Gewagte These: LCDs bleiben auch künftig die dominante Displaytechnik

vor 13 Stunden 2

Die Zukunft gehört den LCDs mit Mini-LEDs, ist sich Marek Maciejewski sicher. Das liege vor allem an den Kosten und der Möglichkeit, große Diagonalen zu produzieren, erklärt der europäische Entwicklungschef des chinesischen TV-Herstellers TCL. So gelänge es den OLED-Herstellern nicht, Geräte mit Diagonalen von deutlich über 80 Zoll, also 2 Meter, herzustellen, jedenfalls nicht zu vertretbaren Preisen.

TCLs europäischer Produktchef Maciejewski ist sich sicher, die LCD-Technik wird sich weiter im TV-Markt behaupten.

(Bild: Ulrike Kuhlmannn, c't)

Flüssigkristalldisplays mit einem lokal dimmbaren Backlight aus kleinen Mini-LEDs seien dagegen viel besser skalierbar. Und mit sehr vielen Dioden erreichten diese ausgezeichnete Kontraste und vor allem eine sehr helle Darstellung. Auch hier seien die LCD-TVs im Vorteil gegenüber anderen Techniken wie OLEDs. Fernsehern mit Mikro-LEDs pro Bildpunkte räumt der Produktchef dagegen wenig Chancen ein. Deren Ansteuerung sei extrem komplex und der Transfer der winzigen Leuchtdioden von kleinen Wafern auf große Substrate ein bislang ungelöstes Problem, das sich nach seiner Einschätzung auch in Zukunft nicht lösen lasse.

TCL und dessen Mutterkonzern CSOT hatte im vergangenen Jahr im Rahmen der Display Week in den USA erste Prototypen von Displays aus selbstleuchtenden Quantenpunkten gezeigt. Doch auch diesen räumt Maciejewski für TVs wenig Potenzial ein.

TCLs Mutterkonzern CSOT hat in den vergangenen Jahren einige Neuentwicklungen vorangetrieben, darunter Displays aus selbstleuchtenden Quantenpunkten und druckbare OLEDs.

(Bild: TCL)

Die elektrolumineszenten Quantenpunkte (EL-QDs) werden mit elektrischem Strom zum Leuchten angeregt, wobei die Nanopartikel im Druckverfahren auf das Substrat gebracht werden müssen. Das Aufdrucken der Partikel nicht ausgereift, insbesondere große Diagonalen lassen sich zumindest derzeit nicht drucken, erklärte Maciejewski im Gespräch mit c't. So blieben am Ende nur die LCDs als beliebig skalierbare und preislich attraktive Technik übrig.

In Europa werden derzeit immer noch viele TVs mit Diagonalen bis 50 Zoll (1,27 m) gekauft, im kommenden Jahr sollen die Geräte mit mindestens 1,50 Meter also 60 Zoll Diagonale beliebter werden.

(Bild: TCL)

Interessant an dieser Einschätzung ist, dass der Markt dem Produktdirektor aktuell zumindest in der Masse recht gibt. LCDs haben den allergrößten Anteil am gesamten TV-Markt. Da sich die seit Jahren totgesagte LCD-Technik stets weiterentwickelt hat, konnte sie sich gegenüber neuen Displaytechniken behaupten. Mit dem Einsatz der fein steuerbaren Mini-LEDs im Backlight spielt TCL hier vorn mit, das Unternehmen hat LCD-TVs mit dem dimmbaren Backlight aus bis zu 20.000 LEDs im Programm. Dabei setzt der Hersteller vermehrt auf große Diagonalen, wohl auch um den Größenvorteil gegenüber der OLED-Technik auszuspielen. Die sei den LCDs zwar bei der Bildqualität überlegen, habe aber eben auch viele Nachteile, so Maciejewski.

So würden die sehr großen Fernseher künftig immer wichtiger im TV-Markt, ist sich Maciejewski sicher und belegt diese Einschätzung mit einigen Zahlen. Ganz generell sei die schiere Größe in China eins der wichtigsten Kaufkriterien, die Diagonale der verkauften Fernseher liegt dort im Mittel bereits über 1,50 Meter (60 Zoll), in den USA würden sogar 2,50 Meter große Bildschirme akzeptiert. In Europa verharrt die mittlere Größe dagegen noch bei etwas über 50 Zoll, also etwa 1,30 Meter Diagonale. Allerdings greifen auch hier etwa 10 Prozent der Käufer schon zu Bildschirmen mit 75 und 85 Zoll.

In Deutschland werden in diesem Jahr voraussichtlich gut 4,2 Millionen Fernsehgeräte gekauft, der mittlere Preis liegt bei 707 Euro pro Gerät. Die Spanne reicht von 544 Euro für LCD-TVs bis 1632 Euro für OLED-TVs, wobei über die Hälfte aller neuen TVs mindestens 1,40 Meter in der Diagonalen messen (55 Zoll). Knapp 8 Prozent respektive 340.0000 Käufer werden sogar über 1400 Euro pro Gerät ausgeben, so die Prognosen. Das dürfte die interessanteste Zielgruppe für alle TV-Hersteller sein.

Hinweis: TCL hat die Autorin zu der Präsentation eingeladen. Absprachen zu Art und Umfang der Berichterstattung gibt es nicht. (uk)

Gesamten Artikel lesen