"Flächenbrand in der KiPo-Szene": Polizei nimmt große Missbrauchsplattform hoch

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Deutsche Strafverfolger sind nach eigenen Angaben erfolgreich gegen eine Darknet-Plattform vorgegangen, über die im großen Stil Darstellungen sexuellen Kindesmissbrauchs verbreitet wurden. Im Rahmen eines Großeinsatzes vom 24. bis 28. September vollstreckten rund 200 Beamte in Nordrhein-Westfalen (NRW), Baden-Württemberg, Bayern, Niedersachsen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein sieben Durchsuchungsbeschlüsse und nahmen sechs Tatverdächtige im Alter zwischen 43 und 69 Jahren fest, zwei davon in NRW.

Die Ermittler stellten zudem umfangreiches Beweismaterial in Form von 1517 Beweismitteln wie Laptops, PCs und Handys sowie 94 Umzugskartons vollgepackt etwa mit Videokassetten und DVDs sicher. Bei den Razzien waren Spezialeinheiten, IT-Experten und Datenträgerspürhunde beteiligt. Die Ermittlungen und den Einsatz leitete die Polizei Duisburg zusammen mit der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime Nordrhein-Westfalen (ZAC NRW).

Alle festgenommenen Beschuldigten, die zur Führungsriege der Plattform gehören sollen, befinden sich in Untersuchungshaft. Ihnen wird die "bandenmäßige Verbreitung kinderpornografischer Inhalte" vorgeworfen. Nach ersten Auswertungen des beschlagnahmten Materials konnten Ermittler bereits weltweit aktive Nutzer "im mittleren sechsstelligen Bereich auf dem Board" ausmachen, teilte die Polizei Duisburg am Dienstag mit. Die exakte Datenmenge könne derzeit aber noch nicht einmal abgeschätzt werden. Alleine auf einem Rechner eines Beschuldigten seien 13,5 Terabyte zu sichten. Bei einem Foto mit einer durchschnittlichen Dateigröße von 4 MB entspreche dies etwa 3,4 Millionen Aufnahmen. Was die Ermittler ausgelöst hätten, sei "kein Strohfeuer, sondern ein Flächenbrand in der KiPo-Szene", betonte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU). Diese habe "nun einen Tummelplatz für ihre Widerwärtigkeiten weniger".

Reul ist sich "ganz sicher", dass "wir noch weitere Tatverdächtige ausfindig machen" werden. Aber am wichtigsten sei es, "weiteren Missbrauch zu verhindern und Kinder zu befreien, die sich aktuell noch in den Fängen von Pädophilen befinden. Dafür tun wir alles, was nötig ist." NRW-Justizminister Benjamin Limbach (Grüne), sprach von einem "Paukenschlag". Dieser sende unüberhörbar ein Signal an alle Täter von Kindesmissbrauch: "Ihr könnt Euch nicht verstecken. Nicht hinter vier Wänden, nicht hinter einem Pseudonym und auch nicht im Darknet."

Bei einem Tatverdächtigen hätten die Polizisten Datenträger in schier jeder Form gefunden: Magnetbänder, Videokassetten, CDs, DVDs, Festplatten und USB-Sticks. "Er ist über Jahrzehnte jede technische Neuerung mitgegangen, um an sein Material zu kommen", erklärte der Duisburger Polizeipräsident Alexander Dierselhuis laut dem WDR.

Den Untersuchungen an der Ruhr sei die Arbeit von Kollegen aus Bayern vorangegangen, die gegen eine andere Plattform ermittelten. In diesem Kontext hätte es einen Hinweis auf einen Nutzer aus Duisburg gegeben, der sich registriert, aber "da nicht viel gemacht hatte". Der User sei nach der Anmeldung auf den Portalen reumütig geworden und hätte seine Zugangsdaten für mehrere Plattformen zur Verfügung gestellt, was die Sache auch in NRW ins Rollen gebracht habe.

(olb)

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