Familiennachzug in Österreich: "Papa, wann kommst du mich endlich holen?"

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Die Regierung will den Nachzug von Flüchtlingsfamilien weiter einschränken. In der syrischen Community sorgt das für Verzweiflung.

Aus der ZEIT Nr. 17/2025 Aktualisiert am 26. April 2025, 11:47 Uhr

 Gassan Alhassani lebt seit 2021 in Österreich und hat seine Familie seitdem nicht mehr gesehen.
Gassan Alhassani lebt seit 2021 in Österreich und hat seine Familie seitdem nicht mehr gesehen. © Mafalda Rakoš für DIE ZEIT

Es ist diese eine Frage, die Gassan Alhassani schon länger quält. "Papa, wann kommst du mich endlich holen?", fragte ihn sein Sohn kürzlich bei einem Videotelefonat. Der 18-Jährige sitzt in einem Flüchtlingsheim im Südosten der Türkei fest. Fast 3.000 Kilometer von Wien entfernt, wo sein Vater lebt.

Alhassani konnte seinem Sohn keine Antwort geben. Zumindest keine gute. Und die Hoffnungen, dass der 48-jährige Syrer seine Familie bald wiedersehen wird, schwinden immer mehr.

Österreichs Regierung sieht in Alhassanis Ehefrau und ihren fünf gemeinsamen Kindern schlicht eine Last, die das Land nicht mehr stemmen kann. Damit Integration funktioniere, sagte kürzlich ÖVP-Innenminister Gerhard Karner, "dürfen die Systeme nicht überlastet sein". Und "überlastet" seien inzwischen vor allem die Wiener Spitäler und Schulen. Tausende Schülerinnen und Schüler kamen zuletzt über den sogenannten Familiennachzug aus Syrien an die Wiener Pflichtschulen, durchschnittlich waren es im Vorjahr monatlich 300 Kinder. Der Familiennachzug soll deshalb gänzlich gestoppt werden, es ist eines der politischen Vorhaben, mit denen die neue Dreierkoalition öffentlich besonders wirbt. Sie nimmt dafür sogar einen möglichen Bruch des EU-Rechts in Kauf. Und die Verzweiflung von Tausenden Menschen, die ihre Zukunft in Österreich gesehen haben.

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