Das Verteidigungsministerium wies am Sonntag zugleich Medienberichte zurück, wonach die Detonation im Zusammenhang mit Treibstoff für ballistische Raketen stehe. Solche Berichte seien von Feinden Irans beeinflusst, hieß es. In der Gegend des Hafens von Bandar Abbas gebe es keinerlei militärische Güter. Die genaue Ursache der Explosion müsse aber noch ermittelt werden.
Die Feuerwehr hat den Behörden zufolge etwa 90 Prozent der Brände gelöscht und die Lage unter Kontrolle. Der oberste geistliche Führer des Landes ordnete »gründliche« Ermittlungen und schloss eine gezielte Tat nicht aus. Sicherheitskräfte und Justiz müssten gründlich ermitteln und »jegliche Fahrlässigkeit oder Absicht aufdecken«, forderte Ayatollah Ali Chamenei am Sonntag in einer vom Staatsfernsehen verbreiteten Erklärung.
In dem Hafen waren den Behörden zufolge mehrere Container an den Kaianlagen explodiert. Es seien früher wiederholt Warnungen ausgesprochen und auf mögliche Gefahren hingewiesen worden. Ölanlagen seien nicht betroffen, teilte die staatliche Ölvertriebs- und Raffineriegesellschaft mit. Das Fernsehen zeigte Aufnahmen einer hohen schwarz-orangenen Rauchwolke, die über dem Hafen aufstieg. Auf weiteren Aufnahmen waren ein Bürogebäude mit herausgesprengten Türen und Trümmern zu sehen.
Die US-Nachrichtenagentur Associated Press hatte das britische Sicherheitsunternehmen Ambrey mit der Aussage zitiert, in den Hafen sei im März Natriumperchlorat angeliefert worden, das zum Antrieb ballistischer Raketen verwendet werde und dessen unsachgemäße Handhabung zu der Explosion geführt haben könnte. Auch der »New York Times« lagen Hinweise in diese Richtung vor.
Ministerium spricht von »psychologischen Operationen des Feindes«
Die »Financial Times« hatte im Januar über Lieferungen des Stoffs aus China berichtet. Die Menge sei ausreichend, um bis zu 260 Mittelstreckenraketen anzutreiben. Damit könne Iran seine Vorräte nach den Raketenangriffen auf Israel im Jahr 2024 wieder auffüllen, hatte es geheißen. Ein Sprecher des iranischen Verteidigungsministeriums sagte am Sonntag, die Berichte würden »mit psychologischen Operationen des Feindes in Einklang stehen«.
Der Hafen Schahid Radschai liegt mehr als tausend Kilometer südlich von Teheran an der Straße von Hormus, durch die rund ein Fünftel der globalen Erdölproduktion transportiert wird. Die staatliche Öl-Umschlaggesellschaft erklärte nach dem Unglück, Raffinerien oder andere Ölanlagen in Bandar Abbas seien von der Explosion nicht betroffen und arbeiteten normal weiter.
In den vergangenen Jahren hatte es eine Reihe ähnlicher Vorfälle in Iran gegeben. Einige davon wurden auf Fahrlässigkeit zurückgeführt, darunter Raffineriebrände und eine Explosion in einem Kohlebergwerk. Für andere hatte Iran Israel verantwortlich gemacht. Israel hatte Ziele in Iran im Zusammenhang mit dessen Atomprogramm angegriffen. Auch einen Vorfall an iranischen Gaspipelines im Februar 2024 hatte Iran als israelischen Angriff bezeichnet.