Bericht der »Washington Post« Israel hilft Drusen in Syrien offenbar mit Waffen und viel Geld
Nächtliche Waffenlieferungen, geheime Militärtrainings und Millionen Dollar: Israel unterstützt laut einem Bericht der »Washington Post« Kämpfer der drusischen Minderheit in Syrien massiv. Hilfe sollen Armee und Mossad dabei wohl von den Kurden bekommen.
24.12.2025, 11.59 Uhr
Israelische Soldaten im Einsatz
Foto: ABIR SULTAN/ AFPAutomatisch erstellt mit KI. Mehr Informationen dazu hier.
War die Zusammenfassung hilfreich? Danke für Ihr Feedback!
Israel hat im vergangenen Dezember schnell auf den Sturz von Syriens Machthaber Baschar al-Assad reagiert.
Bereits wenige Tage nachdem der Diktator aus Damaskus Richtung Russland geflohen war, vernichtete Israel die Marine und die Luftwaffe des alten Regimes wie auch dessen gefürchtete Chemiewaffenbestände. Soldaten errichteten neue Stellungen auf den besetzten Golanhöhen und Premier Benjamin Netanyahu genehmigte eine Spezialoperation. Nachts und heimlich flogen Armeehubschrauber fortan in das Nachbarland:
An Bord, so berichtet es nun die »Washington Post« in einer aufwendigen Recherche, waren neben Hilfsgütern auch Gewehre, Munition und Schutzwesten. Bestimmt waren die Lieferungen demnach für Kämpfer der Drusen.
Die Drusen sind eine religiöse Minderheit, die im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam entstanden ist. Ihre Anhänger leben heute vorwiegend in Israel, Syrien und dem Libanon. Ihr Glauben gilt als Geheimreligion. Auf die neuen, sunnitischen Machthaber in Damaskus, von denen einige einstmals Dschihadisten waren, blicken viele Drusen skeptisch.
Israel lieferte den Drusenkämpfern laut »Washington Post« teilweise Waffen aus den Beständen der palästinensischen Terrororganisation Hamas und der libanesischen Schiitenmiliz. Diese Beutewaffen kamen vermutlich auch im Sommer zum Einsatz, als es zu schweren Kämpfen zwischen Drusen und Einheiten der neuen Machthaber kam (Hier erfahren Sie mehr zu den Hintergründen).
Zudem soll Israel die Drusenkämpfer zu Beginn mit großen Summen Geld unterstützt haben – über kurdische Mittelsmänner. Israels Auslandsgeheimdienst Mossad unterhält seit Jahrzehnten exzellente Kontakte zu den Kurden, die eine weitere Minderheit im Nahen Osten sind.
Sie leben in der Türkei, in Iran, im Irak und in Syrien; wie viele Drusen, so blicken auch viele Kurden skeptisch auf den Übergangspräsidenten Ahmed al-Sharaa und dessen Traum von einem starken, sunnitisch geprägten Zentralstaat (Hier erfahren Sie mehr über ihn).
Einige Drusen, darunter auch Frauen, sollen zudem Kampfausbildungen bei den kurdisch geführten SDF-Streitkräften im Nordosten Syriens erhalten haben – und immer noch erhalten.
Bis August dieses Jahres soll Israel Waffen an Kämpfer geliefert haben, die einem der geistlichen Anführer der syrischen Drusen nahestehen. Sein Name: Hikmat al-Hijri.
Syrische Drusen zu Besuch in Israel im März dieses Jahres
Foto: John Wessels / AFPDann, so schreibt die »Washington Post«, seien diese Waffenlieferungen aus zwei Gründen eingestellt worden:
Unter Israels Strategen hätte sich die Ansicht durchgesetzt, dass die Drusen in Syrien kein monolithischer Block seien und keineswegs alle den Kurs von Hijri befürworteten. Der plädiert unter anderem für einen eigenen Drusenstaat, einige seiner Angehörigen gelten als korrupt.
Fast zeitgleich begannen im August auch die ersten bilateralen Treffen zwischen Emissären des jüdischen Staates und des neuen syrischen Machthabers.
Israel liefert laut »Washington Post« aber weiterhin Hilfsgüter und Militärequipment und überweist obendrein noch immer monatlich zwischen 100 und 200 Dollar an rund 3000 Drusenkämpfer.
Premier Netanyahu auf den Golanhöhen
Foto: Kobi Gideon / Israel Gpo / ZUMA Press Wire / IMAGOKritiker werfen der Regierung von Premier Benjamin Netanyahu vor, das arabische Nachbarland bewusst destabilisieren zu wollen.
Der misstraut der von Islamisten dominierten Übergangsregierung und erklärte erst Anfang Dezember, er erwarte von Syrien die Einrichtung einer »entmilitarisierten Pufferzone«, die von der Hauptstadt Damaskus bis zu den von Israel annektierten Golanhöhen reichen soll.
Israel und Syrien befinden sich seit 1948 offiziell im Kriegszustand, es wurde nie ein Friedensvertrag geschlossen. Die von Israel 1967 besetzten und 1981 annektierten Golanhöhen sind ein zentraler Streitpunkt. Die Annexion wird international nicht anerkannt.

vor 1 Tag
2










English (US) ·