Haftbefehl: Keiner von uns?

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Der Rapper Haftbefehl ist einer der Helden migrantischer Jugendlicher. Nun begleitet eine Netflix-Doku seinen Zerfall.

Aus der ZEIT Nr. 45/2025 Aktualisiert am 23. Oktober 2025, 9:05 Uhr

 Szene aus der Dokumentation "Babo – Die Haftbefehl-Story", die ab 28. Oktober auf Netflix läuft. Zu sehen ist Haftbefehl hier im Jahr 2023 bei einem Konzert in Frankfurt.
Wie ein Nachruf zu Lebzeiten: Szene aus der Dokumentation "Babo – Die Haftbefehl-Story", die ab 28. Oktober auf Netflix läuft. Zu sehen ist Haftbefehl hier im Jahr 2023 bei einem Konzert in Frankfurt. © Abb.: Netflix

Man fragt sich, was mit der Nase passiert ist, aber es gibt keine gesicherten Informationen dazu. Leute, die die von Netflix so genannte "Dokumentation" über das Leben des Rappers Haftbefehl gesehen haben, sagen danach "krass" und wenig später: "Ey, aber was ist mit der Nase passiert?" Kriegt man vom Koksen so eine Nase? Ist die Nasenscheidewand weg? Stürzt dann das, was oben drüber ist, einfach ein, und alles wird schief? Haftbefehls Nase war immer markant, aber schlanker, irgendwie muss Gewebe dazugekommen sein.

Man kann dieses Nachdenken über die Beschaffenheit der Nase des wohl bedeutendsten Rappers Deutschlands ungehörig finden, Spekulationen über die Nase Haftbefehls mithin, bürgerlich Aykut Anhan, dem es nicht nur gelang, mit seinem Rap einen neuen Stil zu prägen, indem er Slangwörter aus sämtlichen Sprachen kombinierte, die ihm während seiner Zeit als Dealer in Frankfurt begegnet waren – anarchistisch und unglaublich virtuos ausgeführt (er reimte "NPD" auf "Dresden"). Er machte also nicht nur diesen neuen, brutalen Straßenrap (von ihm so genannte "Räubermusik"), er fand darüber hinaus Worte für seine Depressionen, für die Einsamkeit, die Verletzungen eines Jungen mit schwarzen Haaren, dessen Eltern einst aus der Türkei für ein besseres Leben nach Deutschland gekommen waren und deren Sichtbarkeit im Stadtbild Friedrich Merz möglicherweise auch Jahrzehnte später noch störend findet.

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