Die 39-jährige Lydia S. wurde nach SPIEGEL-Informationen nur einen Tag vor der Gewalttat aus der Psychiatrie entlassen. Zuerst hatte die »Bild « darüber berichtet. Es handelt sich dabei um eine geschlossene Psychiatrie im niedersächsischen Geestland, nördlich von Bremerhaven.
S. war nach SPIEGEL-Informationen schon in der Vergangenheit polizeilich auffällig, unter anderem wegen des Mitführens einer »Hiebwaffe« im Rucksack.
Unterbringung angeordnet
Nach dem Messerangriff am Hamburger Hauptbahnhof mit 18 Verletzten hat ein Haftrichter die Unterbringung der Verdächtigen in einer Klinik angeordnet, wie die Polizei mitteilte . S. war am Freitagabend festgenommen worden, nachdem sie am Bahnsteig wahllos um sich gestochen haben soll. Der Unterbringungsbefehl laute auf versuchten Totschlag in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in 15 Fällen.
»Der Unterbringungsbefehl bezieht sich auf die Personen, die unmittelbar mit dem Messer verletzt wurden und dadurch Schnitt- oder Stichverletzungen unterschiedlicher Schwere erlitten haben«, erklärte die Polizei in ihrer Mitteilung. Insgesamt seien 18 Menschen in Krankenhäuser gebracht worden – die übrigen erlitten demnach aber andere Verletzungen, »beispielsweise durch einen Sturz oder Schock«.

Spurensicherung am Hamburger Hauptbahnhof
Foto: Georg Wendt / dpaDie Hamburger Polizei teilte mit, zwei Passanten hätten Lydia S. bei der Tat gestoppt. Nach SPIEGEL-Informationen handelt es sich bei den Passanten um einen Mann aus Tschetschenien und einen 19-jährigen Syrer. Beide hätten die Frau überwältigt, bevor eine Quattro-Streife, bei der Bahn-Sicherheitsdienst und Polizei gemeinsam unterwegs sind, sie widerstandslos festnehmen konnte.
Tatverdächtige ohne festen Wohnsitz
Die Frau soll früherer Polizei-Angaben zufolge nicht politisch motiviert gewesen sein. »Vielmehr bestehen inzwischen sehr konkrete Hinweise auf eine psychische Erkrankung der Tatverdächtigen«, hatte die Polizei mitgeteilt. Die Staatsanwaltschaft hatte ihre Unterbringung beantragt.
Die Verdächtige hat laut Polizei »nach den bisherigen Erkenntnissen« keinen festen Wohnsitz. Wie ein Sprecher des niedersächsischen Innenministeriums auf Anfrage mitteilte, soll die Frau offenbar gebürtig aus Niedersachsen kommen.
Bei der Attacke am frühen Freitagabend zwischen Gleis 13 und 14 hatte eine Frau mit einem Messer offenbar wahllos auf um sie herumstehende Menschen eingestochen. Drei Frauen im Alter von 24, 52 und 85 Jahren und ein 24 Jahre alter Mann waren dabei lebensgefährlich verletzt worden. Sie befinden sich inzwischen alle in einem stabilisierten Zustand, wie die Polizei bereits am Mittag mitteilte.
Zudem wurden sieben Menschen schwer und weitere sieben Menschen schwer verletzt. Vor dem Angriff habe die Tatverdächtige bereits auf dem Südsteg des Hauptbahnhofes mit dem Messer hantiert. Die Polizei hatte die Frau vor Ort als Tatverdächtige festgenommen.