Rund drei Milliarden Euro: Das ist die Geldsumme, über die Kinder in Deutschland gemeinsam verfügen. Täten sich alle zusammen und legten ihr Taschengeld und ihre Geldgeschenke zusammen, könnten sie sämtliche Schultoiletten in Deutschland sanieren oder einen großen Fußballklub wie Real Madrid oder Bayern München kaufen. Sie könnten eine eigene Spielwarenfirma aufbauen, oder sie könnten eine Fluggesellschaft gründen.
Drei Milliarden Euro sind eine Menge Geld – und das ist nur die Summe, die Kinder bis 13 Jahre zur Verfügung haben; Jugendliche sind hier noch gar nicht mitgerechnet. Im bundesweiten Durchschnitt erhalten diejenigen, die Taschengeld bekommen, durchschnittlich 17,93 Euro im Monat. Meist geht es etwa mit dem sechsten Lebensjahr los. Kleinere Kinder starten mit wenigen Euro, und dann wird es schnell mehr: In den meisten Familien ist das Taschengeld nach Alter gestaffelt, Zehnjährige bekommen in der Regel zwischen 10 und 20 Euro im Monat, manche 13-Jährige schon rund 30 Euro.
Wer wann wie viel in die Spardose packen kann, bestimmen die Erwachsenen, die sich um die Kinder kümmern. Ein Recht auf Taschengeld gibt es nicht, und längst nicht jedes Kind bekommt regelmäßig etwas: 45 von 100 Kindern in Deutschland erhalten kein Taschengeld. Viele bekommen jedoch Geldgeschenke zu Geburtstagen oder religiösen Festen wie dem Zuckerfest oder Weihnachten.
1. Die wichtigste Frage zuerst: Wie viel Taschengeld gibt es monatlich – und in welchen Schritten wird es erhöht? Jede Familie entscheidet selbst über die Höhe des Taschengelds, und das ist völlig in Ordnung. Die Taschengeldempfehlungen des Deutschen Jugendinstituts können beim Festlegen helfen: www.dji.de/taschengeld
2. Wer bestimmt über das Taschengeld? Expertinnen und Experten raten dazu, dass Kinder ihr Taschengeld eigenständig verwalten. Ob Fußballtrikot oder teure Creme – Eltern sollten Käufe nicht bewerten oder beeinflussen.
3. Wie planst du dein Taschengeld? Was möchtest du dir sofort kaufen? Und was sind deine langfristigen Sparziele? Familien sollten regelmäßig über ihre Pläne sprechen. Dabei können auch Eltern von ihrem eigenen Umgang mit Geld berichten.
4. Wie viel Verantwortung kannst du übernehmen? Vielleicht gibt es Ausgaben, über die Kinder abgesehen vom Taschengeld entscheiden können. Denn man lernt viel daraus, selbst ein Budget zu verwalten, zum Beispiel mit einem festen Betrag die neue Sommerkleidung aussuchen und kaufen zu dürfen.
Viele Kinder auf der Welt bekommen – wenn überhaupt – nur etwas zu besonderen Anlässen. Regelmäßiges Taschengeld ist eher in wohlhabenden Ländern üblich, aus einem einfachen Grund: Es hängt davon ab, ob die Eltern es sich leisten können. Aber auch in Deutschland und anderen europäischen Ländern war die Vorstellung, dass Kinder eigenes Geld bekommen und behalten durften, bis vor nicht allzu langer Zeit abwegig.
Denn die Realität sah für Kinder lange Zeit ganz anders aus. Noch vor rund 150 Jahren war es üblich, dass Kinder fast überall auf der Welt arbeiten mussten. Erst in den Sechzigerjahren, also vor etwa 65 Jahren, begannen Erziehungsexpertinnen und -experten in Deutschland, sich mit dem Konzept des Taschengelds zu beschäftigen. Diese Zeit war geprägt vom sogenannten Wirtschaftswunder: Nach den Zerstörungen durch den Krieg erlebte das Land einen Aufschwung.

