Im Achtelfinale trifft der FC Bayern auf Flamengo Rio de Janeiro, einen der traditionsreichsten Klubs Brasiliens. Es ist aber auch ein Verein, der aktuell so gar nicht brasilianisch daherkommt - und das hat einen Grund.

Was hat er sich für den FC Bayern überlegt? Flamengos Coach Filipe Luis (Mi.). IMAGO/@odysseyimg
Schon vor Start der Klub-WM hatte Thomas Müller kein Geheimnis daraus gemacht, dass er sich insbesondere auf Duelle mit den südamerikanischen Topteams freue, da man "als europäischer Fußballer solche Traditionsklubs sonst nicht vor die Flinte bekommt. Da schlägt das Fußballerherz höher."
Das dürfte dann auch auf das Achtelfinalduell gegen Flamengo am Sonntag (22 Uhr, LIVE! bei kicker) gelten, wenn zwei Schwergewichte des Weltfußballs zum ersten Mal in einem Pflichtspiel aufeinandertreffen. Bereits jetzt ist klar: Die Aufgabe wird knifflig für den deutschen Rekordmeister. Immerhin hat sich das Team aus Rio de Janeiro bislang stark präsentiert. Ungeschlagen ging man durch die Gruppenphase, besonders überzeugend war dabei das 3:1 gegen den FC Chelsea am 2. Spieltag.
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Die Urubu sind die Speerspitze starker brasilianischer Mannschaften bei der Klub-WM; mit Flamengo, Palmeiras, Botafogo und Fluminense erreichten alle vier Teams aus dem Land des Rekord-Weltmeisters das Achtelfinale. Bemerkenswert dabei: Die Teams treten robust auf, so führen Flamengo und Palmeiras mit jeweils durchschnittlich 14,7 Fouls pro Spiel die Foulstatistik aller Achtelfinalisten klar an - von allen Teilnehmern übertraf nur das bereits ausgeschiedene River Plate diesen Wert (17,3). Auf Platz drei liegt übrigens Botafogo (14). Es folgen Juventus (12,7), Chelsea, Inter Mailand (je 12) und der FC Bayern (11).

Was Bayern in der K.-o.-Phase erwartet - und so läuft der Umbruch in Leverkusen
Der FC Bayern hat den Gruppensieg bei der Klub-WM gegen Benfica verspielt und muss nun gegen Flamengo ran. Woran es in der Hitze von Charlotte scheiterte und was Bayern in der nächsten Runde erwartet, erklärt kicker-Reporter Georg Holzner. Außerdem: Wirtz weg, Frimpong weg, Tah weg - wie geht es in Leverkusen weiter?
25.06.25 - 12:57 Uhr 13:49 Minuten
Robust - und das kommt nicht von ungefähr
Dass Flamengo robust spielt, kommt nicht überraschend, wenn man sich mal näher mit dem Trainer des Klubs befasst. Das ist Filipe Luis, einst in Europa als beinharter Verteidiger über viele Jahre in Spanien bei Atletico Madrid (306 Spiele zwischen 2010 und 2019) sehr erfolgreich aktiv.
Im Dezember 2023 beendete er bei Flamengo seine Profikarriere und sorgt nun als Trainer für Furore. Im Oktober 2024 beerbte Filipe Luis den ehemaligen brasilianischen Nationaltrainer Tite in Rio und führte den Klub zum Pokalsieg 2024 und im Jahr darauf zur Campeonato Carioca, der Staatsmeisterschaft von Rio de Janeiro - in seiner Zeit als Flamengo-Coach hat er bislang nur drei Spiele verloren.
Filipe Luis ist das Gewinnen wichtiger als das schöne Spiel, daraus macht er keinen Hehl. Diese Einstellung dürfte er im Land der Edeltechniker und des schönen Fußballs wohl nicht jedem gefallen, aber der Erfolg gibt dem Coach recht. Der 39-Jährige wurde als Spieler von Diego Simeone stark geprägt und das spiegelt sich nun auch in der Spielweise Flamengos wider. Die Brasilianer agieren modern, überzeugen im Kollektiv, spielen intensiv und haben klare taktische Vorgaben.
Eine reine Kontertruppe ist das Team aber keineswegs, das zeigt allein schon die Tatsache, dass man seine bisherigen Gruppenspiele mit viel Ballbesitzfußball (im Schnitt 62 Prozent) geführt hat - aber eben auch mit viel Körpereinsatz: Flamengo gewann 54,4 Prozent seiner Zweikämpfe. Zum Vergleich: Der FC Bayern gewann bisher nur 47,7 Prozent seiner Zweikämpfe.
Das Tempo-Problem
Flamengo hat viele junge Spieler in den eigenen Reihen, zugleich aber auch Recken wie die beiden brasilianischen Nationalspieler Alex Sandro (34) und Danilo (33), den italienischen Europameister Jorginho (33), den torgefährlichen uruguayischen Spielgestalter Giorgian de Arrascaeta (31) oder auch den Ex-Wolfsburger Bruno Henrique (14 Bundesligaspiele), die mit ihrer großen Erfahrung das Team in kniffligen Situationen führen können.
Das Alter der Leistungsträger birgt aber auch ein großes Risiko, so fehlt es Flamengo an Geschwindigkeit - und das könnte im Duell mit den Bayern um die pfeilschnellen Michael Olise, Kingsley Coman oder auch Jamal Musiala zum Problem werden. Wohl auch deshalb dürften die Münchner trotz aller Klasse Flamengos als Favorit gehandelt werden.
drm