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Alle iranischen Drohnen offenbar erfolgreich abgefangen
Die rund 100 von Iran in Richtung Israel gestarteten Drohnen sind laut einem Medienbericht abgefangen worden. Das israelische Nachrichtenportal »ynet« berichtete, die Drohnen seien abgeschossen worden. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht dazu. Das israelische Heimatschutzkommando teilte jedoch mit, es sei nicht mehr nötig, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten.
Hintergrund: Worauf bezieht sich der Operations-Name »Rising Lion«?
Israel nennt seine Militäroperation gegen Iran »Rising Lion«, in Bezug auf einen sich erhebenden Löwen. Das Büro von Benjamin Netanyahu veröffentlichte ein Foto einer handschriftlichen Notiz des Premierministers. Darauf steht: »Das Volk wird sich erheben wie ein Löwe.« Den Zettel steckte er offenbar in einen Spalt in der Klagemauer in Jerusalem, der heiligsten Gebetsstätte des Judentums.
Der Ausdruck vom sich erhebenden Löwen bezieht sich auf das Buch Numeri in der Bibel. Es handelt vom Volk Israel in der Wüste. Dort heißt es in Vers 23:24: »Siehe, das Volk wird aufstehen wie ein junger Löwe und wird sich erheben wie ein Löwe; es wird sich nicht legen, bis es den Raub verzehrt und das Blut der Erschlagenen trinkt.«
Dieser Vers ist Teil der ersten Weissagung Bileams, eines Propheten und Sehers. Er sagt damit die Stärke und Macht Israels vorher. Er vergleicht Israel mit einem Löwen, der nicht ruhen wird, bis er seinen Hunger gestillt hat.
Sohn des Schahs von Persien ruft zum Aufstand in Iran auf
Der Sohn des 1979 gestürzten Schahs von Persien, der zu den führenden iranischen Oppositionellen zählt, ruft die Sicherheitskräfte in seiner Heimat zum Umsturz der Regierung auf. »Der Kampf des iranischen Volkes gegen das zerstörerische Regime der Islamischen Republik dient der Rückeroberung und dem Wiederaufbau Irans. Die Lösung ist der Sturz der Islamischen Republik durch Straßenproteste und landesweite Streiks«, schreibt Reza Pahlavi auf X. Für den Konflikt mit Israel machte er Staatsoberhaupt Ali Khamenei verantwortlich. Pahlavi lebt im Exil.
Thore Schröder
Korrespondent, Tel Aviv
Israelischer Iran-Experte erwartet »sehr bedeutsame Vergeltung«
Raz Zimmt, Direktor des Iran-Programms an der Tel Aviver Denkfabrik Institute for National Security Studies (INSS), hat vor wenigen Minuten ein Presse-Briefing gegeben. Die wesentlichen Punkte:
- Seine erste Analyse weise darauf hin, dass Israel die unterirdische Anreicherungsanlage in Fordo und wichtige Nuklearanlagen nahe Isfahan wohl nicht attackiert habe: »Das könnten Ziele für weitere Angriffe sein.« Israel habe sich offenbar fürs Erste auf militärische Kommandostrukturen, die Flugabwehr und vor allem die Anreicherungsanlage in Natans konzentriert.
- Irans Vergeltung dürfte »sehr bedeutsam« ausfallen, glaubt Zimmt: »Sie werden dieses Mal wohl nicht nur einige militärische Ziele angreifen, sondern womöglich auch andere strategische Ziele in Bevölkerungszentren.«
- Zimmt sagt, dass es den USA schwerfallen dürfte, sich aus dem Konflikt herauszuhalten: »Wenn die Iraner jetzt vergelten und Israel dann wieder angreift und es dann immer so weitergeht, werden die Amerikaner irgendwann nicht mehr an der Seitenlinie bleiben können.«
- Irans Kapazitäten zur Produktion ballistischer Raketen seien beim israelischen Angriff Ende Oktober vergangenen Jahres zwar stark beschädigt worden: »Aber offenbar ist es Iran mit chinesischer Hilfe gelungen, das danach wieder hochzufahren, auf zuletzt 50 Raketen pro Monat zuletzt.«
- Iran verfüge zwar über ein erhebliches Arsenal ballistischer Raketen, schätzungsweise 2000 Stück, könne aber im Gegensatz zu früher nicht mehr entscheidend durch seine Schattenarmeen in der Region Vergeltung ausführen. Im Libanon sei die von Israel stark dezimierte Hisbollah »nicht willens und nicht in der Lage«, im Jemen seien die Huthis bereits nach Kräften involviert und im Irak seien die Iran-nahen Milizen mit sich beschäftigt bzw. hätten sie längst einer Waffenruhe zugestimmt. Iran stehe also fast allein da in diesem Moment.
