
Nico Hülkenberg bei der Siegerehrung
Foto: Clive Rose / Getty ImagesDieser Artikel gehört zum Angebot von SPIEGEL+. Sie können ihn auch ohne Abonnement lesen, weil er Ihnen geschenkt wurde.
Szene des Rennens: Es lief die Runde Nummer 22, und das Feld schlich auf der verregneten Strecke von Silverstone hinter dem Safety-Car her, ehe es von der Strecke verschwand. In Führung lag Oscar Piastri, der nur Gas geben musste, damit der Kampf weiterging. Stattdessen stieg der McLaren-Pilot aber plötzlich auf die Bremse, dahinter musste Max Verstappen (Red Bull) ausweichen und war verwirrt, als Piastri direkt danach davonschoss. Eine tückische Falle wider das Regelwerk, wofür Piastri später mit zehn Sekunden bestraft wurde, wodurch er die Führung verlor.
Das Ergebnis: Lando Norris (McLaren) gewinnt den Großen Preis von Großbritannien vor seinem Teamkollegen Piastri. Auf dem dritten Platz gelang dem deutschen Sauber-Piloten Nico Hülkenberg eine Sensation. Lewis Hamilton im Ferrari wurde Vierter.
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Die Überraschung: Für Max Verstappen ist die bisherige Saison ein Debakel. Erst zwei Rennen hat der vierfache Titelverteidiger gewonnen, an fast jedem Rennwochenende schimpft er über die Makel seines Autos. Im Qualifying von Silverstone zeigte Verstappen aber mit einer sensationellen letzten Runde, wo der Hammer hängt und schnappte sich P1. »Mit Abstand der beste Fahrer hier. Da beißt die Maus keinen Faden ab«, sagte Sky-Experte Ralf Schumacher. Man darf ihm glauben.
Das Wetter: Nach einem regnerischen Vormittag rechneten alle mit einem trockenen Nachmittag, aber eine halbe Stunde vor Start schüttete es plötzlich. Dann schien die Strecke zu trocknen, einige Fahrer starteten sogar auf Slicks – nur damit es in Runde elf wieder anfing zu regnen, diesmal aber richtig. Die Rennleitung schickte das Safety-Car auf die Piste, um für ein paar Runden Sicherheit zu gewährleisten. Die erste Rennhälfte verkam damit leider zu einem Geplänkel ohne interessante Duelle an der Spitze.
Der Start: Verstappen geriet sofort unter Druck, weil Oscar Piastri flink vom Fleck kam, verteidigte die Führung aber. Dahinter drängelte Lewis Hamilton gegen Lando Norris auf Platz drei, musste auf der feuchten Strecke aber Vorsicht walten lassen und wäre dafür beinahe selbst von Pierre Gasly erwischt worden.

Start im Regen, Verstappen noch in Führung
Foto: Eric Alonso / PsnewZ / IMAGORed Bulls Problem: »Wir haben einen Heckflügel am Auto, der etwa so groß ist wie ein Teetablett«, sagte Red-Bull-Teamchef Christian Horner vor dem Start. Bei Verstappens Auto setzten seine Ingenieure auf Tempo, allerdings auf Kosten von Grip. Besonders im Regen hatte Verstappen damit große Probleme. Auf das feierliche Qualifying folgte ein frustrierendes Rennen, währenddessen Verstappen nicht gerade jugendfrei im Teamfunk schimpfte.
Der Silberrücken: Silverstone ist sein Rennen, neunmal hat Hamilton hier triumphiert – häufiger als irgendein Fahrer jemals auf einer einzelnen Strecke. Seit 2021 konnte der Rekordweltmeister nur einmal gewinnen, natürlich in Silverstone vergangene Saison. Dieses Jahr fuhr Hamilton auch lange ums Podium mit, biss sich im letzten Renndrittel aber die Zähne an jemandem aus, den wohl niemand so weit vorn erwartet hätte.
Na endlich: 238 Rennen hatte Hülkenberg hinter sich – nur 14 Fahrer haben mehr in der Formel 1 –, das Cockpit bei Sauber war seine insgesamt neunte Station in der Königsklasse des Motorsports, aber nicht ein einziges Mal hatte es der deutsche Pilot bislang auf das Siegerpodest geschafft. In Silverstone war es so weit. Im Regen profitierte der 37-Jährige von seiner Erfahrung, leistete sich keine einzige Unsicherheit und behauptete sich sogar im Duell mit Hamilton, den er ab Runde 35 auf Distanz hielt. »Ich kann nicht begreifen, was wir gerade geschafft haben«, funkte Hülkenberg nach der Zieldurchfahrt mit brüchiger Stimme. Sein Teamchef half ihm aus und bezeichnete den dritten Platz als »überfälligstes Podium der Formel-1-Geschichte«.

Kampf um Platz drei: Nico Hülkenberg vor Lance Stroll, der noch weitere Plätze einbüßen sollte, und Lewis Hamilton
Foto: Rudy Carezzevoli / Getty ImagesKindesträume: Hamilton wurde nur Vierter, aber ein anderer Brite feierte einen Heimsieg. Für Norris gab es in Silverstone dieses Jahr sogar eine eigene Tribüne, den »Landostand« mit bester Aussicht für seine treuesten Anhänger, die bejubeln durften, wie ihrem Star ein großer Traum in Erfüllung ging. »Seit ich ein Kind war und anfing, die Formel 1 zu gucken, wollte ich dieses Rennen am meisten gewinnen«, hatte Norris vor dem Rennen gesagt.
Synchroncrash: Nichts sehen Strategen und Teamchefs weniger gern, als wenn sich zwei Teamkollegen auf der Strecke zu nahe kommen. Genau das passierte in Silverstone den beiden Haas-Piloten Oliver Bearman und Esteban Ocon. Ersterer griff seinen Kollegen in einer Linkskurve etwas übermütig auf der Innenseite an und krachte diesem in die Seite. Aus der Peinlichkeit wurde eine Kuriosität, denn beide Wagen drehten sich beinahe synchron durch das Kiesbett. Immerhin konnten Bearman und Ocon weiterfahren und das Rennen beenden.
Geburtstag am Geburtsort: 75 Jahre ist es her, dass die moderne Formel 1 geboren wurde. Am 13. Mai 1950 fand das erste Rennen statt, Geburtsort: Silverstone. Der erste Rennsieger der Formel-1-Geschichte hieß damals Giuseppe Farina, der einen Alfa Romeo steuerte.
So geht es weiter: Es ist Halbzeit in der Formel 1, zwölf von 24 Rennen sind durch. Jetzt gibt es drei Wochen Pause, dann folgt der nächste Klassiker, wenn die Rennserie für den Großen Preis von Belgien in Spa gastiert.