Welch ein Desaster. Die SPD hat mit ihrem Vorsitzenden in beispielloser Art und Weise abgerechnet. Lars Klingbeil verlässt den Parteitag in Berlin als Gerupfter. Der gewiefte Machtmechaniker ist schwer beschädigt.
Unter 80 Prozent: richtig schlecht. Unter 70 Prozent: absolute Katastrophe. So wurde im Vorfeld des Parteitags in der SPD über die denkbaren Ergebnisse spekuliert. Nun kam alles noch viel schlimmer. Klingbeil holte sogar nur knapp 65 Prozent.
Kalt von hinten erwischt
Gleichzeitig hat sich die SPD als verlogene Partei präsentiert. Wer nur die große Debatte verfolgt hätte ohne später das Wahlergebnis zu erfahren, der müsste denken, dass da eine Partei zwar in schwieriger Lage steckt, aber dass die Genossinnen und Genossen zusammenstehen.
Denn es gab keine große Abrechnung, keine scharfe Kritik. Auf offener Bühne hat sich niemand getraut, dem Parteichef ins Gesicht zu sagen, was man von ihm hält. Das lag auch an der Parteitagsregie, die reichlich Amts- und Funktionsträger auf der Rednerliste platzierte. Aber nicht nur. Die SPD tat so, als wäre sie sich unterm Strich einig.
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Von wegen. Die Delegierten haben ihren Parteichef kalt von hinten erwischt.
Zu wenig selbstkritisch sei Klingbeils Rede gewesen, monierten Delegierte. Die echte Demut habe gefehlt, die ehrliche Selbstkritik.
Vielleicht hätte eine andere Rede etwas am Ergebnis geändert. Aber auch mit 70 Prozent hätte Klingbeil nicht als strahlender Sieger dagestanden.
Ein Beliebtheitsunterschied, der Probleme aufwirft
Es ist ein Ergebnis, das eigentlich die Frage aufwirft, ob er als SPD-Vorsitzender noch der richtige Mann im richtigen Job ist. Aber diese Debatte wird Klingbeil gar nicht erst aufkommen lassen wollen.
Die SPD steht da mit einem Beliebtheitsunterschied von 30 Prozentpunkten zwischen Bärbel Bas und Lars Klingbeil. Was soll die Partei damit anfangen? Und was erst der Koalitionspartner?
Die SPD schickt ihren bisher so starken Mann massiv lädiert zurück in die Auseinandersetzung, ob mit Friedrich Merz oder mit der Opposition.
64,9 Prozent, diese brutale Zahl wird Lars Klingbeil verfolgen. Und seine Partei auch.