Leopold Pelizaeus
Newsdesk
Israel gibt Entwarnung für Bevölkerung
Israel hebt die Anweisung für seine Bürger auf, sich in der Nähe von Schutzräumen aufzuhalten. Das berichten israelische Medien. Iran hat als Vergeltung für den israelischen Angriff Raketen und Drohnen Richtung Israel abgefeuert.
Die israelischen Sicherheitsdienste gehen offenbar nicht davon aus, dass Iran in nächster Zeit zurückschlagen könnte. Die iranischen Drohnen scheinen ebenfalls keine Gefahr für die israelische Zivilbevölkerung darzustellen.
Reaktion auf Israels Angriffe: Preise für Erdgas und Rohöl steigen
Der Preis für Erdgas ist nach Israels Angriff Israels auf Ziele in Iran deutlich gestiegen. Zum Handelsauftakt sprang die Notierung für den richtungweisenden Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam bis auf 38,24 Euro je Megawattstunde (MWh). Das sind fast fünf Prozent mehr als am Vortag und der höchste Preis seit Anfang April. In den ersten Handelsminuten fiel der Gaspreis wieder etwas zurück und wurde zuletzt bei 37,67 Euro gehandelt und damit mehr als einen Euro höher als am Vortag. Neben dem Preis für Erdgas sind auch die Notierungen für Rohöl kräftig gestiegen. Der Iran ist ein wichtiger Ölproduzent.
Wie nah war Iran der Bombe?
Seit Monaten rangen Iran und die USA um ein neues Atomabkommen. Diplomatischen Kreisen zufolge war Iran nur Wochen entfernt, um das Uran auf waffenfähige 90 Prozent anzureichern. Um eine tatsächliche Bombe herzustellen, wären dann nur noch ein paar Monate nötig, allerhöchstens ein Jahr, so die Befürchtungen.
Anfang des Monats bilanzierten die SPIEGEL-Redakteure Susanne Koelbl, Marc Pitzke, Maximilian Popp, Anna-Sophie Schneider und Thore Schröder, wie nah Iran an der Atombombe war. Lesen Sie hier den Text.
So reagiert die Welt auf die Eskalation im Nahen Osten
Scharfe Kritik an der Regierung Netanyahu, Aufrufe zur Mäßigung an Israel und Iran: Staatsführer aus aller Welt haben zur Eskalation im Nahen Osten Stellung genommen. Alle Reaktionen lesen Sie hier.
Frankreich ruft nach Angriffen in Iran zur Zurückhaltung auf
Nach den israelischen Angriffen auf iranische Atomanlagen hat Frankreich alle Seiten zur Zurückhaltung aufgerufen. Jede Eskalation, die die regionale Stabilität gefährden könnte, solle vermieden werden, schrieb Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot auf X: »Es ist entscheidend, dass alle diplomatischen Wege mobilisiert werden, um die Spannungen zu entschärfen.«
Jordanien schießt offenbar iranische Drohnen und Raketen ab
Das jordanische Militär hat mehrere Flugkörper und Drohnen über dem Luftraum des Landes abgefangen. Das berichtet die staatliche jordanische Nachrichtenagentur Petra unter Berufung auf Militärkreise. Demnach waren mehrere Kampfjets und die Flugabwehr des Landes im Einsatz.
Es sei wahrscheinlich gewesen, dass die Raketen und Drohnen auf jordanischem Gebiet niedergehen, begründete das Militär demnach die Abschüsse. Das stelle eine Gefahr für die Zivilbevölkerung des Landes dar. Eine Verletzung des jordanischen Luftraums werde nicht zugelassen, heißt es weiter.
Woher die Flugkörper kamen, wurde in der Mitteilung nicht erwähnt, es gilt aber als wahrscheinlich, dass es sich um den iranischen Gegenangriff auf Israel handelt.
