Israel kündigt Angriff auf Iran an: »Tödlich, präzise und überraschend«

vor 3 Stunden 1

Was ist passiert?

Israels Militär hat wieder Ziele in den Vororten südlich von Beirut angegriffen. Dabei sind nach libanesischen Behördenangaben fünf Mitglieder des Zivilschutzes getötet worden. Sie hätten sich zum Zeitpunkt des Angriffs in einem Zentrum des Zivilschutzes in dem Ort Derdghaija aufgehalten, teilte das libanesische Gesundheitsministerium mit. Das Ministerium verurteilte den Angriff auf Helfer und Retter im Libanon: Israel missachte erneut internationale Gesetze und humanitäre Konventionen.

Der Zivilschutz bestätigte den Angriff auf seine Mitarbeiter und teilte mit, dass sie sich zu dem Angriffszeitpunkt in Bereitschaft befanden. Die Angaben können derzeit nicht unabhängig überprüft werden.

Israels Armee gab zu den Berichten auf Anfrage zunächst keine Stellungnahme ab. Sie berichtete aber ihrerseits von 220 Geschossen, die seit dem Morgen aus dem Libanon auf Israel abgefeuert worden seien.

Außerdem gaben die israelischen Streitkräfte an, sie hätten einen hochrangigen Funktionär der proiranischen Hisbollah in Syrien getötet. Die israelische Luftwaffe habe »Adham Dschahut, einen Terroristen Hisbollah-Terrorzelle ›Golan Terrorist Network‹ in Syrien« getroffen und »eliminiert«, erklärte die Armee.

Dschahut war diesen Angaben zufolge als Vermittler aktiv, der Informationen aus syrischen Regierungskreisen »an die Hisbollah weiterleitete«. Der Angriff erfolgte in der Gegend von Kuneitra im Südwesten Syriens nahe der Golanhöhen.

Israel macht nur selten Angaben zu Angriffen in Syrien, will aber keine Ausweitung der iranischen Präsenz in Syrien zulassen.

Die Hisbollah-Schutzmacht Iran hatte am vergangenen Dienstagabend einen großangelegten Raketenangriff auf Israel verübt. Nach Angaben der israelischen Armee konnte ein großer Teil der rund 200 iranischen Geschosse abgefangen werden. Teheran hat damit nach eigenen Angaben auf die israelische Militäroffensive im Südlibanon gegen die proiranische Hisbollah-Miliz und die Tötung von deren Anführer Hassan Nasrallah reagiert.

Wie geht es weiter?

Wie also wird Israel auf diesen Angriff Irans reagieren? Israels Verteidigungsminister gab am Mittwoch einen Ausblick darauf, womit Teheran wohl rechnen muss: »Unser Angriff in Iran wird tödlich, präzise und überraschend sein«, erklärte Yoav Gallant am Mittwoch in einer in den Onlinenetzwerken veröffentlichten Erklärung. Wer versuche, dem Staat Israel zu schaden, werde »einen Preis zahlen«, fügte Gallant hinzu.

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Wie das US-Nachrichtenportal Axios berichtet, soll das israelische Sicherheitskabinett an diesem Donnerstag über den Vergeltungsschlag gegen Iran beraten. Premier Netanyahu habe das Treffen anberaumt. Demnach benötigt der Regierungschef nach israelischem Recht für Entscheidungen zu weitreichenden Militäraktionen die Zustimmung des Sicherheitskabinetts. Eine Analyse über israelische Optionen finden Sie hier .

Was sagen Biden und Harris dem israelischen Premier?

Lässt sich eine militärische Reaktion Israels noch verhindern oder abschwächen? Seit dem iranischen Angriff laufen international verstärkt Bemühungen, eine weitere Eskalation des Konflikts zu verhindern. So hat US-Präsident Joe Biden am Mittwoch nach fast zwei Monaten erstmals wieder mit Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu telefoniert. An dem Gespräch nahm auch Vizepräsidentin Kamala Harris teil, wie das Weiße Haus mitteilte. Es war das erste persönliche Gespräch zwischen Biden und Netanyahu seit Ende August.

Den Angaben zufolge bekräftigte Biden in dem Telefonat seine »eiserne« Unterstützung für die Sicherheit Israels und verurteilte den iranischen Raketenangriff vom 1. Oktober auf Israel scharf. Er betonte dabei das Recht Israels auf Selbstverteidigung gegen die Hisbollah-Miliz, mahnte jedoch zugleich zur Rücksicht auf die Zivilbevölkerung, insbesondere in den dicht besiedelten Gebieten der libanesischen Hauptstadt Beirut.

Was Biden zu einem möglichen Vergeltungsangriff Israels sagte, wurde nicht öffentlich gemacht. Der US-Präsident hatte jedoch vergangenen Woche erklärt, dass er einen Schlag auf nukleare Ziele in Iran nicht unterstützen werde. Auch von Angriffen auf Infrastruktur der Ölindustrie hatte Biden abgeraten.

Ein weiteres Thema des Gesprächs war laut Weißem Haus die Lage im Gazastreifen. Biden und Netanyahu betonten demnach die Notwendigkeit, die von der Hamas festgehaltenen Geiseln zu befreien. Angesichts der humanitären Lage der palästinensischen Zivilbevölkerung habe der US-Präsident zudem auf die Wiederherstellung des Zugangs in den Norden des Gazastreifens gedrängt.

Die Beziehungen zwischen Washington und Tel Aviv sind derzeit angespannt, vor allem wegen der Kriegsführung des israelischen Militärs, die in Teilen der USA auf Kritik stößt.

Deutliche Worte zum großen menschlichen Leid, das der Krieg im Gazastreifen verursacht, kamen auch von der Uno-Botschafterin der USA: »Diese katastrophalen Zustände wurden schon vor Monaten vorausgesagt, und dennoch wurde noch immer nichts unternommen. Das muss sich ändern, und zwar jetzt«, sagte Linda Thomas-Greenfield vor dem Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. »Wir fordern Israel auf, dringend entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.«

Schon jetzt gebe es Berichte über die erbärmlichen Bedingungen in der humanitären Zone im südlichen und zentralen Gazastreifen, wohin mehr als 1,5 Millionen Zivilisten geflohen seien. Besorgt sei man auch über die Maßnahmen der israelischen Regierung zur Einschränkung der Warenlieferungen in den Gazastreifen. In Verbindung mit bürokratischen Beschränkungen für humanitäre Güter aus Jordanien und der Schließung der meisten Grenzübergänge in den vergangenen Wochen würden diese Beschränkungen »das Leiden im Gazastreifen nur noch verstärken«.

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