Zahlen der Uno Seit Ende Mai sollen 1373 Palästinenser bei der Suche nach Nahrung getötet worden sein
An die wenigen verfügbaren Lebensmittel in Gaza zu gelangen, kann lebensgefährlich sein, etliche Menschen wurden bei dem Versuch bereits getötet. Zahlen der Uno zeigen das Ausmaß.
03.08.2025, 13.55 Uhr

Menschen an einer Essensausgabe in Gaza: über mehrere Monate keine oder nur wenige Hilfslieferungen
Foto: Mahmoud Issa / REUTERSImmer wieder gibt es Berichte darüber, dass Menschen in Gaza bei dem Versuch, etwas Essbares für sich und ihre Familien zu ergattern, ums Leben kommen. Am Freitag teilten die Vereinten Nationen mit , dass seit dem 27. Mai mindestens 1373 Palästinenser bei der Suche nach Nahrungsmitteln getötet worden sein sollen; 859 in der Nähe von Standorten der Gaza Humanitarian Foundation (GHF) und 514 entlang der Routen von Lebensmittelkonvois.
Israel kontrolliert alle Zugänge zu dem Küstengebiet am Mittelmeer und ließ über mehrere Monate keine oder nur wenige Hilfslieferungen passieren. Trotz der Ankündigung Israels vom 27. Juli, täglich militärische Pausen im westlichen Gazastreifen einzulegen, »um humanitäre Maßnahmen zu verbessern«, setzten die israelischen Streitkräfte laut dem Uno-Menschenrechtsbüro in Palästina (OHCHR) ihre Angriffe entlang der Routen von Lebensmittelkonvois und in der Nähe von Hilfsstandorten der GHF fort.
Umstrittene Organisation
Das palästinensische Flüchtlingshilfswerk der Uno, UNRWA, beklagt , die Hungersnot in Gaza sei »durch bewusste Versuche geprägt, das von den Vereinten Nationen koordinierte humanitäre System durch die politisch motivierte ›GHF‹ zu ersetzen.« Das schrieb Philippe Lazzarini, Generalkommissar der UNRWA, auf X. »Es handelt sich um ein sogenanntes ›Hilfssystem‹, das für den Tod von fast 1400 hungernden Menschen verantwortlich ist.«
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Ab Mai übertrug die israelische Regierung die Ausgabe von Hilfslieferungen an die GHF, einer militarisierten, intransparenten Organisation mit Verbindungen zur israelischen Armee und US-Unternehmern. Weil die GHF gegen die humanitären Prinzipien von Neutralität und Unabhängigkeit verstößt, verweigern Uno und Hilfsorganisationen die Zusammenarbeit: Hilfe dürfe nicht von einer Kriegspartei kontrolliert werden. Genau das geschieht hier jedoch faktisch.
Die Organisation verteilt Hilfe nur an vier militärisch gesicherten Standorten, zu denen die Menschen teils Stunden zu Fuß gehen müssen und an denen chaotische Zustände herrschen. Zahlreiche Berichte, auch eigene Recherchen des SPIEGEL, belegen, dass israelische Soldaten und GHF-Söldner auf Hilfesuchende an den Ausgabestellen schossen. Die israelische Armee gab »Warnschüsse« zu, die Militärstaatsanwaltschaft hat Untersuchungen eingeleitet. Mehr dazu lesen Sie hier .
Der OHCHR zufolge seien die meisten Tötungen vom israelischen Militär begangen worden. Es gebe zwar auch Hinweise zu anderen bewaffneten Akteuren, Informationen zu deren möglicher Beiteilung gebe es jedoch nicht. Das Büro »hat keine Informationen darüber, dass diese Palästinenser direkt an Feindseligkeiten beteiligt waren oder eine Gefahr für die israelischen Sicherheitskräfte oder andere Personen darstellten«, heißt es in der Mitteilung. »Jede getötete oder verletzte Person hatte verzweifelt um ihr Überleben gekämpft, nicht nur um ihr eigenes, sondern auch um das ihrer Familien und Angehörigen.«