"Haben sehr viel Dreck gefressen": Rostocks doppelte Erlösung in Aue

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Erstmals seit 57 Jahren hat Hansa Rostock mal wieder einen Pflichtspielsieg in Aue eingefahren und damit auch in der 3. Liga nach schwierigen Wochen einen kleinen Befreiungsschlag gesetzt. Ist Hansa nun in der 3. Liga angekommen?

 Hansa Rostock feiert den späten Siegtreffer in Aue.

Grenzenloser Jubel - und Erleichterung: Hansa Rostock feiert den späten Siegtreffer in Aue. IMAGO/Picture Point

Beim Spaziergang mit dem Trainer brachte Nico Neidhart den Gedanken auf. In den Tagen vor dem Gastspiel in Aue am Samstag hatte der 30-Jährige von der Schreckensbilanz des FC Hansa in Aue gelesen: Seit 57 Jahren hatten die Rostocker kein Pflichtspiel mehr beim FC Erzgebirge gewonnen. "Der Trainer war auch ein bisschen überrascht", erinnerte sich Neidhart bei Hansa TV an den Spaziergang, dann habe er aber zu seinem Vorgesetzten gesagt: "Warum sollte nicht heute mal die Serie enden?"

Was dagegen sprach, war der bisherige Saisonstart des Zweitliga-Absteigers, der in den ersten acht Spielen nur einen Sieg bei vier Unentschieden und drei Niederlagen verbuchte. Aue dagegen hatte fünfmal gewonnen - und eben seit dem 26. August 1967 nicht mehr zuhause gegen die Kogge verloren.

Damals feierte Rostock in der DDR-Oberliga einen 2:1-Erfolg - genau wie nun 57 Jahre später in der 3. Liga. Für die Erlösung sorgte Verteidiger Ahmet Gürleyen, der in der ersten Minute der Nachspielzeit einen Eckball des eingewechselten Adrien Lebeau zum Siegtreffer einköpfte. "Dass wir das Spiel in den letzten Minuten entscheiden konnten, ist Wahnsinn", freute sich der Torschütze.

Hansa Rostock: Endlich angekommen in der 3. Liga?

Auch deshalb, weil es nach dem verpatzten Saisonstart eben eine Erlösung in doppelter Hinsicht war. "Wir haben sehr viel Dreck gefressen", meinte Gürleyen, aber: "Wir wissen, was wir können. Wir wissen, was für gute Standards wir schlagen können - daraus haben wir viel zu wenig gemacht in den letzten Wochen."

Dass nun ein später Standard am 9. Spieltag den zweiten Saisonsieg einbrachte, sorgt vor der Länderspielpause für Erleichterung in Rostock. Schließlich liege laut Trainer Bernd Hollerbach eine "lange Durststrecke" hinter dem Verein, der seit sieben Monaten, seit dem 8. März (1:0 in Braunschweig), auf einen Auswärtssieg im Liga-Betrieb gewartet hatte und im Sommer den Abstieg verkraften musste.

"Ich habe immer gesagt, man muss erstmal in der 3. Liga ankommen", führte Hollerbach auf der Pressekonferenz nach dem Sieg in Aue weiter aus. "Viele glauben, für einen Absteiger geht es direkt wieder hoch. Das Umfeld glaubt, wir überrollen alle. Aber so einfach ist das nicht. Die 3. Liga ist richtig gut."

"Reiner Kampf" und ein Platzverweis

Mit dem Dreier im Erzgebirge hat Hansa erstmal die Abstiegsränge verlassen, wobei auch der Platzverweis für Aues Ali Loune in der 74. Minute "uns in die Karten gespielt hat, muss man ehrlicherweise sagen". Bis dahin habe Hollerbach einen "offenen Schlagabtausch" gesehen, "danach haben wir Druck gemacht".

Neidharts Analyse klang ähnlich. "Reiner Kampf", lautete seine erste Zusammenfassung, bevor der Mittelfeldspieler mehr ins Detail ging. "Wir sind nicht so gut ins Spiel gekommen, haben in der ersten Hälfte einen dummen Gegentreffer bekommen - wie schon so oft in dieser Saison." Noch vor der Pause gelang der Ausgleich, dann "haben wir uns reingekämpft und fast nichts mehr zugelassen. Am Ende war es dann auch verdient, weil wir drückender waren."

Nun freut man sich in Rostock auf eine "schöne Länderspielpause" (Hollerbach), in der man "konzentriert" arbeiten könne. Neidhart hätte den Schwung gerne in der Liga direkt mitgenommen. Stattdessen aber geht es am Samstag im Landespokal zum Oberligisten TSG Neustrelitz und um den Einzug ins Achtelfinale.

pja

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