Ist wirklich ein Arnold-Schönberg-Archiv verbrannt?

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Ein „Archiv der Werke des österreichischen Komponisten Arnold Schönberg“ sei bei den verheerenden Bränden in Los Angeles zerstört worden, meldet die Deutsche Presseagentur. Was mag das für ein Archiv gewesen sein? Auch die „New York Times“ schreibt ganz aufgeregt, „geschätzt rund 100.000 Partituren und Stimmen Schönbergs“ seien den Flammen zum Opfer gefallen.

Beide stützen sich auf eine Meldung von Larry Schoenberg, dem Sohn des Komponisten, die von dessen Neffen E. Randol Schoenberg am Wochenende auf Facebook veröffentlicht und von einigen Bloggern auch in Europa verbreitet worden war. Schaut man näher hin, so ist das Haus des Belmont-Musikverlags verbrannt und mit ihm gedrucktes Verleih- und Vertriebsmaterial der Werke Schönbergs, der als rassisch Verfolgter des Nationalsozialismus aus Deutschland über Paris nach Los Angeles hatte fliehen müssen.

Nun liegen aber die musikalischen Werke Schönbergs, auch seine Essays und viele seiner Briefe längst in gedruckter Form vor. Und alle wichtigen Manuskripte befinden sich seit 1998 im Arnold Schoenberg Center in Wien. Die quellenkritische Gesamtausgabe von Schönbergs Partituren wird vom Schott-Verlag in Verbindung mit der Akademie der Wissenschaften in Mainz besorgt.

Was in Pacific Palisades passierte, ist eine private Tragödie und eine geschäftliche Katastrophe für ein unzureichend digitalisiertes Verlagshaus. Der musikhistorische Schaden hält sich in überschaubaren Grenzen.

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