Erneut haben Tausende Menschen in Israel für einen Deal zur Freilassung der verbleibenden 59 Geiseln im Gazastreifen demonstriert. Auf der Hauptkundgebung im Zentrum von Tel Aviv forderte die ehemalige Hamas-Geisel Omer Shem-Tov vom israelischen Regierungschef Benjamin Netanyahu: »Setzen Sie diesen mutigen, zionistischen, jüdischen, humanen Schritt. Und wenn das heißt, den Krieg zu beenden, dann beenden Sie den Krieg.«
Die Vorstellungen über einen Deal klaffen weit auseinander. Die Hamas will vor weiteren Geiselfreilassungen Garantien, dass Israel nach der Freilassung der letzten Geiseln den Krieg beendet und sein Militär aus dem Gazastreifen abzieht. Israel will eine solche Garantie nicht geben, besteht auf der Beseitigung der Hamas aus Gaza und beabsichtigt dauerhafte Truppenstationierungen in Teilen des Küstengebiets am Mittelmeer.
Netanyahu hält an Kriegsführung fest
Netanyahu bekräftigte diese Position in einer aufgezeichneten Videoansprache, die am Samstagabend veröffentlicht wurde. »Wir werden den ›Krieg der (israelischen) Wiedergeburt‹ nicht beenden, bevor wir die Hamas in Gaza zerstört und alle unsere Geiseln nach Hause gebracht habe«, sagte er.
Das israelische Militär flog weiter täglich Dutzende Luftangriffe im Gazastreifen. Allein zwischen Freitagabend und Samstagabend habe die Luftwaffe 150 Angriffe gegen »Terroristen und Terrorinfrastruktur« durchgeführt. Laut Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums seien zuletzt mehr als 90 Menschen durch die Attacken ums Leben gekommen.
Das israelische Militär hat seine Angriffe im Gazastreifen zuletzt wieder verstärkt. Im Lauf der letzten sieben Tage seien im Kampf gegen die islamistische Hamas 300 Ziele, seit Wiederaufnahme der Kampfhandlungen am 18. März bereits mehr als 1.400 Ziele aus der Luft angegriffen worden, teilte die Armee mit.
Auch Proteste im Gazastreifen
In dem abgeriegelten Küstengebiet leben gut zwei Millionen Palästinenser. Seit Beginn des Krieges im Gazastreifen sind mehr als 50.000 Palästinenser getötet worden, zahlreiche Menschen gelten zudem als vermisst. Das palästinensische Gesundheitsministerium unterscheidet bei seinen Angaben nicht zwischen Kämpfern und Zivilisten. Die Angaben beider Seiten lassen sich meist nicht unabhängig verifizieren, die Uno hält die Todeszahlen im Gazastreifen für glaubwürdig.