Die Harvard University sagt den Vorstoß von Kulturstaatsminister Wolfram Weimer ab, in Deutschland einen »Exilcampus« für die von der Trump-Regierung attackierte Eliteuniversität zu gründen. »Die Eröffnung eines Campus außerhalb der Vereinigten Staaten ist für Harvard zurzeit keine Option«, teilte ein Universitätssprecher dem SPIEGEL auf Anfrage mit.
Der neue Kulturstaatsminister Weimer (parteilos) hatte Ende Mai in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg vorgeschlagen , Harvard solle in Deutschland einen neuen Standort in Form eines »Exilcampus« eröffnen. Studierende von Harvard und anderen amerikanischen Universitäten seien in Deutschland sehr willkommen, so Weimer.
Vorvergangene Woche behauptete der 60-jährige Staatsminister dann laut der »Frankfurter Allgemeinen Zeitung« in einer Rede vor Mitgliedern des Ordens Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste: »Ich kann Ihnen sagen, wir haben [...] dazu sehr gute Gespräche gehabt.« Die Repräsentanten der Universität seien »dankbar und offen«.
Der Harvard-Sprecher beantwortete die Frage des SPIEGEL nicht, wann und ob überhaupt die Universitätsleitung mit Weimer gesprochen hat. Umso klarer ist die Absage an den deutschen Kulturstaatsminister.
Die Trump-Regierung kündigte daraufhin unter anderem an, internationale Studierende vom Besuch der Hochschule auszuschließen. Als eine Bundesrichterin diese Anordnung vorläufig blockierte, verkündete die Regierung einen Einreisestopp für fast alle ausländischen Staatsangehörigen, die an Harvard studieren wollen. Auch dies hat dieselbe Bundesrichterin vorläufig blockiert. Beide Verfahren laufen noch.
Ungeachtet des Ausgangs dieser Prozesse dürfte die Zahl der ausländischen Studierenden in Harvard deutlich sinken, allein schon wegen der Verunsicherung dieser Menschen über ihren künftigen Aufenthaltsstatus und ihrer Angst, zum Kollateralschaden neuer Angriffe der Trump-Regierung zu werden.