Jörg Kachelmann zu Sturm »Kirk«: Ja, es wird stürmisch – aber nur kurz

vor 19 Stunden 1

Wie sieht’s aus?

Florida bereitet sich auf den Hurrikan  »Milton« vor, wir bekommen in der Nacht und am Donnerstag die Überreste des Ex-Hurrikans »Kirk« ab, der in die Westwindzone einbezogen wurde und in der Zeit genau über Deutschland zieht.

Wie ist das zu erklären?

Es ist die Jahreszeit der tropischen Wirbelstürme, in der Karibik liegt die Wassertemperatur großflächig bei über 27 Grad. Die Zerstörungen – zuletzt etwa durch Hurrikan »Helene« – sind so furchtbar, weil Hurrikane sehr langsam ziehen, üblicherweise mit 10 bis 25 Kilometern pro Stunde. Was in Deutschland traditionell keinen Fernsehsender daran hindert, die Menschen mit der Erfindung zu desinformieren, dass nun »Milton« auf die Küste von Florida zurasen würde. Wenn er das täte, gäbe es keine Katastrophe, alles wäre schnell vorbei.

Unser Ex-Hurrikan »Kirk« hat als einzige Erinnerung an seine tropische Vergangenheit noch relativ viel Wasser dabei . Er zieht aber schnell wie ein normales Tief in der Westwindzone und bringt auch entsprechende Windgeschwindigkeiten mit.

Wie geht’s weiter?

Das Sturmfeld von »Kirk« kommt in der Nacht in den Südwesten Deutschlands und zieht im Laufe des Donnerstags südöstlich einer Linie von Aachen nach Rügen Richtung Nordosten. Das südöstliche Bayern bleibt etwas außen vor, nur in Alpennähe ist starker Föhn zu erwarten.

Im Flachland werden die stärksten Böen typischerweise bei 80 bis 100 Kilometern pro Stunde liegen; sobald es in die Mittelgebirge geht, werden auch Orkanböen mit dabei sein. Weil das Ganze eben nicht wie in Florida durch die Gegend schleicht, sollten die stärksten Winde bei uns nach ein bis zwei Stunden wieder vorbei sein.

Was sollte ich tun?

Von den reinen Zahlen her erleben wir an sich keinen schrecklichen Killersturm – aber wir sind schließlich in Deutschland. Das heißt, dass viele Menschen im Südwesten am Donnerstagfrüh zur gewohnten Zeit die gewohnte Strecke durch den Wald nehmen, um zur Arbeit zu kommen, oder den lange verstopften Dackel im nahe gelegenen Stadtpark defäkieren lassen. Das kann unpraktisch sein, weil die Bäume noch belaubt sind und Äste durch die größere Windlast früher abbrechen als bei einem Wintersturm.

Überlegen Sie also jederzeit, ob Ihnen etwas auf den Kopf oder Ihrem Auto aufs Dach fallen kann. Informieren Sie sich über das Timing der Böen an Ihrem Wohnort, hier als Beispiel Karlsruhe (andere Orte via Menü) . Verschieben Sie Fahrten und Dackeldefäkieren wenn notwendig, denn, wie gesagt: Es wird schnell vorbei sein.

Und was tun Sie?

Ich denke daran, wie manche Medien »Kirk« vor Tagen – wie immer – zu einem Weltuntergangsszenario für uns aufgeblasen haben. Und schäme mich – wie immer –, dass das Motto »Dumm klickt gut« auch für Wetter- und Klimathemen angewendet wird.

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