Berlin – Carl-Bolle-Grundschule: Schulsenatorin kündigt mögliche Konsequenzen fürs Kollegium an

vor 6 Stunden 1

Nach Berichten über Mobbing eines homosexuellen Lehrers  an einer Berliner Grundschule könnten dort personelle Veränderungen anstehen. »Zunächst muss mit dem bestehenden Kollegium dringend besprochen werden, ob in den bestehenden Konstellationen weiter zusammengearbeitet werden kann«, sagte Schulsenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) bei der jüngsten Sitzung des Bildungsausschusses. Sie erklärte: »Ich sage ganz klar, nach Einschätzung der Verwaltung ist das schwierig und sollte möglichst auch nicht der Fall sein.«

Günther-Wünsch erläuterte nicht, was das konkret bedeute. Parallel müsse die Schulleitung neu besetzt werden; allerdings unabhängig von der Mobbing-Affäre. Die momentane Schulleiterin verlasse ohnehin die Schule, erklärte die Senatorin. Diese habe sich in einem Auswahlverfahren »regelhaft« auf eine andere Schulleitungsstelle beworben.

»Deswegen wird nach einer geeigneten Schulleitung gesucht und mit dieser muss dringend besprochen werden, ob und welche externen Projektpartner zur Unterstützung auch im kommenden Schuljahr herangezogen werden können«, erklärte Günther-Wünsch.

Geplant seien außerdem Schulungen unter anderem durch die Anti-Mobbingbeauftragte und die Antidiskriminierungsbeauftragte sowie eine Auffrischung des schulischen Kinderschutzkonzeptes. An den Berliner Schulen insgesamt solle die Fortbildung zur Sensibilisierung in den Bereichen Anti-Mobbing und Antidiskriminierung verstetigt werden.

An der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit ist der Pädagoge Oziel Inácio-Stech  beschäftigt, der nach eigenen Angaben wegen seiner Homosexualität monatelang von Schülerinnen und Schülern gemobbt, beschimpft und beleidigt wurde. Er beklagt obendrein Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin sowie mangelnde Unterstützung durch Schulleitung, Schulaufsicht und Bildungsverwaltung. Inácio-Stech ist seit mehreren Monaten krankgeschrieben.

Missbilligungsantrag bekam keine Mehrheit

Günther-Wünsch war wegen des Falls selbst politisch stark unter Druck  geraten. Im Berliner Abgeordnetenhaus wurde etwa ein Missbilligungsantrag gegen sie gestellt, der aber schließlich keine Mehrheit fand. Grüne und Linke stimmten dafür, die Regierungsparteien CDU und SPD dagegen, die AfD enthielt sich.

Den Antrag hatte die Grüne-Fraktion eingebracht. Sie warf der Senatorin vor, falsche Angaben dazu gemacht zu haben, wann sie einen an sie gerichteten Anwaltsbrief im Auftrag des Berliner Pädagogen Inácio-Stech bekommen hatte. Günther-Wünsch hatte im Abgeordnetenhaus zunächst gesagt, den Brief erst in diesem Mai gelesen zu haben. Am vergangenen Freitag räumte sie ein, dass ihr das Schreiben vom 4. Dezember 2024 persönlich vorgelegen habe. Das habe eine Prüfung der Akten ergeben.

Auch ihre Bewertung des Falls stieß in den vergangenen Wochen auf Kritik. Auf die Frage des queerpolitischen Sprechers der Berliner Linke-Fraktion, Klaus Lederer, im Bildungsausschuss, ob Günther-Wünsch ernsthaft bestreite, dass an der Schule eine Person schwulenfeindlich gemobbt und zum Täter gemacht worden sei, antwortete die Senatorin so: »Wenn ich sage, es ist ein komplexer Sachverhalt, negiere ich gar nichts und selbstverständlich stelle ich nicht in Abrede, dass es Vorwürfe der homophoben Diskriminierung gibt.«

Günther-Wünsch betonte, das sei aber nicht der einzige Sachverhalt, der in diesem Fall eine Rolle spiele. Lederer fragte die Senatorin auch nach Fehlern in ihrem Handeln. Die CDU-Politikerin sagte, sie habe bereits eingeräumt, dass es sehr wohl Schwachstellen im Beschwerdemanagement gebe: »Und ich glaube, dass wir da auch verantwortungsvoll handeln. Wir haben immer gesagt, dass wir für den Austausch, für die Debatte zur Verfügung stehen.«

Gesamten Artikel lesen