Berlins Kultursenator Joe Chialo steht im Zentrum eines Sturms. Er erfasst Theater, Musik und Kunst. Stichwort: 150 Millionen Euro Einsparungen, und zwar sofort.
Ist es die Rache für die fetten Jahre? Die Zahlen jagen Schockwellen durch die Berliner Kulturszene. Knapp 150 Millionen Euro müssen ab dem Jahreswechsel eingespart werden, das sind fast 16 Prozent der Kulturförderung. Klingt viel, ist viel. Und die Branche wehrt sich, solidarisiert sich, demonstriert, verliest Protestnoten an der Rampe, lanciert Online-Petitionen, überreicht Unterschriftenlisten.
Über den Kulturbegriff wird seit je gerne gestritten, über den Sinn staatlich subventionierter Kunstarbeit und über die dazugehörigen Zahlen sowieso. Nicht nur in Berlin. Umso mehr fragt man sich, welches Projekt wohl hinter dem aktuellen Hauptstadt-Szenario steckt. Muss uns Kunst in Zeiten von Krieg, Inflation und volatiler Weltwirtschaft notgedrungen weniger wert sein? Lässt sich hier mehr noch als ein ökonomischer Verteilungskampf vielleicht ein ideologischer beobachten, zwischen ehedem linker, rot-rot-grüner Kulturpolitik und rechter, vornehmlich CDU-gesteuerter? Alles, was der Ex-Kultursenator Klaus Lederer (Die Linke) sechseinhalb Jahre lang angeschafft hat, schafft sein Nachfolger Joe Chialo (CDU) seit Ende April 2023 wieder ab?