Israel hat in der Nacht einen Großangriff auf den Iran gestartet. Die Armee bombardierte Atomanlagen, auch hochrangige iranische Militärs wurden getötet. Ein Überblick.
13. Juni 2025, 10:04 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, AFP, lgi
In der Nacht hat das israelische Militär bei einem großangelegten Angriff mehrere Ziele im Iran bombardiert. Atomanlagen und militärische Ziele wurden attackiert. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz sprach von einem "Präventivschlag", Ministerpräsident Benjamin Netanjahu von einem "erfolgreichem Eröffnungsschlag". In Teheran waren in den frühen Morgenstunden Explosionen zu hören. Was wir bisher wissen und was nicht.
Übersicht:
Wie lief der Angriff ab?
Kurz vor Tagesanbruch meldeten iranische Staatsmedien mehrere Explosionen rund um die Hauptstadt Teheran. Anschließend bestätigte Israels Armee Angriffe im Iran. Es sei Irans Atomprogramm angegriffen worden. Es handele sich um "eine präventive, präzise, kombinierte Offensive". Neben dem Atomprogramm sollen auch weitere militärische Ziele angegriffen worden seien. Teheran war im Laufe des Morgens immer wieder von Explosionen erschüttert worden. Es dürfte sich um mehrere Angriffswellen von Israels Militär handeln. Israels Militärsprecher Effie Defrin sagte, mehr als 200 Kampfflugzeuge seien im Einsatz gewesen und mehr als 100 Ziele angegriffen worden.
Welche Orte wurden getroffen?
Neben den Angriffen in der iranischen Hauptstadt Teheran wurden laut Netanjahu auch Atomanlagen des Landes getroffen. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nennt eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen: Die Uran-Anreicherungsanlage in Natans sei "unter den Zielen", teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit. Das staatliche Fernsehen im Iran berichtete über Rauch an der Atomanlage.
Das genaue Ausmaß der Angriffe kennen wir bislang noch nicht. Unklar ist auch, ob neben der Atomanlage in Natans weitere Anlagen des Atomprogramms getroffen wurden und wenn ja, welche.
Wer wurde auf iranischer Seite getötet?
Der Kommandeur der mächtigen Revolutionsgarden, Generalmajor Hussein Salami, sei bei einer Attacke auf das Hauptquartier des Oberkommandos der Revolutionsgarden getötet worden, meldete die Nachrichtenagentur Tasnim. Die Revolutionsgarden sind Irans Elitestreitmacht. Auch Generalstabschef Mohammed Bagheri ist tot. Die Agentur Tasnim bestätigte außerdem die Tötung von zwei bekannten Wissenschaftlern.
Unklar ist, wie viele Menschen – auch Zivilisten – insgesamt durch den Großangriff getötet oder verletzt worden sind. Iranische Medien zeigten Bilder zerstörter Häuserfassaden in Teheran. In Videos war zu sehen, wie Helfer unter Trümmern nach Verschütteten suchen.
Wie begründet Israel den Angriff?
Die israelische Armee hat ihre Angriffe auf den Iran damit begründet, dass sich die Islamische Republik bei ihrem Atomprogramm einer unumkehrbaren Schwelle genähert habe. In den vergangenen Monaten hätten "die gesammelten Geheimdienstinformationen Beweise dafür geliefert, dass sich das iranische Regime dem Punkt ohne Wiederkehr nähert", sagte die israelische Armee. Die diesbezüglichen Bemühungen seien so weit gediehen, dass es der Führung in Teheran möglich geworden sei, "Uran auf militärisches Niveau anzureichern, wodurch das Regime in der Lage wäre, innerhalb kurzer Zeit eine Atomwaffe zu erhalten".
Laut Israels Armeesprecher Defrin hat das iranische Regime zudem ein geheimes Programm gestartet, bei dem führende Atomwissenschaftler "heimlich Experimente" vorgenommen, um "alle notwendigen Bestandteile für den Bau einer Atomwaffe" zu entwickeln. Er fügte hinzu, dass der Iran tausende ballistische Raketen baue und den Plan verfolge, deren Zahl "zu verdoppeln und zu verdreifachen". Ein weiterer Grund sei der Einfluss der Islamischen Republik im Nahen Osten: "Das iranische Regime bewaffnet, finanziert und dirigiert weiterhin seine Stellvertreter im gesamten Nahen Osten gegen den Staat Israel", sagte Defrin. "Das Ziel unseres Einsatzes ist die Beseitigung der Bedrohung."
Wie reagiert der Iran?
Irans Staatsoberhaupt Ajatollah Ali Chamenei droht Israel als Reaktion auf den nächtlichen Großangriff mit Vergeltung. Israel müsse mit "einer harten Bestrafung" rechnen, wurde der Religionsführer in einer Mitteilung seines Büros zitiert. Nach israelischen Angaben hat der Iran in den vergangenen Stunden mehr als 100 Drohnen in Richtung Israel geschickt, einige wurden davon bereits über Jordanien abgefangen.
Wie geht es weiter?
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete die Angriffe als "Eröffnungsschlag". Er sagte zudem: "Diese Operation wird so viele Tage andauern, wie es braucht, um diese Bedrohung zu beseitigen."
Unklar ist, welche genauen Folgen die nächtlichen Angriffe auf die gesamte Region haben werden. Die Sorge vor einer massiven Eskalation im Nahen Osten ist groß. Im vergangenen Jahr standen Israel und der Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs. In Israel geht man Medienberichten zufolge davon aus, dass mögliche Kämpfe mit dem Iran sich über mindestens zwei Wochen ziehen könnten.
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