Berichten von Augenzeugen vor Ort zufolge ertönten in Jordaniens Hauptstadt Amman nach den israelischen Angriffen auf Iran die Sirenen. Die Menschen wurden aufgerufen, in ihren Häusern und Wohnungen zu bleiben.
Israelische Krankenhäuser verlagern Behandlungen unter die Erde
Das israelische Gesundheitsministerium hat die Krankenhäuser des Landes Medienberichten zufolge aufgefordert, ihre Behandlungen in unterirdische Standorte und geschützte Bereiche zu verlegen. Die Bevölkerung sei aufgerufen, bei aufschiebbaren Behandlungen nicht in die Kliniken zu gehen, berichtet die »Times of Israel«. Die Kliniken hätten alle nicht dringend erforderlichen Behandlungen und Operationen abgesagt. Das Land erwarte nach dem Angriff auf Iran einen Gegenschlag.
Ein Sprecher des Beilinson-Krankenhauses bei Tel Aviv teilte mit, das Krankenhaus sei im Notfallmodus. Alle für den Betrieb notwendigen Stationen und Operationen seien in einen geschützten Bereich verlegt worden.
Iran meldet mindestens 50 Verletzte
Iranische Staatsmedien berichten nach den israelischen Angriffen, dass mindestens 50 Menschen verletzt worden seien. Zuvor hatte die iranische Nachrichtenagentur Tasnim bereits berichtet, dass bei den Angriffen mindestens sechs führende Wissenschaftler und Professoren getötet worden seien.
Atomanlage Fordo laut IAEA nicht betroffen
Im Zuge des israelischen Angriffs auf Iran ist die Urananreicherungsanlage Fordo nach Angaben der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) bislang nicht betroffen. Das teilte die Behörde in Wien auf der Plattform X mit. Die Anlage befindet sich rund 150 Kilometer südlich der Hauptstadt Teheran.
Irans zweite Anreicherungsanlage in Natans nördlich der zentraliranischen Kulturmetropole Isfahan wurde hingegen zum Angriffsziel, wie die IAEA zuvor bestätigt hatte. Die Strahlungswerte dort seien nicht erhöht, meldete die internationale Behörde.
Die IAEA gab auch vorerst zu zwei weiteren Anlagen Entwarnung: Das Kernkraftwerk Buschehr sei nicht angegriffen worden, hieß es unter Berufung auf iranische Behörden. Demnach war auch das Nuklearzentrum in Isfahan »nicht betroffen«.
Derzeit besucht auch Hamburgs Bürgerschaftspräsidentin Carola Veit (SPD) für vier Tage Israel. Sie warnte vor übereilten Reaktionen. »Wir tun gut daran, besonnen zu bleiben«, sagte sie der Nachrichtenagentur dpa. Mit keinem anderen Land weltweit habe Deutschland eine »solch spezielle Beziehung«.
Veit besuchte zuvor in Jerusalem auch die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem. Deutschland habe außerdem »ein hohes Interesse an einer stabilen Demokratie in dieser Region«, sagte sie. »Wegducken gilt deshalb nicht. Kein Weg führt daran vorbei, jetzt an der Frage mitzuarbeiten, wie Frieden und Sicherheit für alle im Land hergestellt werden können.«
Bericht der »Times«: Großbritannien will Israel nicht vor Irans Vergeltungsmaßnahmen schützen
Großbritannien will sich einem Bericht der britischen »Times« zufolge nicht in die neue Eskalation zwischen Israel und Iran einschalten. Das schreibt »Times«-Journalistin Larisa Brown auf X. Demnach war Großbritannien nicht an den israelischen Angriffen auf Iran beteiligt und wird Israel nicht vor Vergeltungsmaßnahmen aus Iran schützen. »Es sollte hinzugefügt werden, dass laut britischen Verteidigungsquellen keine Pläne bestehen, Israel zu schützen«, schreibt Brown: »Dies könnte sich im Laufe des Tages natürlich ändern.«
Großbritanniens Premierminister Keir Starmer warnt derweil vor einer weiteren Eskalation. »Wir rufen alle Parteien dazu auf, einen Schritt zurückzutreten und sofort Spannungen abzubauen«, teilt er auf X mit. »Eine Eskalation hilft niemandem in der Region.« Stabilität im Nahen Osten müsse Priorität haben. »Jetzt ist die Zeit für Zurückhaltung, Ruhe und eine Rückkehr zur Diplomatie.«
Erste deutsche Reaktionen
Der SPD-Außenpolitiker Rolf Mützenich warnt nach dem Angriff Israels auf den Iran vor einem Flächenbrand im Nahen Osten. Der Militäreinsatz bedeute »eine große Eskalationsgefahr«, sagte Mützenich im Deutschlandfunk. Er sehe »große Gefahren in diesen Stunden und Minuten und in den nächsten Tagen« und er hoffe, dass die Großmächte auf der Welt »klug genug sind, so gut wie möglich noch deeskalierend zu wirken«.
