hören. Viele Bewohner versuchten, nach Süden zu gelangen. Unterdessen sei das Kommunikationsnetz stark beschädigt. »Wir haben sehr wenig Internet«, sagte der Pfarrer. Auch die Telefonverbindung sei schwach. In der Pfarrei von Gaza hielten sich nach Kirchenangaben von Anfang der Woche noch 450 Personen auf, darunter viele, die ihre Wohnungen verloren haben, sowie körperlich Beeinträchtigte und zahlreiche Kinder. Die Geistlichen und Ordensfrauen hatten beschlossen, ungeachtet der Angriffe gemeinsam mit ihnen in der Stadt auszuharren.
Aufgrund von Hunger und Erschöpfung sind nach Einschätzung der Welthungerhilfe viele Menschen nicht mehr in der Lage, Gaza vor der fortschreitenden Großoffensive der israelischen Armee noch zu verlassen. Dazu brauche es Kraft, sagte Bettina Iseli, Vorständin Programme der Welthungerhilfe, am Donnerstag im ARD-»Morgenmagazin«. »Wenn man Hunger leidet, vielleicht krank oder alt ist, ist das nicht möglich.« Auch seien Transportpreise stark gestiegen. Viele Menschen hätten nicht die finanziellen Mittel.
Anfang der Woche war die Bevölkerung aufgerufen worden, die Stadt zu verlassen. Ziel sei es, so die israelische Armee, dort verbliebene Kräfte der Terrororganisation Hamas einzukreisen und zu besiegen. Bis Freitagmittag haben die Streitkräfte nun für Flüchtende eine neue Evakuierungsroute in Richtung Süden geöffnet. Iseli warnte jedoch auch dort vor schwierigen Bedingungen. Es mangele an Infrastruktur. »Es ist schon schwierig, ein Zelt aufzustellen. Menschen stehen stundenlang für Wasser an, aber auch um auf die Toilette zu gehen«, so Iseli, »es sind Umstände, die der Menschenwürde nicht würdig sind.«