Flekkens offene Worte: "Als ob ich über Jugendfußball rede"

vor 2 Tage 4

Beim 3:1-Sieg gegen Frankfurt entdeckt Bayer die Grundlagen des Spiels für sich wieder. Die simple Rezeptur des Erfolgs macht Torhüter Mark Flekken Hoffnung, der darin die Basis für eine künftige Leverkusener Sterne-Küche sieht.

 Leverkusens Torhüter Mark Flekken agierte auf und neben dem Platz mit Klarheit.

Während und nach dem Spiel mit eindeutigen Aktionen: Leverkusens Torhüter Mark Flekken agierte auf und neben dem Platz mit Klarheit. IMAGO/Team 2

Mentalität schlägt Qualität, lautet eine alte Fußballweisheit. Ist eine Mannschaft einer anderen also in Sachen Kampfkraft, Willen und Einsatz deutlich voraus, kann sie dadurch eigene Probleme und Defizite auch gegen einen übermächtigen Gegner kompensieren und als Sieger vom Platz gehen.

Bayer mit bester Hausmannskost statt Delikatess-Fußball

Okay, dem Leverkusener Kader eine Defizit an Klasse gegenüber dem von Eintracht Frankfurt zu attestieren, ist natürlich schwerlich möglich, wenn man auf die Qualität der Einzelspieler blickt. Betrachtet man aber Faktoren wie Eingespielt sein, Automatismen und Selbstvertrauen aufgrund der vorangegangenen Ergebnisse, trat Bayer 04, nach nur einem Punkt aus den Partien gegen Hoffenheim (1:2) und in Bremen (3:3) schon mit einem Handicap gegenüber den Hessen an, die ihrerseits gegen dieselben Gegner einen Sechs-Punkte-Start hingelegt hatten.

Am Ende war es aber wie zuletzt immer in der BayArena, wenn sich diese beiden Teams gegenüberstanden: Leverkusen gewann - und zwar verdient beim Debüt von Kasper Hjulmand als Werkself-Trainer. Dieser hatte seiner Mannschaft nach nur zwei Trainingstagen keinen Delikatess-Fußball auf das Menü geschrieben, sondern vielmehr im besten Sinne Hausmannskost aus für Bayer 04 untypischen einfachen Zutaten.

Flekken war mit dem Ergebnis der relativ simplen Rezeptur hochzufrieden

Deren Zubereitung fand nach der Partie auch das große Gefallen von Mark Flekken, der sich nach dem Hoffenheim-Spiel noch entsetzt gezeigt hatte, jetzt aber mit dem Ergebnis der relativ simplen Leverkusener Rezeptur hochzufrieden war. Hjulmand habe "ein paar Prioritäten gesetzt, was für ihn sehr wichtig ist als Grundlage. Die haben wir, wenn ich die Liste mal kurz durchgehe, eigentlich sehr gut umgesetzt", resümierte der Torhüter.

Flekkens Worte fielen eindeutig aus, als er beschrieb, wie die Vorgaben aussahen. Stellten sie doch auch umgekehrt die Mängelliste unter Hjulmands Vorgänger Ertik ten Hag dar. "Jeden Sprint, den man rückwärts machen soll, auch machen, als Mannschaft auftreten, Vollgas geben, die Basics halt", zählte der niederländische Nationalspieler auf, "aber die haben in den ersten beiden Spielen gefehlt. Und das merkt man dann auch in der Energie auf dem Platz. Und heute war halt ein deutlich ein Unterschied zu spüren."

Wenn die Basics dann so auf den Platz gelegt werden, dann kann man auch über Strukturen sprechen und Taktik und ich weiß nicht was.

In der Tat. Arg viel mehr Mannschaft geht nicht. So konsequent und kompakt hat man Bayer 04 selten verteidigen sehen. Als Flekken auch diese Tugend benannte, kam sich der 32-Jährige schon selbst komisch vor. "Das war halt auch eine von den Sachen, die auf der Liste stand, als Mannschaft, zusammenbleiben, kompakt stehen. Das hört sich jetzt alles an, als ob ich hier über Jugendfußball rede", entschuldigte sich der Torhüter sogar fast, "aber das ist halt so, wenn die Sachen nicht stimmen, dann wird es schwierig. Die Basics müssen da sein. Und wenn die Basics dann so auf den Platz gelegt werden, dann kann man auch über Strukturen sprechen und Taktik und ich weiß nicht was."

Denn trotz seiner Freude über die wiederbelebten Grundlagen des Spiels, war sich Flekken auch bewusst, dass die Werkself unter Kasper Hjulmand noch nicht diese vom neuen Trainer gewünschte Ballbesitz-Maschine darstellt, die sie zu besten Zeiten unter Xabi Alonso war. "Das ist die Mentalität, die wir halt als Grundlage hier an den Tag legen sollen", lobte der Keeper die Arbeitseinstellung, um dann das spielerische Moment als nächstes Ziel zu benennen: "Wenn wir danach dann über die nächsten Wochen dann auch weiterhin die DNA des Vereins hier mit in unser Spiel nehmen können, wie der Trainer das haben möchte. Dann legen wir weiter los."

Von der Sterne-Küche ist Bayer noch ein paar Schritte entfernt

Gegen Frankfurt sorgten "nur" viel Leidenschaft und zwei Kunststöße von Freistoß-Spezialist Alejandro Grimaldo für die Würze des schmackhaften Leverkusener Eintopfs. Ein Fakt, der Flekken wohl bewusst war, nach dem tristen Liga-Start aber herzlich egal war. "Gut, heute gewinnen wir das Ding durch zwei Freistöße und einen Elfmeter", schloss der Niederländer, "haben wir uns aber auch verdient." Bis zur Sterne-Küche hat der Vizemeister allerdings noch einige Kurse unter Chefkoch Hjulmand zu absolvieren.

Stephan von Nocks

Gesamten Artikel lesen