Jonathan Lear: Dankbar? Wofür?

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Jonathan Lear ist Philosoph und Psychoanalytiker. Jetzt denkt der 76-Jährige über ein erstaunliches Thema nach: Dankbarkeit.

Aus der ZEIT Nr. 35/2025 Aktualisiert am 17. August 2025, 16:08 Uhr

 Die Realität ist steinhart.
Geschenkt: Die Realität ist steinhart. © Eva Jauss

DIE ZEIT: Ihr Werk widmet sich der Zerstörung von Kulturen. Jetzt denken Sie aber über Dankbarkeit nach. Warum denn das?

Jonathan Lear: Das frage ich mich auch, aber schon seit Langem. Als junger Mann bin ich einem Aufsatz begegnet, der hieß Neid und Dankbarkeit. Ich lebte als ein angehender Philosoph, der sich für Psychoanalyse interessierte, im britischen Cambridge. Diesen Aufsatz hatte die große Analytikerin Melanie Klein, eine Pionierin des Nachdenkens über die Kindheit, als eine Art Zusammenfassung ihres Berufswegs verfasst. Der Text hat in der Forschung lebhafte Reaktionen zum Thema Neid entfacht, aber sein anderes Thema, die Dankbarkeit, schien kaum zu interessieren. Ich habe mich damals gefragt: warum? So fing es an. Jetzt sitze ich an einem Buch. Denn die Frage hat mich seither nicht mehr verlassen.

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