Ex-Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) hält den Umgang seiner Nachfolgerin Julia Klöckner (CDU) mit der modischen Zurschaustellung politischer Botschaften im Parlament für richtig. »Ich halte die Strenge Julia Klöckners, mit der sie Versuchen begegnet, die politische Auseinandersetzung mit anderen als mit parlamentarischen Mitteln zu führen, für angemessen. Sei es gegenüber Linken wie Rechten«, sagte Thierse dem SPIEGEL.
Im Parlament sei die öffentliche Rede das Mittel der politischen Auseinandersetzung und nicht das Bekenntnis mit anderen Mitteln wie etwa Kleidungsstücken, »über das sich dann nicht angemessen diskutieren lässt«, so Thierse. Solche Entwicklungen müssten frühzeitig gestoppt werden, weil sie die Funktion des Parlaments aushöhlten.
Bundestagspräsidentin Klöckner hatte die Linkenabgeordnete Cansın Köktürk des Plenarsaals verwiesen, weil diese zu einer Sitzung mit einem T-Shirt mit der Aufschrift »Palestine« erschienen war. Nach Angaben Klöckners hatte sie im Vorfeld das Gespräch mit der Politikerin gesucht. Die Präsidentin begründete den Ausschluss mit einer Vereinbarung, dass weder Aufkleber noch sonstige Bekenntnisse auf T-Shirts eine Rolle im Plenum spielen dürften.
Koktürk hatte ihr T-Shirt einen Tag vor dem Besuch des israelischen Außenministers Gideon Sa'ar in Berlin getragen. Wenige Wochen zuvor musste der Linkenabgeordnete Marcel Bauer nach einer Intervention Klöckners den Plenarsaal verlassen, weil er eine Baskenmütze trug.
Bereits in der Vergangenheit war Koktürk mit einer Aktion im Bundestag aufgefallen. Bei der konstituierenden Sitzung des neuen Parlaments trug die 32-Jährige eine Kufiya, das sogenannte Palästinensertuch. Fotos von sich mit dem Tuch um den Hals postete sie auch in den sozialen Medien, aus der Unionsfraktion wurde sie dafür kritisiert.