Fußball-EM 2025: England besiegt Schweden im Elfmeterschießen

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Kurioses EM-Viertelfinale England siegt, obwohl Schwedens Torhüterin Falk vier Elfmeter hält

Ein Elfmeterschießen für die Geschichtsbücher haben sich England und Schweden im EM-Viertelfinale geliefert. Neun der 14 Strafstöße wurden vergeben. Schwedens Jennifer Falk wurde trotz vier gehaltener Strafstöße zur tragischen Heldin.

18.07.2025, 00.20 Uhr

Jubelnde Engländerinnen, entsetzte Schwedinnen

Jubelnde Engländerinnen, entsetzte Schwedinnen

Foto: Alexander Hassenstein / Getty Images

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Der Kelly-Faktor: Im EM-Finale 2022 gegen Deutschland hatte Chloe Kelly den entscheidenden Treffer erzielt. Bei diesem Turnier kommt sie immer nur als Einwechselspielerin zum Einsatz. Gegen Schweden musste sie bis zur 78. Minute auf ihren Auftritt warten, 0:2 lag ihr Team zu diesem Zeitpunkt zurück. Eine Minute später schlug sie eine wunderbare Flanke an den zweiten Pfosten, Schwedens Torfrau Jennifer Falk unterlief die Hereingabe und Lucy Bronze köpfte aus kurzer Distanz ein (79.). Zwei Minuten später traf Michelle Agyemang nach einer erneuten Kelly-Hereingabe (81.). Und in der 90. Minute hätte die 27-Jährige fast noch eine Ecke direkt verwandelt – der Ball touchierte die Latte. Mehr Impact geht mit einer Einwechslung nicht.

Ergebnis: England hat mit einem 3:2 im Elfmeterschießen gegen Schweden das Halbfinale der EM 2025 in der Schweiz erreicht. Nach 90 und 120 Minuten hatte es 2:2 gestanden. Das Team von Trainer Peter Gerhardsson verpasste damit die Revanche für die 0:4-Halbfinalniederlage gegen die Three Lionesses bei der vergangenen EM 2022.

Erste Hälfte: Nach 106 Sekunden erklang in Zürich zum ersten Mal Torjubel. Die Engländerinnen schlampten im Aufbauspiel, Stina Blackstenius bediente Kapitänin Kosovare Asllani und die 35-Jährige setzte den Ball aus halbrechter Position knapp neben dem langen Pfosten ins Netz (2. Minute). Kurz darauf vergab Arsenal-Angreiferin Blackstenius nach einem erneuten Blackout in der englischen Abwehr das 2:0, bevor auf der Gegenseite Lauren Hemp nur die Latte traf. Da waren gerade einmal sechs Minuten gespielt. In der 25. Minute setzte Bayern-Spielerin Julia Zigiotti Blackstenius in Szene, die erst Jess Carter im Laufduell abschüttelte und dann Hannah Hampton im Tor der Engländerinnen mit einem Schuss ins lange Eck überwand. Hampton verhinderte nach einem Schuss von Fridolina Rolfö mit einer starken Parade das 0:3 (45.+1).

120 spannende Minuten gab es in Zürich zu sehen

120 spannende Minuten gab es in Zürich zu sehen

Foto: Bernadett Szabo / REUTERS

Von Deutschland lernen heißt hinterherrennen lernen: 1:4 war die DFB-Auswahl im abschließenden Gruppenspiel gegen Schweden untergegangen. Es war die höchste Niederlage eines deutschen Teams bei einer EM überhaupt. Dabei waren die Deutschen vor allem auf ihrer linken Abwehrseite immer wieder überrannt worden. Es gab also genügend Anschauungsunterricht für die englischen Trainerinnen und Spielerinnen. Diese mögen sich theoretisch gewappnet haben, in der Praxis sahen sie nicht minder häufig die Hacken der Schwedinnen auf dieser Flügelseite wie die Defensivspielerinnen von Bundestrainer Christian Wück.

Körper gegen Körper: Die Engländerinnen standen jahrelang für eine Kombination aus Leidenschaft und gepflegtem Fußball. Mit dem gepflegten Fußball sind sie in den vergangenen Wochen und Monaten nicht weit gekommen, wie unter anderem das 1:2 gegen Frankreich zum EM-Auftakt zeigte. Seitdem setzt das Team von Trainerin Sarina Wiegmann noch mehr auf Physis, was die Niederländerinnen (4:0) und Wales (6:1) zu spüren bekamen. Das Problem: Auch die Schwedinnen beherrschen diesen physischen, aggressiven Fußball par excellence.

Zweite Hälfte: England kam mit viel mehr Präzision, Geschwindigkeit und Zweikampfgewinnen aus der Pause. »Sie sollen Angst haben«, hatte Angreiferin Ella Toone vor der Partie gesagt und zumindest Kopfzerbrechen bereiteten die englischen Angriffsbemühungen nun der schwedischen Abwehr, die in diesem Turnier bislang nur den Treffer durch Jule Brand hinnehmen musste. Doch die englische Drangphase dauerte nur zehn Minuten, dann schickte Asllani wieder Blackstenius und Hampton musste wieder all ihr Können aufbieten, um den mutmaßlichen K.-o. zu verhindern (55.). Toone passte in der 65. Minute aus aussichtsreicher Position ins Nichts und auch die vielen, vielen Flanken waren meist eine sichere Sache für die nur 1,71 Meter große Torfrau Falk. Bis zur Einwechslung von Kelly. Die Tore von Bronze (79.) und Michelle Agyemang (81.) brachten das 2:2 – und die Verlängerung.

30 Minuten extra: Schweden zeigte sich erholt von den Rückschlägen und war die leicht überlegene Auswahl in der Verlängerung. In einer Begegnung, die nun ruppiger wurde, gab es keine hochkarätige Gelegenheit mehr. Die Entscheidung musste im Elfmeterschießen fallen.

Jennifer Falk hielt viermal und verschoss einmal

Jennifer Falk hielt viermal und verschoss einmal

Foto: Alessandra Tarantino / AP

14 Strafstöße extra: Für dieses Elfmeterschießen müsste man die Superlative aus der Schublade holen. Nur fünf von 14 Strafstößen wurden verwandelt, Schwedens Torhüterin Falk parierte gleich vier englische Versuche. Aber: Als fünfte Schützin ihres Teams hätte sie Schweden ins Halbfinale schießen können, aber ihr Versuch ging über das Gehäuse. Auch Sofia Jakobsson hatte dann noch die Chance zur Entscheidung, aber auch sie vergab. So war es der 18-jährigen Smilla Holberg vorbehalten, mit dem fünften schwedischen Fehlschuss die Partie zu entscheiden.

So geht's weiter: England trifft am kommenden Dienstag (21 Uhr) auf Italien, das sich 2:1 gegen Norwegen durchgesetzt hat. Die weiteren Halbfinalisten werden in den Partien Spanien gegen Schweiz am Freitag und Deutschland gegen Frankreich am Samstag (jeweils 21 Uhr) ermittelt.

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