Bundesaußenminister Johann Wadephul (CDU) wollte im Rahmen seiner Nahostreise eigentlich nach Israel reisen. Zunächst war unklar, ob es dabei bleibt.
Deutschlands Botschafter in Israel, Steffen Seibert, rief alle Bundesbürgerinnen und Bundesbürger in Israel dringend zur Vorsicht auf. Es gelte »eine erhöhte Warnstufe«, schrieb er bereits in der Nacht auf X. Alle nicht unbedingt nötigen Aktivitäten wie Schule, Arbeit und Veranstaltungen seien abgesagt. »Bleiben Sie fürs Erste zu Hause, folgen Sie den Sicherheitshinweisen.«
Paul-Anton Krüger
Hauptstadtbüro
Netanyahu informiert Merz
Bundeskanzler Friedrich Merz ist mit einer kurzen Vorwarnzeit über den bevorstehenden Angriff auf Iran informiert worden. Nach Informationen des SPIEGEL wurde Merz um 2.30 Uhr deutscher Zeit in Kenntnis gesetzt. Israels Premierminister Benjamin Netanyahu nahm dann gegen 4.00 Uhr deutscher Zeit telefonisch mit Bundeskanzler Friedrich Merz Kontakt auf. Allerdings hatten sich in den vergangenen Tagen die Indizien für eine bevorstehende Militäroperation deutlich verdichtet.
Außenminister Johann Wadephul hatte am Donnerstag in Rom auf die Frage, ob er die Sorge über einen möglichen Angriff Israels gegen Iran teile, geantwortet, er habe »keinen Zweifel, dass die USA Möglichkeiten haben, mit der israelischen Regierung über diese Dinge zu sprechen.« Er wolle in diesem Zusammenhang keine Ratschläge geben. Das Thema werde aber »natürlich auch Gegenstand meiner Gespräche in Jerusalem am Sonntag sein«. Wadephul hält sich derzeit in Kairo auf und wollte im Zuge einer größeren Nahostreise auch den Libanon, Jordanien und Israel besuchen. Ob die Reise abgebrochen wird, ist zur Stunde noch unklar.
Israels Außenminister Gideon Saar hat Wadephul am frühen Freitagmorgen ebenfalls angerufen, wie die israelische Regierung mitteilte. Er habe Wadephul über die einstimmige Entscheidung des Kabinetts informiert, die »unmittelbare existenzielle Bedrohung« durch Iran mit einer Operation der israelischen Streitkräfte zu beseitigen. Saar habe Wadephul gesagt, Israel habe »diese Entscheidung im letztmöglichen Moment getroffen, nachdem alle andere Möglichkeiten ausgeschöpft waren«. Der jüngste Bericht der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA habe noch einmal deutlich gemacht, dass Iran nicht zu Einlenken bereit sei. Israel habe daher keine andere Wahl gehabt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags stand, dass Merz um 2.30 Uhr telefonisch mit Benjamin Netanyahu gesprochen hat. Richtig ist, dass er um die Uhrzeit informiert wurde, Netanyahus Anruf erreichte Merz nach Angaben aus Regierungskreisen erst gegen 4.00 Uhr. Wir haben den Fehler korrigiert.
