Greta Thunberg: Sie bleibt unbeirrbar

vor 14 Stunden 1

Es ist ein bisschen wie Realityfernsehen, was man da derzeit im Internet auf zahlreichen Videoschnipseln und via Lifetracker verfolgen kann: Wie die berühmte Klimaaktivistin Greta Thunberg, 22 Jahre alt, mit einer Gruppe von elf anderen Aktivisten und Aktivistinnen in einem Segelboot von Sizilien aus nach Gaza aufgebrochen ist. In der Mitte, zwischen den zwei Masten des Schiffs Madleen, weht eine große Palästina-Flagge. An der Reling stehen orange Trockentonnen, in die Hilfsgüter, Milchpulver, Hygieneprodukte, Handprothesen verpackt sind.

„Break the siege, break the siege of the silence“, „Brecht die Belagerung, brecht die Belagerung des Schweigens“, heißt der Song, den ein Mitreisender auf der Gitarre spielt, während das Boot seit fünf Tagen bei schönstem Sonnenschein über das Mittelmeer schippert. Nur am Donnerstag gab es eine kleine Liveübertragungsunterbrechung, als die Madleen vier Geflüchtete aus dem Wasser fischte, die später von der griechischen Grenzpolizei abgeholt wurden.

Dass sich Greta Thunberg nicht einfach fürs Klima, sondern vor allem auch für Menschen engagiert, ist nicht neu. Das Konzept der sozialen Klimagerechtigkeit, dem sie von Anfang an anhing, betont, dass die Anteile am Klimawandel, aber auch die Lasten und Folgen ungleich verteilt sind. „Es sind die Leiden der vielen, die für den Luxus der wenigen bezahlen“, sagte Thunberg schon in einer ihrer ersten großen Reden im Dezember 2018 auf der Klimakonferenz COP 24 in Polen. Gerade mal 15 Jahre alt war sie da. Mit zwei langen Zöpfen stand sie am Rednerpult und erklärte weiter: „Wir müssen die fossilen Brennstoffe im Boden lassen und uns auf Gerechtigkeit konzentrieren. Und wenn die Lösungen in diesem System so unmöglich zu finden sind, dann sollten wir vielleicht das System selbst ändern.“ Ihr erster Schulstreik vor dem schwedischen Parlament, der die weltweite Protestbewegung „Fridays for Future“ in Gang setzte, war da erst wenige Monate her.

Mit auf dem Schiff: Ein brasilianischer Nasrallah-Fan

Sechseinhalb Jahre später versucht Thunberg ihren Followern auf einem bildstarken und lebensgefährlichen Segeltörn zu erklären, was der Krieg in Gaza mit ihrem Konzept von Klimagerechtigkeit zu tun hat. Dabei betont sie nicht nur die hohen Klima- und Umweltschäden, die Kriege verursachen, sondern auch, dass Klimafolgen wie Hitze oder Fluten eine geschwächte Zivilbevölkerung in einer zerstörten Infrastruktur besonders hart treffen. „Wenn wir nicht anerkennen und mitfühlen mit den unzähligen bis heute kolonisierten und unterdrückten Menschen, dann kann von Gerechtigkeit keine Rede sein“, sagt sie.

:Studie zeigt: Kontinente trocknen immer mehr aus

Erstmals weisen Wissenschaftler eine weltweite Zunahme von Dürren nach. Und das, obwohl der Klimawandel insgesamt mehr Regen mit sich bringt. Die Lösung des Rätsels liegt in der Atmosphäre.

Einprägsame Bilder liefert Greta Thunberg seit Jahren, ob mit ihrem „Schulstreik fürs Klima“-Plakat, oder mit einem Segeltrip zur UN-Versammlung nach New York. Im Oktober 2023 postete sie wenige Wochen nach dem Terrorangriff der palästinensischen Hamas auf ein israelisches Musikfestival ein in Deutschland viel diskutiertes Foto, auf dem sie und drei andere Aktivistinnen „Free Palestine“, „Stand with Gaza“ und „This Jew stands with Palestine“-Plakate in die Kamera halten.

Nun also wieder ein Segelboot. Diesmal allerdings nicht mit dem freundlichen Profisegler Boris Herrmann, der sie 2019 über den Atlantik brachte.

Thiago Alvaro, der Brasilianer mit der Gitarre, lacht auf den aktuellen Bildern auch viel, wenn er nicht gerade von einer nächtlichen Drohne überm Mast geweckt wird. Wenn man auf seinem Instagramkanal zurückscrollt, stößt man noch auf anderes Material. Zum Beispiel ein Video, auf dem sich Alvaro auf der Beerdigung des im Februar getöteten Hisbollah-Chefs Hassan Nasrallah interviewen lässt. Nasrallah sei für ihn einer der großartigsten antikolonialen Revolutionäre der Menschheitsgeschichte seiner Generation, sagt Thunbergs Begleiter da in die Kamera. In Israel und der westlichen Welt galt Nasrallah als einer der wichtigsten und radikalsten Terror-Anführer.

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