Bekommst du Taschengeld? Und, wenn ja, was machst du damit? Das haben wir Kinder für dieses Heft gefragt. Es kamen die unterschiedlichsten Antworten: von Sparen bis zu Bücher oder Pizzastücke kaufen. Etwas mehr als die Hälfte aller Kinder in Deutschland bekommt Taschengeld, die anderen bekommen keines oder zumindest kein regelmäßiges. Warum es eine gute Idee ist, Kindern einen Betrag zu geben, und weshalb Familien über Geld sprechen sollten, darum geht es in Ausgabe 5/2025. Außerdem im Heft: wie sich die USA von Europa abwenden. DEIN SPIEGEL gibt es am Kiosk, ausgewählte Artikel online. Erwachsene können das Heft auch hier kaufen:
Damals bekamen längst nicht alle Kinder Taschengeld – und wenn, dann oft nur wenige Pfennige (heute Cent). Trotzdem fand man, dass es dazu taugen könnte, junge Leute zum richtigen Umgang mit Geld zu erziehen. Sie sollten lernen, zu sparen, zu rechnen und gewissenhaft mit ihren Finanzen umzugehen. Sparbücher und -konten für Kinder wurden erstmals besonders beliebt. Eltern eröffneten ein Konto für das Kind bei einer Bank, auf das regelmäßig Erspartes eingezahlt und verzinst werden sollte, wobei die Zinssätze früher deutlich höher waren als heute. Zinsen sind das Geld, das Banken an Sparende zahlen, wenn diese ihr Geld einzahlen und dort für eine Zeit lassen.

In den Sechzigerjahren herrschte nach dem Krieg Wohlstand: Menschen hatten sichere Arbeitsstellen und konnten es sich teilweise leisten, Kindern Taschengeld zu zahlen. Besonders beliebt waren Spielsachen.
Foto: Karl Schnörrer / dpa / picture allianceAuch heute sparen viele Kinder noch ihr Geld, manche legen ihr Bargeld in Spardosen, andere haben ein eigenes Kinder- oder Jugendkonto. Mit diesem Geld sind Kinder ein wichtiger Wirtschaftsfaktor geworden. Mittlerweile sind viele Produkte speziell darauf ausgelegt, dass sie von jungen Leuten mit eigenem Geld gekauft werden sollen: Sammelkarten wie Pokémon, Fußball- oder Magic-Karten, Trends wie Legami-Stifte, Kosmetik und Make-up, Süßigkeiten oder Energy-Drinks.
Welche Produkte gekauft werden, ist so unterschiedlich wie die Kinder selbst. Es gibt aber einige Trends: Sieben von zehn kaufen sich regelmäßig Süßigkeiten. Außerdem wird gern gelesen, die Hälfte aller Kinder kauft sich von ihrem Geld Zeitschriften und Comics. Mädchen investieren etwas mehr Geld in Kleidung, Bücher sowie Kosmetik und Körperpflege, während Jungs mehr Geld für Spielekonsolen und Spiele, Sammelfiguren und Sammelkarten ausgeben.
Die meisten Kinder dürfen ihr Geld selbst verwalten, die Eltern lassen sie also entscheiden oder mitentscheiden, wofür sie es ausgeben. Das ist eine gute Idee, findet auch das Deutsche Jugendinstitut. Die Höhe des Taschengelds ist laut den Expertinnen und Experten nicht entscheidend. Viel wichtiger ist es, dass Eltern das Taschengeld nicht zum Bestrafen und Belohnen einsetzen und es regelmäßig verlässlich zahlen, ohne dass das Kind daran erinnern muss.
Hiermit behältst du die Übersicht
Denn wer regelmäßig frei über Geld verfügen darf, lernt bei jedem Einkauf, was Sachen kosten, wie schnell man sein Geld los ist und wie lange es dauert, bis man auf etwas gespart hat. Man macht Fehler, ärgert sich, Geld für das Falsche ausgegeben zu haben – und lernt daraus. Im Schulunterricht kommt es in der Regel nicht vor, wie man mit Geld umgeht – die Fähigkeit sollte man also am besten im echten Leben üben.
Dieser Artikel erschien in DEIN SPIEGEL 5/2025.

DEIN SPIEGEL
Liebe Eltern,
Kinder wollen die Welt verstehen. Sie interessieren sich für Natur, Menschen und Technik. Sie stellen Fragen. Und sie geben sich nicht mit den erstbesten Antworten zufrieden. Darum gibt der SPIEGEL für junge Leserinnen und Leser ab acht Jahren ein eigenes Nachrichtenmagazin heraus.
DEIN SPIEGEL erscheint jeden Monat neu und bietet spannende, verständlich geschriebene Geschichten aus aller Welt, Interviews und News aus Politik und Gesellschaft. Für noch mehr Spaß sorgen Comics, Rätsel und kreative Ideen zum Mitmachen.