Mindestens sechs Wissenschaftler in Iran getötet
Bei dem israelischen Angriff in Iran sind mindestens sechs führende Wissenschaftler und Professoren getötet worden. Unter den Toten seien drei Professoren der Fakultät für Nukleartechnik der Schahid-Beheschti-Universität, wie die Nachrichtenagentur Tasnim berichtete. Ein weiterer Nuklearwissenschaftler wurde demnach gemeinsam mit seiner Ehefrau getötet. Davor war bereits bekannt geworden, dass Mohammed Mehdi Tehrantschi, Professor für Physik, sowie Fereydun Abbasi, der frühere Leiter des iranischen Atomprogramms, bei dem Großangriff ums Leben kamen.
Wie groß ist das Ausmaß?
Israels Militärsprecher Defrin erklärte zwar, wie viele Kampfflugzeuge im Einsatz waren und wie viele Ziele angegriffen wurden. Dennoch ist über das genaue Ausmaß der Angriffe bisher nichts bekannt. Es war zudem unklar, ob neben der Atomanlage in Natans tatsächlich weitere Anlagen des Atomprogramms getroffen wurden und wenn ja, welche.
Leopold Pelizaeus
Newsdesk
Israel meldet Abschuss iranischer Drohnen
Die ersten Drohnen aus Iran sind offenbar in Schlagweite israelischer Flugabwehr.
Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben iranische Drohnen außerhalb des israelischen Territoriums abgefangen. Medienberichten zufolge sollen die Abschüsse in syrischem Luftraum stattfinden.
Auch Jordanien meldet, dass es Drohnen im eigenen Luftraum abgeschossen habe. Woher diese stammten, war zunächst nicht klar.
Janita Hämäläinen
Crossmedia
Eindrücke aus Tel Aviv
»Schriller Warnton auf allen Handys«: Erste Eindrücke unseres Korrespondenten Thore Schröder aus Tel Aviv, wo man sich gefasst machen muss auf den iranischen Gegenangriff.
Was bedeutet der Angriff für die Region?
Welche Folgen die nächtlichen Angriffe auf die gesamte Region haben werden, ist unklar. Die Sorge vor einer massiven Eskalation im Nahen Osten ist groß. Im vergangenen Jahr standen Israel und Iran bereits mehrfach am Rande eines offenen Kriegs. In Israel geht man Medienberichten zufolge davon aus, dass mögliche Kämpfe mit Iran sich über mindestens zwei Wochen ziehen könnten.
Iran dürfte Israel militärisch unterlegen sein. Allein dass die israelische Armee wiederholt in den iranischen Luftraum eindringen konnte, zeigt, dass die iranische Flugabwehr nicht besonders wirksam ist. Dennoch könnte die iranische Gegenreaktion auch Israel massiv schaden. Der Nahostgesandte der USA, Steve Witkoff, warnte, Iran sei durchaus in der Lage, in Israel massive Schäden anzurichten.
Airlines leiten zahlreiche Flüge um
Nach dem israelischen Angriff auf Iran haben Fluggesellschaften den Luftraum in der Region gemieden. Mehrere Airlines leiteten Flüge über Israel, Iran und Irak aus Sicherheitsgründen um oder strichen sie ganz, wie Daten von Flightradar24 am Freitag zeigten. In Israel wurde der Großflughafen Ben-Gurion in Tel Aviv bis auf Weiteres geschlossen. Die israelische Fluggesellschaft El Al setzte ihre Flüge von und nach Israel aus. Der iranische Luftraum wurde laut Staatsmedien ebenfalls geschlossen, ebenso wie der Jordaniens und der des Irak. Der Irak stellte zudem den Betrieb an seinen Flughäfen ein.
Die Fluggesellschaft Air India, die für ihre Europa- und Nordamerikaflüge Iran überfliegt, erklärte, mehrere Flüge seien umgeleitet worden oder zu ihrem Ausgangspunkt zurückgekehrt. In Dubai wurden mehrere ankommende Flüge umgeleitet. Die Billigfluggesellschaft Flydubai teilte mit, sie habe Flüge nach Amman, Beirut, Damaskus, nach Iran und Israel ausgesetzt. Zahlreiche andere Flüge seien gestrichen, umgeleitet oder zu ihren Abflughäfen zurückgekehrt. Qatar Airways strich am Freitag seine beiden geplanten Flüge in die syrische Hauptstadt Damaskus, wie Daten von Flightradar24 zeigen.
