Alon Gat konnte mit seiner dreijährigen Tochter flüchten, als Hamas-Terroristen am 7. Oktober 2023 in seinem Geburtsort ein Massaker anrichteten. Im Kibbuz Beeri ermordeten sie seine Mutter und verschleppten seine Frau und seine Schwester nach Gaza. Seitdem kämpft Gat für die Freilassung aller Geiseln.
Alon Gat, Angehöriger:
»Das sind Unschuldige. Menschen wurden ermordet, vergewaltigt, nach Gaza verschleppt. Sie hatten nichts getan, und nun sind sie in Gefangenschaft. Ich konnte fliehen, aber jetzt müssen wir alle den anderen dabei helfen, aus diesem Albtraum zu entkommen.«
Ein verwüstetes Wohnzimmer, 101 leere Stühle – in Berlin erinnern zum Jahrestag des Hamas-Angriffs mehrere Installationen an die 101 Menschen, die immer noch in der Gewalt der Terroristen sind. Alon Gat reist seit einem Jahr immer wieder nach Berlin, um die Bundesregierung aufzufordern, sich für einen Geiseldeal einzusetzen. Bei einem solchen Gefangenenaustausch kehrte seine Frau aus Gaza zurück. Der Deal für seine Schwester Carmel dagegen platzte. Sie wurde Anfang September, nach mehr als 300 Tagen Gefangenschaft, mit fünf weiteren Geiseln in einem Tunnel unter Rafah von der Hamas ermordet.
Alon Gat, Angehöriger:
»Ich weiß, dass sie nicht lebend zu mir zurückkommen wird. Ich kann es immer noch nicht ganz begreifen. Ich hatte noch keine Zeit, das zu verdauen. Es sind immer noch 101 Geiseln in Gaza, und ich will nicht, dass das, was mit Carmel geschehen ist, auch den anderen Geiseln zustößt.«
Ein nachgebauter Tunnel soll das Leid der Geiseln erlebbar machen. Wie viele der Verschleppten noch leben, ist unklar.
Besucherin:
»Wenn für mich das schon so aufwühlend ist, da fünf Sekunden durch eine Nachbildung durchzugehen. Wie muss es denn für die Menschen sein, die wirklich seit fast einem Jahr da gefangen sind, die von der Hamas gefoltert werden? Für sie muss das natürlich unendlich viel schlimmer sein.«
Besucher:
»Alles, was jeden der Geiseln rausbringt, ist fantastisch.«
Besucher:
»Ich hoffe sehr, dass ich da auch für die verbleibenden 101 Geiseln eine Lösung findet. Aber ich fürchte, dass die israelische Regierung nicht wirklich interessiert ist an einer Lösung, weil sonst würde sie anders handeln.«
Auch Alon Gat und viele andere Angehörige der Geiseln kritisieren die Regierung Netanyahu. Aber auch Deutschland und andere Länder könnten mehr für einen Geiseldeal tun, sagt er. Man müsse sich darüber klar werden, dass der Angriff nicht nur Israel gegolten habe. Ähnlich sieht es auch die Organisatorin der Berliner Veranstaltung.
Melody Sucharewicz, Veranstalterin:
»Was seit dem 7. Oktober passiert, geht nicht nur Israel an, auch nicht nur die Juden auf der ganzen Welt, sondern eigentlich jede Demokratie und jedes Mitglied der freien Welt, und Deutschland, das ist kein Geheimnis, ist einer der wichtigsten Partner Israels.«
Mit der Ausweitung des Krieges auf den Libanon und der Gefahr einer weiteren Eskalation in Nahost drohen die Geiseln langsam aus dem Fokus der Öffentlichkeit zu geraten. Alon Gat gibt sich dennoch hoffnungsvoll.
Alon Gat, Angehöriger:
»Ich weiß, dass es möglich ist, denn ich habe es ja erlebt. Ich habe meine Frau zurückbekommen, meine Tochter, die auch kurzzeitig entführt war, hat ihre Mutter zurückbekommen. Eine solche Umarmung ist auch für die anderen Geiseln noch möglich. Viele von ihnen sind noch am Leben und wir können sie retten.«
Doch das dürfte auch ein Wettlauf gegen die Zeit werden. Denn mit jedem weiteren Tag in Gefangenschaft schwinden die Überlebenschancen der Geiseln im Gazastreifen.