Das israelische Militär hat nach eigenen Angaben umfangreiche Angriffe gestartet. Der UN-Menschenrechtskommissar wirft Israel "ethnische Säuberung" vor.
17. Mai 2025, 1:30 Uhr Quelle: ZEIT ONLINE, dpa, mp
Die israelische Armee hat die neue Großoffensive im Gazastreifen eingeleitet. Das teilte das Militär in der Nacht mit. Im Laufe des vergangenen Tages habe die Armee damit begonnen, "umfangreiche Angriffe durchzuführen und Truppen zu mobilisieren, um die operative Kontrolle in Gebieten des Gazastreifens zu erlangen". Dies sei Auftakt zur "Erreichung der Kriegsziele" – einschließlich der Freilassung von Geiseln und der Zerschlagung der islamistischen Terrororganisation Hamas, hieß es.
Die israelische Regierung hatte jüngst angekündigt, den Einsatz im Gazastreifen ausweiten zu wollen. Israelische Medien hatten berichtet, dies solle nach dem Ende der Reise von US-Präsident Donald Trump in die Region passieren, sollte bis dahin kein neues Gaza-Abkommen erzielt werden. Inzwischen hat Trump seinen mehrtägigen Besuch in der Golfregion beendet. Ein neuer Deal ist weiter nicht in Sicht.
UN-Menschenrechtskommissar wirft Israel "ethnische Säuberung" vor
Bei den jüngsten Angriffen der israelischen Armee wurden laut der von der Hamas kontrollierten Gesundheitsbehörde in Gaza mehr als 80 Menschen getötet. Die Angaben, die nicht zwischen Kombattanten und Zivilisten unterscheiden, ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen. Berichten zufolge gab es vor allem im Norden des Gebiets umfangreiche Angriffe.
Die israelische Nachrichtenseite ynet hatte unter Berufung auf Sicherheitsbeamte gemeldet, die Angriffe seien eine Vorbereitung auf den Einmarsch weiterer Truppen. Die neue Militäroffensive unter dem Namen Gideon's Chariots dürfte die Notlage der Menschen in dem dicht besiedelten und nach mehr als anderthalb Jahren Krieg großflächig zerstörten Gazastreifen weiter verschärfen. Die Vereinten Nationen und Hilfsorganisationen warnen vor Hungersnot.
Der Chef des UN-Menschenrechtsbüros verurteilte Israels Angriffe. "Es sieht nach einem Vorstoß für eine dauerhafte Bevölkerungsverschiebung in Gaza aus, der das Völkerrecht missachtet und einer ethnischen Säuberung gleichkommt", sagte Hochkommissar Volker Türk in Genf.