Im Juni 2014 sollte der Ruhestand kommen. So hatte es die »Frankfurter Allgemeine Zeitung« angekündigt: Nach 20 Jahren als politischer Herausgeber des bürgerlichen Blattes wollte sich Günther Nonnenmacher verabschieden.
Doch es kam anders: Überraschend erlag der erst 54-jährige Mitherausgeber Frank Schirrmacher, zuständig fürs Feuilleton der »FAZ«, einem Herzinfarkt. Nonnenmacher ließ sich noch einmal in die Pflicht nehmen für die Zeitung, begleitete den Übergang bis zum Ende des Jahres, als dann der bis heute amtierende Kulturjournalist Jürgen Kaube ins Amt kam.
Günther Nonnenmacher, 1948 in Karlsruhe geboren, studierte in Freiburg, Frankfurt und Heidelberg Politikwissenschaft, Geschichte und Philosophie und wurde bei Dolf Sternberger promoviert. Sternberger war der »FAZ« als Berater des Herausgebergremiums verbunden.
Nach einer Habilitationsarbeit über die politische Philosophie im 17. und 18. Jahrhundert trat er 1982 in die »FAZ«-Redaktion ein und stieg schon nach vier Jahren zum verantwortlichen Redakteur für Außenpolitik auf. 1994 wurde er als Nachfolger von Fritz Ullrich Fack in das Herausgebergremium berufen, das die Zeitung traditionell publizistisch führt.
»Die Leser kannten ihn als hellsichtigen Durchdringer der Innen- und Außenpolitik«, würdigt Herausgeber Berthold Kohler seinen langjährigen Kollegen: »Für die Redaktion war er ein Vorbild, Ermöglicher und Förderer.«
1999 erlebte der heutige SPIEGEL-Chefredakteur Dirk Kurbjuweit Nonnenmacher bei einem Reportagebesuch in der »FAZ«-Redaktion als Strickjackenträger, der das ganz eigene Tempo seines Blattes hochhielt. Man werde sich »immer für die Güte entscheiden, nicht für die Schnelligkeit«, so Nonnenmacher damals.
2007 war Nonnenmacher vom französischen Präsidenten zum Offizier der Ehrenlegion ernannt worden. 2018 wurde er mit dem Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet. Am Mittwoch ist Günther Nonnenmacher im Alter von 76 Jahren in Offenbach am Main gestorben, das meldet die »FAZ« in einer Pressemitteilung.