Der Kartellboss wird zur Frau – wie Jacques Audiards Musical "Emilia Pérez" die Gewalt zersingt und zertanzt.
Aus der ZEIT Nr. 50/2024 Aktualisiert am 28. November 2024, 16:49 Uhr
Darf man das? Ist es nicht frivol, Mexikos mörderischen Drogenkrieg als Kulisse für ein durchgeknalltes Filmspektakel zu missbrauchen? Für eine grelle Genremischung aus Komödie, Gangsterfilm und Broadway-Musical samt einer Ballett-Satire über Vaginoplastik? Genau das hat der französische Regisseur Jacques Audiard getan. Sein Film Emilia Pérez spielt mitten in Mexikos Albtraum, im Krieg zwischen verfeindeten Banden und dem Militär. Seit 2006 starben dabei fast 450.000 Menschen, mehr als 100.000 Personen werden vermisst. Sie verschwinden spurlos, werden zu Tode gefoltert, im Nirgendwo verscharrt oder verbrannt. Als hätten sie nie gelebt.