Expansion nach Urknall: Alternative zur kosmologischen Inflation vorgestellt

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Ein europäisches Forschungsteam hat nach eigenen Angaben eine Theorie zur Entwicklung des Universums unmittelbar nach dem Urknall formuliert, die ohne die überlichtschnelle Ausbreitung auskommt, die als kosmologische Inflation bekannt ist. Das hat die Universität Barcelona jetzt publik gemacht, wo Studienleiter Raúl Jiménez arbeitet. Die bereits unabhängig überprüfte und jetzt veröffentlichte Theorie kommt demnach ohne jene modifizierbaren Parameter aus, die für das etablierte Modell benötigt werden. Das sie ohne diese "beliebigen" Größen auskommen, sei ein "bedeutender Durchbruch", der auch zu weiteren astronomischen Beobachtungen passe.

Das Modell der kosmischen Inflation wurde vor über 40 Jahren entwickelt und sollte erklären, wie das Universum direkt nach seiner Entstehung offenbar überlichtschnell expandiert ist. Damit ließen sich einige Probleme der Kosmologie lösen, zum Beispiel die große Gleichförmigkeit des Universums. Abschließend bestätigt ist das Modell bislang nicht. Das Team um Jiménez verweist nun darauf, dass es "zu viele" Parameter enthält, die angepasst werden können. Deshalb lasse sich nur schwer ermitteln, ob es tatsächlich zutreffende Voraussagen ermöglicht oder sich dadurch nur an die verfügbaren Daten anpasst. Ihre Alternative benötige jetzt keine hypothetischen Felder oder Partikel, um die Beobachtungen zu erklären.

Ihr bislang namenloses Modell besagt demnach, dass Quantenfluktuationen in der Raumzeit ausgereicht haben, um jene geringen Unterschiede in der Dichte zu verantworten, die später die Entstehung von Galaxien, Sternen und Planeten ermöglicht haben. Das ließe sich auch durch Beobachtungen überprüfen, versichert die Gruppe. Es handle sich um eine "minimalistische, aber mächtige und elegante Erklärung, die potenziell widerlegt werden kann". Man benötige keine spekulativen Elemente, erklärt Jiménez. Ausreichen könnte ein tiefergehendes Verständnis der Gravitation und der Quantenphysik. Der Fachartikel "Inflation without an inflaton" wurde jetzt im Fachmagazin Physical Review Research veröffentlicht.

Die Vorstellung erfolgt jetzt elf Jahre nachdem ein Forschungsteam behauptet hatte, Spuren der kosmologischen Inflation entdeckt zu haben. Das hatte sich aber wenige Monate später als falsch herausgestellt, die – zwischenzeitlich gar als nobelpreiswürdig bezeichneten – Schlussfolgerungen waren als zu weitgehend zurückgewiesen worden. Auch deshalb ist die kosmologische Inflation weiterhin nur theoretisch beschrieben. Jiménez erklärt jetzt noch, dass es sich nicht um eine rein philosophische Frage handle. Ziel sei auch die Beantwortung fundamentaler Fragen dazu, wer wir sind und woher wir kommen.

(mho)

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