FTX: Ellison zahlt Millionen ein, Verwalter zahlt Milliarden aus

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Im Konkursverfahren der Kryptobörse FTX ist eine wichtige Entscheidung gefallen: Das zuständige US-Bundeskonkursgericht hat am Dienstag den Verteilungsplan genehmigt. Vorgesehen sind Ausschüttungen über 16,5 Milliarden US-Dollar. Damit werden die meisten Kunden entschädigt – allerdings in der Regel in Dollar, nicht in Kryptowährungen. Die meisten Kryptobestände wurden längst verkauft. Sie werden in Dollar umgerechnet ausbezahlt, allerdings zum Wechselkurs des Stichtags der Konkurseröffnung im November 2022. Damals waren die meisten Kryptowährungen deutlich weniger wert als heute.

Kein Geld gibt es für die FTX-eigene Kryptowährung FTT. Dafür hat der Insolvenzverwalter inzwischen sogar so viel Geld zusammengekratzt, dass am Ende vielleicht sogar etwas übrig bleibt, um nach den Kunden und anderen Gläubigern auch bestimmten Vorzugsaktionäre eine Teilentschädigung zukommen zu lassen. Darüber ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.

So eine Zuteilung ist in Insolvenzverfahren selten. Im Fall des FTX-Alameda-Research-Konglomerats sind allerdings mehrere glückliche Umstände zusammengekommen. Einerseits hat sich ein von FTX gehaltenes Aktienpaket am KI-Unternehmen Anthropic PBC als unerwartet wertvoll erwiesen. Andererseits haben sich die Wechselkurse vieler Kryptowährungen zwischen Konkursantrag und Verkaufszeitpunkt erholt.

Immobilienverkäufe und Vergleiche mit ehemaligen Managern von FTX und Alameda Research sowie anderen Profiteuren (beispielsweise den Eltern des als SBF bekannten Mitgründers Sam Bankman-Fried) haben weitere Beträge eingespielt. Erst am Dienstag ist eine Einigung mit SBFs Ex-Freundin und Alameda-Chefin Caroline Ellison bekannt geworden. Die geständige Milliardenbetrügerin ist am 24. September zu bloß zwei Jahren Haft verurteilt worden. SBF hat 25 Jahre aufgebrummt bekommen, der Komplize Ryan Salame siebeneinhalb Jahre.

Einen Tag zuvor hat sich die Frau bereit erklärt, praktisch alle ihre Vermögenswerte in die Masse einzuzahlen. Von Juli 2021 bis September 2022 hat sich Ellison rund 29 Millionen US-Dollar Boni ausgezahlt, obwohl der Spekulationsfonds Alameda Research Milliardenschulden bei FTX hatte. Das Geld kam aus veruntreuten FTX-Kundeneinlagen. Von dem Geld hat Ellison selbst zehn Millionen Dollar in Anthropic-Aktien investiert, die jetzt viel mehr wert sind.

Ellison muss nun diese Aktien (oder deren Verkaufserlös), anderes Geld und alles was sie sonst besitzt, übergeben. Ausgenommen sind nur Zahlungen, die sie aufgrund ihres strafrechtlichen Urteils leisten muss, persönliche Fahrnis sowie Geld, das sie zur Begleichung ihrer Anwaltsrechnungen braucht. Letzterer Betrag ist mit 1,5 Millionen Dollar gedeckelt. Angesichts der Verteilungssumme von 16,5 Milliarden Dollar ist ihr Beitrag dennoch bescheiden.

Die Ex-Managerin hat sich außerdem dazu verpflichtet, die neuen FTX-Verwalter dabei zu unterstützen, etwaig noch nicht zu Tage geförderte Vermögenswerte aufzustöbern und sonst alle Fragen zu beantworten. Zusätzlich verpflichtet sie auf jegliche Ansprüche und Rechte.

Von Wahlkampffonds haben die Insolvenzverwalter dem Vernehmen nach kaum etwas zurückbekommen. FTX hat Millionen Dollar an Wahlkampfspenden an US-Politiker getätigt, bezahlt mit veruntreuten Kundengeldern.

Inzwischen sind andere Kryptofirmen an die Stelle FTX' getreten. Die Kryptowährungs-Branche schüttet eine noch viel größere Geldlawine in den derzeit laufenden US-Wahlkampf.

Das Insolvenzverfahren In re: FTX Trading Ltd ist am US-Bundeskonkursgericht für den Staat Delaware unter dem Az. 22-11068 anhängig.

(ds)

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