Auch die deutsche Fluggesellschaft Lufthansa hat mitgeteilt, dass sie alle Flüge von und nach Teheran wegen der groß angelegten israelischen Luftangriffe auf den Iran ausgesetzt hat. »Die Flüge der Lufthansa Group von und nach Teheran werden aufgrund der aktuellen Situation bis auf Weiteres ausgesetzt«, teilte das Unternehmen der Nachrichtenagenutr Reuters mit und fügte hinzu, dass es den Luftraum von Iran, Irak und Israel bis auf Weiteres meiden werde.
Leopold Pelizaeus
Newsdesk
Reaktionen aus der Welt
Nach dem israelischen Luftangriff auf Iran fallen die Reaktionen unterschiedlich aus. US-Präsident Donald Trump hofft, dass die Gespräche zu einem Atomabkommen mit Iran trotz der Angriffe weitergehen können.
US-Außenminister Marco Rubio betonte, dass man an den Angriffen nicht beteiligt gewesen sei. Derzeit sei die Priorität der USA der Schutz der eigenen Truppen in der Region.
Saudi-Arabien verurteilte die israelischen Angriffe auf iranische Atomanlagen scharf. Die Angriffe stellten eine klare Verletzung internationalen Rechts dar, hieß es in einer Mitteilung der saudi-arabischen Regierung.
Die Regierung des Oman bezeichnete die Angriffe laut der Nachrichtenagentur des Landes als »gefährliche und rücksichtslose Eskalation«, die eine eklatante Verletzung der Uno-Charta und des Völkerrechts darstelle. Zudem drohe das israelische Vorgehen, diplomatische Bemühungen zunichtezumachen. In Oman sollten Gespräche zum Atomabkommen zwischen den USA und Iran stattfinden.
Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate verurteilen Israels Angriff auf Iran aufs Schärfste. Katar sprach von einer »eklatanten Verletzung« der Souveränität und Sicherheit Irans. Die Vereinigten Emirate äußerten ihre tiefe Besorgnis über die Auswirkungen auf die Sicherheit in der Region.
Uno-Generalsekretär António Guterres fordert sowohl Israel als auch Iran zu äußerster Mäßigung auf. Es müsse um jeden Preis verhindert werden, dass die Lage in der Region in einen noch heftigeren Konflikt abgleite, erklärt Guterres laut einem Sprecher. Dies könne sich der Nahe Osten nicht leisten.
Von der chinesischen Botschaft in Iran hieß es, die Situation sei »ernst und komplex«. Die Botschaft rief chinesische Bürger im Land auf, die Sicherheitslage genau zu beachten.
Die USA drohten Iran für den Fall eines Scheiterns der Atomgespräche mit Iran mit einem militärischen Vorgehen. Iran drohte seinerseits mit Angriffen auf US-Stützpunkte im Nahen Osten. US-Präsident Donald Trump kündigte am Mittwoch an, US-Personal aus dem Nahen Osten abzuziehen, »weil es ein gefährlicher Ort sein könnte«.
Am Donnerstagmittag hatte Trump noch gesagt, dass man einer Einigung mit Teheran sehr nah sei. Solange er glaube, dass es ein Abkommen geben werde, lehne er einen israelischen Angriff ab – rund acht Stunden vor Bekanntwerden des israelischen Angriffs.
Janita Hämäläinen
Crossmedia
Das iranische Staatsfernsehen zeigte diese Bilder am frühen Freitagmorgen, nachdem Israel erklärt hatte, iranische Nuklearziele angegriffen zu haben: brennende Gebäude in Teheran.
Wie geht es mit den Atomgesprächen weiter?
Am Sonntag wollten die USA und Iran eigentlich ihre Atomgespräche in Maskat, der Hauptstadt des Golfstaats Oman, fortsetzen. Delegationen aus Washington und Teheran nahmen Mitte April Gespräche über eine neue Vereinbarung auf, die das von US-Präsident Trump während seiner ersten Amtszeit im Jahr 2018 aufgekündigte internationale Atomabkommen mit Iran ersetzen soll. Die ersten fünf Verhandlungsrunden blieben jedoch ohne Ergebnis.
Ob es zu den Gesprächen nun noch kommt, scheint ungewiss. Ersten Informationen zufolge sagte Iran weitere Termine ab.
