Zum zweiten Mal binnen eines Tages hat die israelische Armee ein Krankenhaus in Chan Junis im südlichen Gazastreifen angegriffen. Dabei wurden nach Krankenhausangaben mindestens elf Menschen getötet. Die israelische Armee schrieb, es handele sich um einen »präzisen Angriff auf Hamas-Terroristen in einem Kommando- und Kontrollzentrum«. Dieses befinde sich in einer unterirdischen Struktur unter dem Europäischen Krankenhaus in Chan Junis. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.
Nach unbestätigten israelischen Medienberichten galt der Angriff dem Anführer des militärischen Flügels der Hamas, Mohammed Sinwar, der auch einer der Chefplaner des Überfalls vom 7. Oktober war. Er ist der jüngere Bruder des im vergangenen Jahr getöteten Hamas-Chefs Yahya Sinwar . Von palästinensischer Seite gab es zunächst keine Angaben zur Identität der Getöteten und zur Frage, ob Sinwar sich unter ihnen befand.
Augenzeugen berichteten von einer sehr angespannten Atmosphäre vor Ort nach besonders schweren Angriffen Israels. Nach Angaben der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde wurden bei dem Angriff auf das Krankenhaus auch mehr als 40 Menschen verletzt. In der Nacht hatte die Armee das Nasser-Krankenhaus in Chan Junis angegriffen und ebenfalls von einem Angriff auf Hamas-Terroristen gesprochen. Dabei wurden palästinensischen Angaben zufolge drei Menschen getötet.
Die Armee warf der Hamas vor, Krankenhäuser im Gazastreifen für Terrorzwecke zu missbrauchen. Das Uno-Nothilfebüro Ocha verurteilte den Angriff auf die Nasser-Klinik als inakzeptabel. Unterdessen spitzt sich die humanitäre Lage im Kriegsgebiet weiter zu. Israel hat im Zuge seines Militäreinsatzes gegen die islamistische Hamas eine Blockade des Gazastreifens verhängt, weshalb keine Hilfslieferungen mehr in das zu großen Teilen in Schutt und Asche liegende Gebiet gelangen.