„Gefahr für die körperliche Unversehrtheit der Springer“: Neuer Bundeswehr-Fallschirm soll ein Sicherheitsrisiko sein

vor 3 Stunden 1

Eigentlich wollte die Bundeswehr dieses Jahr ihr bisheriges Fallschirmsystem mit einer neuen Generation – dem „Ensemble de Parachutage du Combattant“ (deutsch: „Fallschirmabsprungset für Kämpfer“, EPC-B) – ersetzen. Dieses soll aber laut einem internen Papier des Bundesamts für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) erhebliche Risiken für die Fallschirmspringer darstellen, berichten NDR, WDR und „Süddeutsche Zeitung“.

Der Fallschirm stelle „im Regelsprungbetrieb dauerhaft eine potenzielle Gefahr für die körperliche Unversehrtheit der Fallschirmspringer dar“, wird ein Oberstleutnant aus dem Papier zitiert.

Beim gleichzeitigen Abspringen aus dem Flugzeug A400M ereignen sich demnach regelmäßig „Beinahe-Kappenkollisionen“ sowie „Schirmdurchfahrten“. „Kappenkollision“ bezeichnet laut „Tagesschau“ einen Zusammenstoß zweier Fallschirme. Einen solchen Vorfall habe es laut Papier bei einer Übung im März 2025 gegeben. Bei einer „Schirmdurchfahrt“ gerate ein Fallschirmspringer zwischen die Schirmleinen eines anderen Springers.

Die Vorfälle ereignen sich laut dem Papier deutlich häufiger als beim Vorgängersystem T-10, das bereits seit mehr als 65 Jahren im Einsatz ist, heißt es in dem Bericht. Das sei „weder mitigierbar, noch beherrschbar“ und „dauerhaft nicht hinnehmbar“, zitiert die „Tagesschau“.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Externen Inhalt anzeigen

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Das interne Papier werfe nun die Frage auf, ob das neue Fallschirmsystem überhaupt vollständig eingeführt werden sollte, heißt es in dem Bericht. Vielmehr müsse „zeitnah über eine geeignete technische Nachfolgelösung“ entschieden werden. Denn die Umstellung auf EPC-B könnte teuer werden.

Papier rechnet mit Mehrkosten in Millionenhöhe

Ursprünglich sollten laut dem internen Papier 4336 Haupt- und 3090 Reservefallschirme angeschafft werden, berichtet die „Tagesschau“. Kosten sollte die Umstellung demnach 56 Millionen Euro. Durch die Risiken für die Springer sei aber die Verwendung der Schirme eingeschränkt worden.

Anstatt einer angedachten Verwendungsdauer von mindestens 18 Jahren oder 180 Sprüngen wurde diese laut der Recherche von NDR, WDR und „SZ“ auf sechs Jahre oder 60 Sprünge beschränkt. Ein Kauf weiterer Fallschirme, um auf die ursprünglich angedachte Verwendungsdauer zu kommen, würde demnach laut Papier 11,5 Millionen Euro zusätzlich kosten. Das wären Gesamtkosten von 67,5 Millionen Euro.

Das Bundesamt habe die Existenz des Papiers auf Nachfrage des Rechercheverbunds nicht dementiert, habe sich zu den Problemen der Schirme aber nicht äußern wollen. Allerdings soll das BAAINBw das Papier wieder zurückgezogen haben und eine „fachliche und inhaltliche Abstimmung und Behandlung“ angekündigt haben. (Tsp)

Gesamten Artikel lesen