Iran meldet nach Angriff keine erhöhten Strahlenwerte an Atomanlage Natans
Neben den Angriffen in der iranischen Hauptstadt Teheran wurden laut Benjamin Netanyahu auch Atomanlagen des Landes getroffen – die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) nennt eine der wichtigsten iranischen Atomanlagen: Die Urananreicherungsanlage in Natans sei »unter den Zielen«, teilte IAEA-Chef Rafael Grossi mit. Das staatliche Fernsehen in Iran berichtete über Rauch an der Atomanlage.
Nach den israelischen Angriffen hat Iran keine erhöhten Strahlenwerte gemessen. »Die iranischen Behörden haben die IAEA darüber informiert, dass am Standort Natans kein Anstieg der Strahlenwerte beobachtet wurde«, erklärte IAEA-Cef Rafael Grossi auf der Plattform X.
Leopold Pelizaeus
Newsdesk
Trump: USA waren an Angriff nicht beteiligt
Die USA und Iran befanden sich mitten in Verhandlungen zu ihrem Atomprogramm.
US-Präsident Donald Trump hofft laut einem Bericht des Senders Fox News trotz des israelischen Angriffs auf Iran auf eine Rückkehr zu Verhandlungen. »Iran darf keine Atombombe haben, und wir hoffen, an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Wir werden sehen«, sagte Trump demnach in einem Telefoninterview. Im Falle iranischer Vergeltungsschläge seien die USA jedoch bereit, sich und Israel zu verteidigen.
Er sei vorab über den israelischen Angriff informiert worden, sagte Trump laut Fox News weiter. In den vergangenen Tagen habe er mehrmals mit dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanyahu gesprochen und auch mindestens einen wichtigen Verbündeten im Nahen Osten kontaktiert, meldete der Sender weiter.
Die USA seien aber nicht in den Angriff einbezogen gewesen. Trump hatte Iran in den vergangenen Monaten mehrfach gewarnt, dass es ohne eine Einigung im Atomstreit zu einem Militäreinsatz kommen könnte.
Bei dem israelischen Militärschlag gegen Iran wurden laut der iranischen Nachrichtenagentur Tasnim auch führende Köpfe des iranischen Militärs getötet, darunter der Kommandeur der mächtigen Revolutionswächter, Hossein Salami, und Generalstabschef Mohammed Bagheri. Iran kündigte einen entschlossenen Gegenschlag an. Wegen der »regionalen Spannungen« in der gesamten Region sperrten der benachbarte Irak und Israels Nachbarland Jordanien ihren eigenen Luftraum.
Warum greift Israel gerade jetzt an?
Kurz nach Beginn der Luftschläge veröffentlichte die israelische Regierung eine gut siebenminütige Ansprache des Premierministers, auch auf Englisch. Es war Benjamin Netanyahu, wie ihn Israel und die Welt längst kennen: historisches Bewusstsein, bombastische Sprache, rechtschaffener Ton. Die Operation, die Israel gerade gestartet habe, heiße »Rising Lion«. Sie diene dazu, »die iranische Bedrohung für Israels Existenz zurückzudrängen«, sie werde »so viele Tage wie nötig« dauern.
Der Regierungschef schilderte Irans angebliche Fortschritte auf dem Weg zur Atombombe und nutzte dabei einen Nazivergleich: »Heute weigert sich der jüdische Staat, Opfer eines nuklearen Holocaust zu werden.« Auch Irans ballistische Raketen stellten eine enorme Gefahr dar, sagte Netanyahu.
Mehr dazu lesen Sie in einer ersten Analyse der Kollegen Cornelius Dieckmann, Christoph Giesen, Thore Schröder und Bernhard Zand.
Israel meldet iranischen Drohnenangriff
Guten Morgen liebe Leserinnen und Leser, Israel hat in der Nacht Irans Nuklearanlagen angegriffen und Anführer der Revolutionsgarden getötet. Die Attacke geht über frühere Eskalationen hinaus. Teheran kündigt Vergeltung an und hat einen Gegenangriff gestartet. Nach Angaben der israelischen Armee wurden rund 100 Drohnen auf israelisches Staatsgebiet abgefeuert. Der israelische Verteidigungsminister Israel Katz rief für sein Land den Ausnahmezustand aus. Über alle Entwicklungen informieren wir Sie in diesem Liveblog.
Mit Material von Agenturen