Gute Standards, schlechte Standards: Wenn Xabi Alonso Co-Trainer Parrilla weicht

vor 1 Tag 1

Ruht der Ball während des Spiels, wird es auf Leverkusens Bank unruhig. Denn nach Standardsituationen passiert in den Spielen von Bayer 04 viel - zum Leidwesen von Trainer Xabi Alonso allerdings auch in der Defensive.

 Leverkusens Co-Trainer Sebastian Parrilla.

Übernimmt bei Standards das Zepter: Leverkusens Co-Trainer Sebastian Parrilla. IMAGO/Eibner

Es ist der Moment, in dem Xabi Alonso in den Hintergrund tritt. Gibt es einen Eckball für Bayer 04, zieht sich Leverkusens Cheftrainer von der Seitenlinie zurück und überlässt seinem Assistenten Sebastian Parrilla das Feld. Der Argentinier schreitet dann nach vorne und dirigiert gestenreich die Bayer-Profis. Ist er doch für die Standardsituationen beim Double-Gewinner verantwortlich.

Die Abläufe für Leverkusens Spieler hat er mit diesen zwar grundsätzlich einstudiert, dennoch nimmt Parrilla im Spiel noch mal Einfluss und letzte Anpassungen vor, je nachdem, wie sich die gegnerische Defensive formiert. Mit Erfolg. Die Arbeit des 46-Jährigen hat Bayer in dieser Bundesligasaison schon zu vier Treffern nach Ecken verholfen - alleiniger Bestwert.

Bei gegnerischen Standards herrscht bei Bayer Alarmstufe rot

Doch es gibt auch eine Kehrseite der Medaille, die am Samstag beim enttäuschenden 2:2 gegen das bis dato Schlusslicht Holstein Kiel erneut zu Tage trat: Der Aufsteiger kam in der BayArena mit zwei Standardsituationen zum Erfolg. Erst nach einem Eckball, dann durch einen Strafstoß. Bei ruhenden Bällen des Gegners herrscht beim Meister Alarmstufe rot.

Auch wenn der Anschlusstreffer der Gäste durch den Kopfball von Max Gschwill nicht hätte zählen dürfen, weil Kiels Armin Gigovic Leverkusens Torhüter Lukas Hradecky blockte und dabei in Abseitsposition stand, belegt dieses Gegentor exemplarisch die Probleme des Double-Gewinners in dieser Saison, gegnerische Standardsituationen zu verteidigen. In diesem Fall schritt Robert Andrich ("Den Ball muss ich besser verteidigen") gegen den Torschützen nicht energisch genug zur Tat.

Nur Wolfsburg kassierte mehr Tore nach Ecken und Flankenfreistößen

Bereits vier Treffer hat Bayer 04 an den ersten sechs Spieltagen nach ruhenden Bällen kassiert. Dabei war die Werkself in dieser Kategorie in der Vorsaison wie in so vielen Bereichen noch top. Damals bedeuteten insgesamt nur zehn Gegentreffer nach Einwürfen, Ecken, Freistößen und Elfmetern den Bestwert in der Liga. Jetzt klingelt es nur beim VfL Wolfsburg (acht Gegentore), dem BVB und Kiel (beide sechs) sowie dem FC Augsburg und 1899 Hoffenheim (beide fünf) öfter nach gegnerischen Standards.

Besonders auffällig dabei ist die Anfälligkeit nach Hereingaben von der Seite, also nach Eckbällen und Flankenfreistößen: Nach solchen musste Bayer schon drei Treffer schlucken und wird dabei im Negativen nur vom VfL Wolfsburg übertroffen, der so schon fünf Tore hinnehmen musste.

Kein Bundesligist ist nach Standards gefährlicher als Bayer

Und selbst dieser vorletzte Platz ist noch geschönt, kassierten die Wolfsburger doch vier dieser fünf Gegentore bei der 3:4-Niederlage in Leverkusen, wo die Spezialisten für Offensivstandards zuhause sind. Kein Bundesligist ist nach ruhenden Bällen gefährlicher. Schon sieben Standardtreffer stehen für das Team von Xabi Alonso - oder besser für das von Sebastian Parrilla - zu Buche. Gemeinsam mit dem VfB Stuttgart stellt dies den Höchstwert in der Liga dar.

Natürlich: Noch ist die Saison relativ jung. Aber rechnet man die Werte bei den Standardtoren hoch, käme Bayer am Ende auf rund 23 Gegentreffer und rund 40 selbst erzielte Tore nach ruhenden Bällen. Zum Vergleich: im Meisterjahr lagen die Werte bei zehn und 27.

Es scheint sich also zumindest eine Tendenz abzuzeichnen. Nach dem Motto: Gute Standards, schlechte Standards. Auf Co-Trainer Parrilla wartet also weiterhin viel Arbeit. Um die Erfolgsquote in der Offensive hoch zu halten und die in der Defensive aus Leverkusener Sicht zu steigern.

Stephan von Nocks

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