Hofmann trifft und hofft auf mehr: Was Xabi Alonso von ihm fordert

vor 2 Tage 1

Sein erster Einsatz nach fast sechs Wochen Pause begann mit seinem Treffer perfekt, endete aber mit Bayers 2:2 gegen Kiel enttäuschend. Ob Jonas Hofmann künftig mehr Spielzeit bekommt, ist ungewiss. Trainer Xabi Alonso hat dafür konkrete Forderungen.

0 getroffen? Jonas Hofmann.

Wer hat zum 2:0 getroffen? Jonas Hofmann. AFP via Getty Images

Es lief wie gemalt für Jonas Hofmann. Nach fünf Partien auf der Ersatzbank durfte der 32-Jährige gegen Holsten Kiel erstmals seit der DFB-Pokalpartie in Jena Ende August, bei dem er den 1:0-Siegtreffer erzielt hatte, wieder spielen. Und bereits in der 8. Minute gelang dem Offensivakteur am Samstag der Befreiungsschlag. Mit einem platzierten Direktschuss ins lange Eck traf der Rechtsfuß zum Leverkusener 2:0. Besser geht's kaum.

Zumindest bis zu jenem Moment. Doch da Bayer relativ schnell nach dem Doppelschlag das Fußballspielen in letzter Konsequenz einstellte und dem anfangs völlig überforderten Aufsteiger am Ende ein nicht unverdientes 2:2 anbot, war Hofmann mit seiner Rückkehr in die Startelf nur bedingt zufrieden.

Das sind eigentlich die Momente, die Topteams ausmachen.

Diese rückte ohnehin in den Hintergrund angesichts der Diskussionen um Bayers Spannungsabfall. Für diesen hat Hofmann ein Wahrnehmungsproblem ausgemacht. "Wir erkennen einfach in manchen Situationen die Gefahr nicht. Unser Spiel hat wieder eindeutig gezeigt, dass in der Bundesliga jeder jeden schlagen kann. Wir dürfen solche Spiele niemals aus der Hand geben, müssen die Dominanz mehr ummünzen in klare drei Punkte", erklärte der Angreifer, "damit meine ich, nach dem 2:0 nicht aufzuhören und nicht mehr so zielstrebig zu sein und gnadenlos auf das dritte und vierte Tor zu gehen."

Dass das Leverkusener Spiel durch die eigene Arroganz die letzte Klarheit verlor, wollte Hofmann allerdings nicht so sehen. "In ein Standardtor kann man das nur wenig hineininterpretieren", hielt Hofmann mit Blick auf das Kieler 1:2 nach einer Ecke entgegen. Allerdings stellte er diesbezüglich fest, dass Bayer sich derzeit nicht auf dem Level der Vorsaison bewegt.  "Das sind ja eigentlich gerade die Momente, die Topteams ausmachen, dass du dann einfach da bist, dass du wach bist - und das haben wir auf der Strecke liegengelassen."

Vielleicht ist man in der Champions League gegen große Namen ein Stück weit alarmierter.

So räumte der Routinier auch ein: "Vielleicht ist man in der Champions League gegen große Namen ein Stück weit alarmierter." Wobei Hofmann auch auf den in diesen Spielen etwas defensiveren Ansatz verwies und betonte:  "Aber es ist nicht unser Anspruch, uns gegen Kiel hinten reinzustellen und zu gucken, dass wir kein Gegentor kriegen."

In der Tat lautete in der Doublesaison das Erfolgsmotto: Kontrollierter Angriff ist die beste Verteidigung. Doch dafür fehlte nach der 2:0-Führung gegen Kiel Konzentration und Konsequenz. Mit der Folge, dass es dann irgendwann hinten einschlägt. Bereits zwölf Gegentreffer stehen zu Buche.  "Wir haben jetzt schon die Hälfte der Gegentore aus der Vorsaison. Das ist schon extrem viel nach sechs Spielen. Das geht auf Dauer auch nicht gut, wenn du öfter zwei kassierst", weiß Hofmann.

Nach der langen Pause war keine Gala zu erwarten

Und in einer Mannschaft, die dem Gegner mangels Tempo und Präzision im Passspiel kaum mehr Probleme bereitete, konnte auch der Angreifer nach seinem Treffer kaum glänzen. "Persönlich war es für mich schön, so ins Spiel zu starten, wenn man wieder in der Startelf ist, einen einigermaßen guten Eindruck zu hinterlassen", ordnete der Profi seinen Treffer und seinen Auftritt ein.

Mit dem Wissen, dass dies nicht das Optimum war. Wie auch Xabi Alonsos Worten zu entnehmen war. "Jonas war bereit, die Einstellung war gut", urteilte der Trainer und ordnete dessen Leistung irgendwo zwischen befriedigend und ausreichend ein. Hofmanns 60-minütiger Auftritt "war nicht top, nicht der beste, aber gut mit dem Tor."

Da hinterfragst du dich schon, ob du irgendetwas falsch machst.

Nach fast sechs Wochen Spielpause war auch keine Gala zu erwarten. "Es war natürlich nicht einfach, wenn man fünf Spiele keine Minute spielt und einfach drauf wartet, dass man die Chance kriegt, und sie kommt und kommt nicht", gab Hofmann zu, "da hinterfragst du dich schon, ob du irgendetwas falsch machst oder woran das liegt."

Xabi Alonso hatte seine Ansprüche an den zwischen den Linien so starken Hofmann klar formuliert. "Natürlich spricht man auch mit dem Trainer. Der hat mir Ansätze gegeben. Die habe ich heute auch ganz gut auf die Platte bekommen", erzählte Hofmann. Mehr Intensität bzw. Aggressivität mit und gegen den Ball habe Xabi Alonso von dem in diesem Kalenderjahr nicht mehr ins DFB-Team berufenen Nationalspieler eingefordert.

Es ist nicht so, dass ich massiven Druck gespürt habe.

Trotz seiner unbefriedigenden Situation hat sich Hofmann nach eigenen Worten nicht verrückt machen lassen. "Ich bin schon eine Weile dabei. Es ist nicht so, dass ich massiven Druck gespürt habe", erklärte er nach der Partie.

Inwieweit sein Auftritt inklusive Treffer aber etwas an seinem Status als Fast-immer-Reservist ändert, bleibt abzuwarten. "Ich hoffe, ich kriege weiter das Vertrauen", erklärte der Offensivakteur, dem die Konsequenzen aufgrund der extremen Konkurrenzsituation bewusst sind: "Wir haben einen sehr guten Kader und keine Verletzten. Dass man da nicht alle drei Tage auf seine 90 Minuten kommt, ist klar. Aber ich erhoffe mir schon, dass es ab jetzt wieder mehr Spielzeit gibt." In einer Mannschaft, die nach dem 2:0 weiter voll durchgezogen hätte, wäre Hofmann die Eigenwerbung aber sicherlich leichter gefallen.

Stephan von Nocks

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